29.thInternationales Forum des jungen films
Februar11.-21.Februar 1999
Zahlreiche deutsche Filme im Forumsprogramm
Mit sechs Welturaufführungen deutscher Spiel- und Dokumentarfilme setzt das Internationale Forums des Jungen Films 1999 bewußt einen Schwerpunkt. Die ausgewählten Arbeiten zeigen, daß im deutschen Film jenseits von Lustspielen und marktgerechter Massenware auch weiterhin experimentierfreudige, engagierte und persönliche Werke entstehen.

Mit einer beeindruckenden formalen Strenge und Geschlossenheit, die bisweilen an Robert Bresson erinnert, porträtiert der Berliner Regisseur Thomas Arslan in seinem dritten langen Spielfilm DEALER einen jungen Türken, dessen Versuche, aus der Drogenszene von Berlin-Schöneberg auszubrechen und sein persönliches Glück zu finden, zum Scheitern verurteilt sind. Der Schauplatz Berlin steht auch im Mittelpunkt des experimentellen Spielfilms.

KILLER.BERLIN.DOC von Bettina Ellerkamp und Jörg Heitmann, in dem sich junge Bewohner der künftigen Hauptstadt auf ein mysteriöses "Mörderspiel" einlassen, um Alltagstrott und Lebensekel zu begegnen. 

Der Filmregisseur Didi Danquart hat das Theaterstück VIEHJUD LEVI des früh verstorbenen Dramatikers Thomas Strittmatter verfilmt. Die allegorische Schilderung des aufkeimenden Nationalsozialismus in einem Schwarzwalddorf, aus dem Ignoranz, Opportunismus und Feigheit den vormals wohlgelittenen Viehhändler Levi vertreiben, ist mit Darstellern wie Martina Gedeck, Ulrich Noethen und Eva Mattes hochkarätig besetzt.

Der renommierte Dokumentarist Volker Koepp hat sich mit seinem jüngsten Werk HERR ZWILLING UND FRAU ZUCKERMANN nach Galizien begeben, in die Stadt Czernowitz in der heutigen Ukraine, die vor dem Holocaust Zentrum jüdischen Lebens war. Der zweieinhalbstündige Film geht den Überresten jüdischer Kultur nach, fragt nach ihrer Zukunft, und porträtiert zugleich Menschen, die den Verfolgungen getrotzt und ihre bewundernswerte Eigenheit bewahrt haben.

SZENEN AUS DEM ABENDLAND hat Viola Stephan das Porträt ihrer Freundinnen genannt, die, "Überwiegend erfolgreich, unabhÄngig, schön", ihren Berufen nachgehen, sich für die Kinder aufopfern, den persönlichen Luxus pflegen, den Ennui bekämpfen. Der Film spiegelt, mit den Worten der Regisseurin, "das schillernde Resultat von 30 Jahren Befreiung (sexuell, gesellschaftlich etc.), Selbstverwirklichung, Eigenverantwortung und Berufstätigkeit."

37 Jahre währt nunmehr die Langzeitbeobachtung der "Kinder von Golzow", die Barbara und Wilfried Junge auch nach dem Ende der DEFA weiterführen. BRIGITTE UND MARCEL - GOLZOWER LEBENSWEGE ist eines der traurigsten und vielleicht auch bewegendsten Kapitel dieser Chronik, denn Brigitte, die "lustige Dicke mit den blonden Zöpfen" starb 1984 mit 29 Jahren an einer Herzschwäche. Der Film dokumentiert auch das Erwachsenwerden ihres Sohnes Marcel, der, im Sozialismus aufgewachsen, 1991 als Rekrut den Eid auf die Bundesrepublik Deutschland leistet.

8. Januar 1999 
 

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