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In der Öffentlichkeit präsentierte sich der "Master of Suspense" gern als alleiniger Autor, der jedes visuelle Detail seiner Filme selbst erdacht habe. Tatsächlich jedoch war Hitchcock ein ausgesprochen teamorientierter Künstler. In intensiver Zusammenarbeit mit Schauspielern, Produzenten, Kameraleuten, Drehbuchautoren, Kostümbildnern, Production Designern und Komponisten erschuf er das, was das Publikum von einem "Alfred-Hitchcock-Film" erwartete. Anhand von Originaldokumenten und Medieninstallationen beleuchtet die Ausstellung "Casting a Shadow – Alfred Hitchcock und seine Werkstatt" im Museum für Film und Fernsehen (29. Januar bis 10. Mai) den Prozess der Filmproduktion, der wesentlich auf Teamarbeit beruhte. Hitchcock versammelte hervorragende kreative Mitarbeiter um sich, etwa den Kameramann Robert Burks, die Production Designer Henry Bumstead und Robert Boyle oder die Kostümbildnerin Edith Head, die alle entscheidend zum "Hitchcock-Stil" beitrugen. Die Ausstellung gliedert sich nach den verschiedenen Departments, die an einer Filmproduktion beteiligt sind: Drehbuch, Kamera und Licht, Kostümbild, Production Design, Studio Produktion, Vermarktung sowie Musik und Sounddesign.
Ein gesondertes Kapitel ist Hitchcocks Verhältnis zu Berlin gewidmet. Die Filmreihe orientiert sich an diesen acht Kapiteln und stellt jeweils ein prägnantes Beispiel vor.
Den Auftakt bildet SABOTEUR (USA 1942, 18.2., Einführung Ralph Eue) zum Thema Production Design. David O. Selznick, bei dem Hitchcock während seiner ersten Jahre in den USA unter Vertragstand, glaubte nicht an den Film und lieh Hitchcock an die Universal Studios aus. So genoss Hitchcock größere künstlerische Freiheit, um die Geschichte eines unschuldig Verdächtigen zu erzählen. Nach einem Sabotageakt in einer Flugzeugfabrik wird einer der Arbeiter fälschlicherweise verdächtigt und begibt sich auf die Suche nach dem wahren Saboteur. Das Production Design besorgte Jack Otterson, assistiert von Robert Boyle, der später für das Production Design bei North By Northwest, The Birds (1963) und Marnie (1964) verantwortlich zeichnete. Besonders der Showdown auf der Freiheitsstatue in New York forderte eine starke visuelle Umsetzung. Der Saboteur stürzt von der Fackel der Statue in den Tod, während die Kamera aus der Vogelperspektive das Geschehen erfasst.
Unter der Überschrift "Musik und Sounddesign" läuft THE BIRDS (USA 1963, 21.2, Einführung Nils Warnecke). Der Film, der neben Psycho vielleicht wie kein anderer mit dem Schaffen Hitchcocks identifiziert wird, stellte alle Beteiligten vor enorme technische und künstlerische Herausforderungen. Hitchcock entschied sich – und das war Anfang der 1960er Jahre für eine große Hollywood-Produktion bemerkenswert – gegen einen klassischen musikalischen Score. Er beauftragte den amerikanischen Komponisten Remi Gassmann und den deutschen Sounddesigner Oskar Sala mit der Produktion des künstlichen Soundtracks, der aus dem Schreien, Picken und Flügelschlagen der Vögel bestand. Diese Sounds entstanden auf Salas Mixturtrautonium, einer frühen Form des Synthesizers, in Berlin.
STAGE FRIGHT (USA 1950, 25.2., Einführung Barbara Schröter) wird unter dem Aspekt des Kostümbilds vorgestellt. Hier zeichnete nicht die mehrfache Oscar-Preisträgerin und langjährige Kostümbildnerin Hitchcocks, Edith Head, für die Kostüme verantwortlich, da Hitchcock seiner Hauptdarstellerin Marlene Dietrich volle Freiheit in der Auswahl ihres Designers gewährte. Die Dietrich entschied sich für den französischen Modeschöpfer Christian Dior und bestellte in Paris zahlreiche kostspielige Garderoben. Ihre Partnerin Jane Wyman konnte in der Rolle eines Zimmermädchens weniger glänzen, was zu einer Art Kostümwettstreit zwischen den beiden Aktricen führte. Eine Dior-Kreation ist in der Ausstellung zu sehen.
Der letzte Film im Februar TORN CURTAIN (USA 1966, 28.2., Einführung Kristina Jaspers) steht für Hitchcocks Verhältnis zu Berlin. Bereits 1924/25 hatte Hitchcock die Filmstudios in Babelsberg – damals die modernsten der Welt – besucht. Die Erfahrungen, die er in den deutschen Ateliers machte, prägten ihn nachhaltig. Gut 40 Jahre später siedelte Hitchcock den Spionagefilm TORN CURTAIN im geteilten Berlin an. Die Dreharbeiten fanden allerdings im Studio in Los Angeles statt, Kulissenbauten, Rückprojektionen und gemalte Hintergründe – so genannte Matte Paintings – mussten den realen Schauplatz ersetzen. Frieda Grafe charakterisierte den Film als einen "durch und durch deutschen Hitchcockfilm": "Bauten und Perspektiven im Blick der 'Berliner Schule', Ufa-Blick von 1926, dem es 1966 durch den 'Iron Curtain' verwehrt ist, diese Orte zu betreten. Er muss sie sich malen (wie das Leben hinter dem Vorhang auch)." (Klaus Theweleit), (Kristina Jaspers, Nils Warnecke, Kuratoren der Ausstellung)
Weitere Informationen unter www.deutsche-kinemathek.de. Die Filmreihe wird im März fortgesetzt.

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