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Die Gelegenheiten, Dreyers Filme auf der Leinwand zu sehen, sind äußerst selten. Umso mehr freuen wir uns, vom 26. Februar bis zum 31. März alle Filme Carl Theodor Dreyers in den besten verfügbaren Kopien und überwiegend in restaurierten Fassungen präsentieren zu können. Neben den langen Spielfilmen zeigen wir seine acht Kurzfilme, vorwiegend dokumen-tarischen Charakters, die er zwischen 1942 und 1954 gedreht hat. Ergänzt wird das Programm durch Einführungen, Dokumentationen über Dreyer sowie Spielfilme, die auf Dreyers Werk Bezug nehmen. Ausführliche Informationen entnehmen Sie bitte dem März-Programm.

Wir eröffnen mit LA PASSION DE JEANNE D'ARC (Die Passion der Jungfrau von Orléans, F 1928, 26.2., Einführung: Wolfgang Schmidt, am Flügel: Eunice Martins & 9.3.), einem Meilenstein der Filmgeschichte. Dreyers letzter Stummfilm konzentriert Prozess, Verurteilung und Hinrichtung der Jeanne d'Arc auf einen Tag, die Texte der Zwischentitel sind Zitate der historischen Prozessakten. In stark zurückgenommenen Dekors konzentriert sich Dreyer auf die Seelenlandschaften der ungeschminkten Gesichter, die durch die expressionistischen Kamerawinkel und im Kontext des dargestellten Geschehens eine enorme Ausdruckskraft gewinnen. Mit der Präzision eines Seismographen registriert die Kamera die emotionalen Erschütterungen, die sich durch Zuckungen, Schweißausbrüche und Tränen auf der Hautoberfläche zeigen. "Nichts in der Welt ist dem menschlichen Gesicht vergleichbar. Es ist ein Land, das zu erforschen man niemals müde wird." (Carl Th. Dreyer)

Dreyers Regiedebüt PRÆSIDENTEN (Der Präsident, Dänemark 1919, 28.2., am Flügel: Eunice Martins & 1.3.) ist ein Melodram über Männer, die ihrer Verantwortung als Väter gegenüber Frauen der unteren Gesellschaftsschicht nicht nachkommen. Im Mittelpunkt steht ein Richter, der sich entscheiden muss zwischen seiner Ehre, seiner sozialen Position und seiner unehelichen Tochter, die angeklagt ist, ihr ebenfalls uneheliches Kind getötet zu haben. Der autobiografisch gefärbte Film – Dreyer war das uneheliche Kind einer schwedischen Dienstmagd, die zwei Jahre nach seiner Geburt an den Folgen einer versuchten Abtreibung starb – besitzt bereits viele Merkmale seiner späteren Filme: die Unterdrückung der Frau, die Notwendigkeit eines Opfers für die Liebe sowie ein klarer, einfacher Stil und Bauten, die wie gerahmt wirken.

BLADE AF SATANS BOG
(Blätter aus Satans Buch, Dänemark 1920, 27.2., am Flügel: Eunice Martins & 3.3.) ist von D. W. Griffiths Intolerance (1916) beeinflusst und thematisiert die Gefährdung des Menschen durch das Böse, dargestellt in vier verschiedenen Episoden und Zeitaltern ("Judas" / "Spanische Inquisition" / "Französische Revolution" / "Die rote Garde"). "Dreyer, der gesagt hat, dass er für jeden Film auf der Suche nach einem Stil war, der nur für diesen einzigen Film Gültigkeit habe. Er hat die erste Episode, die den Verrat von Judas an Christus erzählt, im Stil eines Bilderbogens, einer Ikonographie christlicher Kunst, gestaltet. Die Zwischentitel, Handlung suggerierend, machen den Eindruck von Schriftzeichen, die gleichbedeutend zwischen statische Bilderzeichen eingelassen sind. Der Wechsel vom Bild zur Schrift und von der Schrift zum Bild erfolgt nicht als Moment einer organischen Handlung, sondern als deren permanentes Zerreißen. Die vierte Episode, aus dem Krieg zwischen Rot und Weiß im Finnland von 1918, ist – im äußersten Gegensatz zur ersten – im Stil eines Westerns inszeniert: ein verlorenes Holzhäuschen in den schneebedeckten finnischen Wäldern, die Telegraphenstation; eine Frau zwischen zwei Männern; Verfolgungen zu Pferd; Schießereien; die Guten und die Bösen: Western." (Peter Nau)

Die Retrospektive wird den ganzen März hindurch fortgesetzt. Ein herzliches Dankeschön an Klaus Volkmer vom Filmmuseum München.

Gefördert durch:

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