Direkt zum Seiteninhalt springen
MARCIDIS (Mercedes, Yousri Nasrallah, Ägypten/
Frankreich 1993, 9.4., zu Gast: Yousra) Das surrealistische Drama spiegelt die moralische Krise der ägyptischen Oberschicht wider. Yousra ist in einer Doppelrolle zu sehen: als reiche und enigmatische Warda, und als Afifa, eine einfache Bauchtänzerin, die sich in Wardas Sohn Nubi verliebt. MARCIDIS stellte mit der Darstellung tabuisierter Themen wie Homosexualität und der Kairoer Drogenszene ein Novum im ägyptischen Kino dar. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Filmsprache gilt er als einer der besten ägyptischen Filme der letzten Jahrzehnte.

VILLA 69
(Ayten Amin, Ägypten 2014, 10.4., zu Gast: Ayten Amin) Der mürrische Architekt Hussein (Khaled Abol Naga) lebt abgeschieden von der Außenwelt. Aus Stolz verschweigt er seine schwere Krankheit. Nur der überdrehten Krankenschwester Hanaa (Heba Yousry) gelingt es, eine beinahe freundschaftliche Beziehung zu ihm aufzubauen. Als seine resolute Schwester (Lebleba) samt ihrem pubertierenden Enkel bei ihm einzieht, wird Husseins rigider Alltag auf den Kopf gestellt. Ayten Amins Langspielfilmdebüt ist ein leichtfüßiges Drama und eine humorvolle Hommage an das Leben.

MASKOON
(Haunted, Liwaa Yazji, Syrien 2014, 10.4., anschließend Gespräch mit Irit Neidhardt) "Als die Bomben kamen, war das erste was wir taten, wegzulaufen. Später erinnerten wir uns daran, nicht zurück geschaut zu haben. Wir haben uns nicht verabschieden können, von unserem Heim, unseren Erinnerungen, unseren Fotos und dem Leben, das in ihnen wohnte. Unbehaust wie diese Räume sind wir geworden, mit unseren hastig gepackten Sachen und den vergessenen Dingen, die uns nun heimsuchen." Der Flucht und Vertreibung aus Syrien folgt das ungewisse Dasein in einem physischen und mentalen Nirgendwo. HAUNTED erzählt vom Verlust von Heimat und Sicherheit, von der realen und symbolischen Bedeutung, die ein Heim im Leben eines Menschen hat.

EL OUED, EL OUED
(The River, Abdenour Zahzah, Algerien/VAE 2013, 11.4.) Der Fluss Oued El Kebir hat seine Quelle im Atlas-Gebirge und mündet nahe Algier ins Mittelmeer. Auf seiner Reise entlang des Flusslaufs begegnet der Regisseur unterschiedlichen Menschen und Gemeinschaften – aus kontemplativen Momentaufnahmen und den Geschichten der Orte und ihrer Bewohner entsteht ein vielschichtiges Bild des heutigen Algeriens. Im Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur erschließt Zahzah das Globale im Lokalen, das Universelle im Kleinen. "Zeig das nicht!" ruft ein Mann auf einem Fahrrad dem Filmemacher zu: "Die Franzosen werden sagen: 'Seht nur, was aus Algerien geworden ist!' Aber uns geht es jetzt viel besser."

MA'A AL-FIDDA
(Silvered Water – Syria Self-Portrait, Ossama Mohammed/Wiam Simav Bedirxan, Frankreich/Syrien 2014, 11. & 14.4., zu Gast: Wiam Simav Bedirxan) Der syrische Filmemacher Ossama Mohammad lebt seit 2011 im Pariser Exil, doch die Bilder aus seiner Heimat, gefilmt von Aktivisten und Soldaten, lassen ihn nicht los. Wie kann man angesichts der brutalen Geschehnisse noch Filme drehen? Die junge kurdische Regisseurin Simav aus Homs kontaktiert Mohammad in Paris, gemeinsam arbeiten sie an einem Dokument ihres Kampfes mit den Bildern. Entstanden ist ein so aufwühlender wie wahrhaftiger Film, ein Mosaik aus Youtube-Videos, Simavs Dokumentation der Ereignisse in Homs, den Gesprächen der beiden Filmemacher und ein ergreifender Soundtrack – eine Hommage an die Möglichkeiten des Kinos angesichts der Brutalität des Krieges.

DÉCOR
(Ahmad Abdalla, Ägypten 2014, 12.4., zu Gast: Ahmad Abdalla und Khaled Abol Naga) Die erfolgreiche Set-Designerin Maha ist frustriert über den mangelnden künstlerischen Anspruch ihres aktuellen Filmprojekts. Gestresst beginnt sie sich mit der Hauptfigur des Films, einer unglücklichen Kunstlehrerin, zu identifizieren und ihre Realität infrage zu stellen. Die Grenzen zwischen beiden Lebensentwürfen verschwimmen immer weiter, bis Maha eine ungewöhnliche Entscheidung treffen muss. Das vielschichtige Drama ist eine Hommage an die Frauenfiguren des klassischen ägyptischen Kinos und eine kluge Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse.

GOODBYE MOROCCO
(Nadir Moknèche, Frankreich/Belgien 2012, 12.4.) Als auf einem Bauprojekt in Marokko ein antikes christliches Relief gefunden wird, wittert die alleinerziehende Dounia (Lubna Azabal) ihre Chance, daraus Kapital zu schlagen und mit ihrem Sohn das Land zu verlassen. Doch einer der illegalen Arbeiter verschwindet unter mysteriösen Umständen, und auch Dounias ergebener Verehrer Ali (Faouzi Bensaidi) hat eine eigene Agenda. Moknèches atmosphärischer Film noir zeigt in seiner spannungsgeladenen Erkundung post-kolonialer Machtverhältnisse die Hafenstadt Tanger von ihrer düstersten Seite.

LA MOAKHZA
(Excuse my French, Amr Salama, Ägypten 2014, 13.4., zu Gast: Amr Salama) Der aufgeweckte Hany ist ein guter Schüler und geht gern zur Kirche. Als sein Vater plötzlich stirbt, muss der Junge von der teuren Privatschule auf eine öffentliche Schule wechseln. Dort wird er versehentlich für einen Moslem gehalten. Als die Wahrheit aufgedeckt wird, sieht Hany sich noch ganz anderen Problemen gegenüber. Die turbulente Verwechslungskomödie um Religions- und Klassenunterschiede in Ägypten greift brisante Themen humorvoll, aber unerschrocken auf und musste mehrfach den Zensurbehörden vorgelegt werden.

SAKEN
(Sandra Madi, Jordanien 2014, 13.4., zu Gast: Sandra Madi) Der junge Ibrahim Salameh verlässt seine Familie in Kuwait und schließt sich 1980 dem palästinensischen Widerstand im Libanon als Freiheitskämpfer an. Zwei Jahre später überlebt er einen Einsatz schwer verletzt und liegt querschnittsgelähmt im Veteranen-Krankenhaus der PLO in Amman, wo er von Walid aufmerksam gepflegt wird. Walid aber fällt die Trennung von Frau und Kindern, die er in Ägypten zurücklassen musste, immer schwerer. In exquisit komponierten Bildern erzählt der Dokumentarfilm eine Geschichte tiefer Freundschaft und Opferbereitschaft, von Hoffnung und Abhängigkeit.

CHRONIQUE D'UNE COUR DE RÉCRÉ
(Playground Chronicles, Brahim Fritah, Frankreich 2013, 14.4.) Schauplatz ist eine industriell geprägte französische Kleinstadt in den 80er Jahren. Die autobiografisch inspirierte Coming-of-age-Geschichte erzählt vom zehnjährigen Brahim, der die Fotografie für sich entdeckt. Doch die Fabrik, in der sein marokkanisch-stämmiger Vater arbeitet, soll geschlossen werden, womit die Zukunft der Familie auf dem Spiel steht. In leuchtenden Farben und aus der Perspektive des Jungen schildert der Regisseur Fritah die Geschichte einer Epoche und eines Lebensgefühls. (cj)

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)