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BIGGER THAN LIFE (Nicholas Ray, USA 1956,12. & 19.3.) Der brave Lehrer und Familienvater Ed Avery (James Mason) bekommt gegen eine schwere Krankheit ein neues Medikament verschrieben, das ihn auf wundersame Weise heilt. Bald aber wird er süchtig nach den Tabletten, die eine fatale Bewusstseinsveränderung zur Folge haben. Ray zwingt das Breitwandformat in BIGGER THAN LIFE in die bürgerliche Enge der amerikanischen Vororte, ihrer kleinen Wohnzimmer und parzellierten Gartengrundstücke. Ray verleiht dem 1:2.35-Format eine ungeahnte emotionale Zuspitzung, wenn Ed größenwahnsinnig wird und seine Familie tyrannisiert. DJANGO UNCHAINED(Quentin Tarantino, USA 2012, 13. & 26.3.) Tarantinos Rachefantasie in CinemaScope zwischen Western- und Südstaatenmythos bringt zwei ungleiche Helden zusammen: den früheren Zahnarzt und Kopfgeldjäger Dr. Schultz und den von ihm freigeschossenen Sklaven Django. Sie schließen sich zusammen, um Djangos Ehefrau auf einer Plantage in Mississippi zu befreien und grausame Rache an ihrem Besitzer zu üben. SEISHUN ZANKOKU MONOGATARI (Naked Youth, Nagisa Oshima, Japan 1960,14. & 24.3.) Der zweite Film von Nagisa Oshima, einem der wichtigsten Vertreter der japanischen Nouvelle Vague, setzte sich mit seinem harten realistischen Stil mit Wucht vom etablierten japanischen Kino ab. Er erzählt von einem jungen Liebespaar, das sein Geld mit kleinen Gaunereien verdient und immer mehr in die Kriminalität abdriftet. Die Gefühle sind roh und entladen sich direkt und gewaltsam. Gleichermaßen bewegt ist die Kamera, die das Geschehen oft in radikaler Nähe beobachtet, während gewagte Kadragen in Breitleinwand die Filmsprache förmlich explodieren lassen. RIVER OF NO RETURN (Fluss ohne Wiederkehr, Otto Preminger, USA 1954,14. & 19.3.)  Der erste CinemaScope-Western: Ein Farmer, sein zehnjähriger Sohn und eine Barsängerin (Marilyn Monroe) müssen an der kanadischen Grenze vor Indianern fliehen. Mit einem Floß treiben sie stromabwärts durch Schluchten und abenteuerliche Stromschnellen. Beide haben eine Vergangenheit: Er saß im Gefängnis und muss erst wieder lernen, seinem Sohn eine Familie zu sein, sie wurde von ihrem Spieler-Ehemann zurückgelassen. Nun sind sie aufeinander angewiesen und kämpfen beide mit ambivalenten Gefühlen, die zwischen Abneigung und Faszination schwanken. MANHATTAN (Woody Allen, USA 1978,15.3. & 2.4.) Man sollte denken, dass die gen Himmel strebenden Vertikalen der Architektur Manhattans und das überbreite horizontale CinemaScope-Filmbild nicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Kameramann Gordon Willis hat sich dieses Grundkonflikts z.B. in der „Rhapsody in Blue“-Sequenz angenommen und zugleich Maßstäbe in der Darstellung New Yorks gesetzt. MANHATTAN ist die ultimative Liebeserklärung an den berühmten Ortsteil New Yorks, dem passenden Schauplatz der Lebenskrise eines zweimal geschiedenen Fernsehautors auf der Suche nach Liebe und Verständnis. FORTY GUNS (Sam Fuller, USA 1957,15.3. & 2.4.) Barbara Stanwyck als "highridin' woman with a whip", die die Weiten ihres Besitzes mit Autorität und ihren 40 Räuber-Cowboys zu verteidigen sucht, um sie am Ende doch hinter sich zu lassen. Sam Fuller und Kameramann Joseph Biroc finden jenseits der schönen Schwarzweißbilder von klassischen Western-Locations (Saloon, Büro des Sheriffs, Scheunen und Straßen) Bildkompositionen, die Wahrnehmungs- und Erfahrungswelten der Protagonisten auf verstörende Weise nachvollziehbar werden lassen. PROWERKA NA DOROGACH (Straßenkontrolle, Alexej German, UdSSR 1971/1986,17.3. & 8.4.) 1971 war ein sowjetischer Film über einen Rotarmisten, der im 2. Weltkrieg in deutsche Gefangenschaft gerät, sich von den Deutschen als Hilfspolizist anwerben lässt, um sich später den Partisanen anzuschließen, absolut undenkbar. Folglich wurde Germans erster Spielfilm unmittelbar nach Fertigstellung 1971 für 15 Jahre verboten und konnte erst im Zuge von Gorbatschows Glasnost aufgeführt werden. Germans zur Zeit seiner Entstehung unbequemes Plädoyer für Menschlichkeit jenseits ideologischer Kategorien ist von langen schwarzweißen CinemaScope-Einstellungen und häufigen Großaufnahmen geprägt, die dem Film eine ruhige, fließende, streckenweise lyrische Grundstimmung verleihen. EUROPA (Lars von Trier, Dänemark/Schweden/D/F/CH 1991,17.3. & 6.4.) Von Triers letzter Teil seiner Europa-Trilogie – eine Mischung aus Melodram, Thriller und Katastrophenfilm – spielt hauptsächlich in einem Zug, in dem ein junger, naiver Amerikaner deutscher Abstammung als Schaffner arbeitet, um im Nachkriegsdeutschland einen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes zu leisten. In Zusammenarbeit mit Wajda-Kameramann Edward Klosinsky arbeitete von Trier verstärkt mit Bildüberlagerungen, Rückprojektionen, Doppel- und Mehrfachbelichtungen, um ein Verschmelzen von verschiedenen Räumen in eine einzige grenzenlose Raumlandschaft zu erzeugen. NEUN LEBEN HAT DIE KATZE (Ula Stöckl, BRD 1968,18. & 30.3.) Der erste feministische Film in CinemaScope! In ihrem Abschlussfilm am Institut für Filmgestaltung in Ulm inszenierte Stöckl einen episodischen Situationsbericht über fünf Frauen: Katharina will ein Leben jenseits sentimentaler Zwänge, Anne überlegt, sich politisch zu engagieren, Gabriele verbündet sich mit dem Kommerz, Magdalena verteidigt ihren umtriebigen Mann und Kirke, die Erfindung einer Idealfrau, kann alle Männer in Schweine verwandeln. Allen gemein ist der Wille zur Veränderung. Farbenprächtig, mit Lust an der Improvisation, hemmungslos subjektiv – ein Klassiker. SHOTGUN STORIES (Jeff Nichols, USA 2007,24.3. & 8.4.) Baumwollfelder und Ackerland soweit das Auge reicht – Nichols wollte, dass der Zuschauer die Landschaft seiner Heimat in Arkansas und den Schauplatz seines Debüts so sieht wie er: in CinemaScope. Inmitten der Weite der Landschaft entspinnt sich in beklemmender Unmittelbarkeit ein archaisches Familiendrama unter Halbbrüdern, die bei der Beerdigung ihres gemeinsamen Vaters nach Jahren aufeinandertreffen. Rache, Schuld und Sühne sind die Koordinaten dieses lakonischen, in der Gegenwart angesiedelten Westerns. LAWRENCE OF ARABIA (David Lean, GB 1962,28.3. & 4.4.) Das monumentale Meisterwerk im spektakulären CinemaScope schildert den Lebensweg des britischen Leutnants T.E. Lawrence, der am Aufstand der Araber gegen das Osmanische Reich während des Ersten Weltkriegs maßgeblich beteiligt war. Peter O’Toole in der Rolle des Lawrence wandelt sich vom jungen, in Kairo stationierten Leutnant zum siegreichen Wüsten-Feldherrn, vom britischen Hauptquartier mit Geld und Waffen ausgerüstet und von seinen arabischen Verbündeten schließlich wie ein Gott verehrt, bevor sein Traum vom geeinten Arabien dramatisch scheitert. Lawrence bleibt mysteriös, ein immer wieder von den Dämonen der Nacht gehetzter Individualist, dessen seelische Zustände sich in den gigantischen Wüstenlandschaften widerzuspiegeln scheinen. DER GETEILTE HIMMEL (Konrad Wolf, DDR 1964,31.3. & 7.4.) Vergangenheit und Gegenwart, Großstadt und dörfliche Heimat, Anspruch und Realität, Arbeit und Studium – Ost und West. Gegensätze und Widersprüche ziehen sich durch das Leben der Studentin Rita, die ein Nervenzusammenbruch ihr bisheriges Leben rekapitulieren lässt: ihre Liebe zum Chemiker Manfred, dessen „Republikflucht“, ihren kurzen Besuch in West-Berlin und ihre Rückkehr in die DDR. In komplexen Rückblenden entwirft Wolf – basierend auf Christa Wolfs gleichnamigem Roman – ein kritisches Bild der DDR in CinemaScope: ohne pathetische Begeisterung, mit deutlich erkennbarer Skepsis.

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