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Was Widerstand ist – politischer, sozialer, ökologischer oder ökonomischer –, darüber wird wieder gestritten. „Oft waren es besonders laute, dominante Stimmen“, so Sektionsleiterin Barbara Wurm, „die aus dem Kino und der Filmgeschichte heraus sich Gehör verschaffen konnten: mahnend oder analytisch, individuell und meisterdiskursiv. Mit Relations & Resistance wollen wir den Blick wieder schärfen für das nicht so offensichtliche Argument im Film, das auch mal leise oder bescheiden auftreten kann, die kleine Geste; für ein Kino, das sich unauffälligen Schauplätzen oder übersehenen Zeiten des politischen Widerstands widmet, das vom Lebenszeit-Dehnen und von Persistenz handelt, transgenerational und solidarisch denkt und befragt, was es zu befragen gilt: Körper und Gewalt, Rollen und Kompliz*innenschaft.“

Sechs Filmprogramme stehen dabei für sich und bilden doch Vernetzungsoptionen – auch mit dem Hauptprogramm des Forums: Kino mit geschärft-gesellschaftlicher Peilung ist immer auch eines des generationenübergreifenden Bewusstseins, kollektiv und relational, vor und hinter der Kamera.

Die Filme des Forum Special 2024

Den Auftakt machen zwei Filme aus dem Jahr 2023: DEDA-SHVILI AN RAME AR ARIS ARASODES BOLOMDE BNELI (Mother and Daughter, or the Night is Never Complete) der Georgierin Lana Gogoberidze, 95, in Ko-Regie mit ihrer Tochter, Salomé Alexi, sowie DOESARANANEUN MOKSORI / YOMIGAERU KOE (Voices of the Silenced) der in Japan lebenden Koreanerin Park Soo-nam, 88, ebenfalls in Ko-Regie mit ihrer Tochter, Park Maeui. Beide sind Mutter-Tochter-Filme, beide blicken vertrauensvoll in die Vergangenheit und sind dabei hochaktuelle Kommentare auf unsere politische Gegenwart. Beide nehmen Gewalterfahrungen ins Visier und zeichnen die Konturen versehrten Matriarchats, während sie auf ihr eigenes Filmschaffen – und im Fall von Gogoberidze auch jenes der Mutter, Nutsa – zurückschauen.

Hörbar werdende Stimmen, solidarische Gemeinschaften und die Reflexion der Rolle von Medien prägen auch zwei weitere dokumentarische Arbeiten. Die vom Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. unternommene digitale Restaurierung von TECHQUA IKACHI, LAND – MEIN LEBEN (1989) bringt einen Film zur Geltung, der als Hilferuf entstand, als der Hopi-Älteste James Danaqyumtewa die Schweizerinnen Agnes Barmettler und Anka Schmid nach Arizona einlud, um die im Verschwinden begriffenen Rituale und Abläufe der Hopi-Gemeinschaft Hotevilla aufzubewahren. Die indigenen Lebenskulturen werden erst von der Kirche, dann von der Regierung der USA zerstört. Eine Collage aus Super 8, Animation und Beobachtung.

Vom Dialog der Generationen sowie vom Nicht-Vergessen handelt DIESE TAGE IN TEREZÍN von Sibylle Schönemann (Forum 1997), entstanden nach der Jerusalemer Vorführung ihres Films VERRIEGELTE ZEIT. Der Shoah nähert sie sich mit der Autorin Lena Makarova und der israelischen Sängerin Victoria Hanna Gabbay – zu dritt durchstreifen sie die Straßen von Terezín, auf den Spuren des im Ghetto als „Chaplin von Theresienstadt“ gefeierten Karel Švenk. Aus jeder Begegnung mit Menschen, die den Kabarettisten gekannt haben, entspringt historisches Erfahrungswissen; am Ende singen sie gemeinsam den Theresienstädter Marsch. Eine Aufstandsgeste.

Inspiriert von MIT EINEM TIGER SCHLAFEN (Sleeping with a Tiger) aus dem Hauptprogramm zeigt das Forum Special zudem zehn Kurzfilme von Maria Lassnig (Forum 1979). Beglückende Friktionen, lebendige Kritik, wunderbare Einfälle, handgezeichnet und selbst gesungen. Auch KADDU BEYKAT (Letter from My Village), der sechste Teil des Specials, lief schon im Forum (1976). Er machte die vor einem Jahr verstorbene senegalesische Regisseurin Safi Faye bekannt: Gemeinsam mit ihrer Tochter, Zeïba Monod, und Raoul Peck gedenken wir ihr in einer Veranstaltung von Forum und HKW, in Kooperation mit dem Berliner Künstler*programm des DAAD.

Übersicht der bisher bestätigten Titel des Forums auf der Berlinale-Seite.

Gefördert durch:

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  • Logo des Programms NeuStart Kultur