Die Legende vom Potsdamer Platz
Manfred Wilhelms
The Legend of Potsdamer Platz
Deutschland 2001

 
 
Kino Arsenal 08.02 19.00
Kino Arsenal 09.02 19.00
Kino Arsenal 2 16.02 18.00
Kino Arsenal 2 17.02 18.00
   
Format: 16mm, 1:1.37, Farbe
Länge: 355 Minuten, 25 Bilder/Sek.
 
   
Der Journalist Hardy Worm schrieb in den zwanziger Jahren: „Hier brüllt am Tage fieberndes Leben. Man hat das Empfinden, als werde auf dem Potsdamer Platz ein Riesenfeuerwerk abgebrannt, als schössen Brüllraketen empor, zerplatzten an den Dächern der Häuser und überschütteten die ganze Stadt mit einer Flut von Geräuschen.” Damals wurde der Mythos vom Potsdamer Platz geboren. Der Potsdamer Platz der Zwanziger: Ein Ort des Vergnügens und des Flanierens. Ein Ort für gutbetuchte Prominenz und Menschen mit Goldgräberstimmung.
Das Areal nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg: Eine Brachfläche, Todesstreifen und Niemandsland. Weit und breit kein Stück alter Stadt, an das man anknüpfen könnte. Das Bauwerk Mauer durchkreuzt diesen Dreh- und Angelpunkt zwischen beiden Teilen Berlins. Die Geschichte des Platzes ist zu einem Stück deutscher Geschichte geworden.
Seit 1990 kommt wieder Bewegung in das jahrelange Stilleben im Niemandsland. Wie ein Spiegelbild der deutschen Befindlichkeit setzt nach der Wiedervereinigung ein nicht mehr aufzuhaltender Tatendrang ein. Die jahrelange Enklave in unmittelbarer Mauernähe wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Die längst verstummte Flut der Geräusche, von denen Hardy Worm noch so lebhaft zu berichten wußte, erklingt nun umso lauter an gleicher Stelle. Baufahrzeuge, Kräne, Betoniermaschinen: Die Bewegung auf der Brachfläche steht keine Sekunde still. Eine Stadt der Bewegung ist zurückgekehrt an einen Ort der metropolitanen Geschwindigkeiten. Die Drehscheibe Potsdamer Platz ist ein ‘big point’ der Geisterstimmen der Geschichte, die in den Geräuschen der Baustelle zu leben scheinen, umherirrend, flüsternd, auf der Suche nach ihren abhanden gekommenen Gemäuern in einem neuen Architektur-Panorama. Eine Legende wird wiederbelebt.
Manfred Wilhelms