29 Internationales Forum des jungen films
11.-21. Februar 1999
Marokkanischer Schwerpunkt im Forum
Dem neuen marokkanischen Kino ist der diesjährige Länderschwerpunkt des Forums gewidmet. Marokko beherbergt unter den Ländern des Maghreb die derzeit aktivste und vielfältigste Filmproduktion. Auffallend ist, wie populäre Genre-Muster zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen eingesetzt werden.

So ist MEKTOUB von Nabil Ayouch eine Beschreibung der tiefen Kluft zwischen Arm und Reich im Gewand eines modernen Thrillers: Kaum ist ein junger Augenarzt nach jahrelangem Aufenthalt ins Ausland in die Heimat zurückgekehrt, als seine Frau entfÜhrt wird. Die Suche nach den Tätern fÜhrt mitten in den Konflikt zwischen einer sich hemmungslos bereichernden korrupten Obrigkeit und armen Bauern, die illegalen Hanfanbau betreiben.

Großen Erfolg hatte in den marokkanischen Kinos das Melodram FEMMES... ET FEMMES von Saad Chraibi. Darin wird einer Fernsehjournalistin, die sich für Frauenrechte einsetzt, ihre Sendung entzogen, mit bitteren Folgen für die Frauen, die sich ihr anvertraut hatten.

Die Situation der Frauen in der maghrebinischen Gesellschaft ist ein häufiges Motiv im marokkanischen Film. Einen Film über die Gewalt gegen Frauen zu machen, wurde auch der einzigen in Marokko aktiven Regisseurin, Farida Benlyazid, angetragen. Ihre Antwort - und zugleich die Weigerung, Gewalt im Film zu inszenieren - ist die subtil feministische Adaption eines traditionellen MÄrchenstoffes, KEID ENSA (Die List der Frauen), die das Forum als Welturaufführung zeigt.

Ein melancholisches Roadmovie aus dem vergessenen Süden Marokkos ist Daoud Aoulas Syads ADIEU FORAIN, der vom Ende der Jahrmarktskultur erzählt und von den vergeblichen Träumen einer Flucht aus der Provinz.

Die Perspektive des modernen Marokko nimmt die intelligente Komödie LES CASABLANCAIS von Abdelkader Lagtaa ein. In drei miteinander verwobenen Episoden beschreibt der Film die Angst der Städter vor fundamentalistischen Umtrieben und einer rückständigen, unberechenbaren Obrigkeit.

Als Ergänzung des Programms zeigt das Forum den stilistisch brillanten, in Schwarzweiß und Cinemascope gedrehten Kurzfilm LA FALAISE von Faouzi Bensaidi. 

Die Reihe ist in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt entstanden, wo sämtliche Filme nach den Forums-Aufführungen wiederholt werden. 

21. Januar 1999 

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