So wird Sakiko Kassiererin in einer Bank. Aber damit ist sie nicht lange glücklich. Sie realisiert bald, daß all das Geld vor ihren Augen anderen Leuten gehört. Eines Tages wird die Bank überfallen, und Sakiko wird von den beiden bewaffneten Räubern, die mehr als fünfhundert Millionen Yen erbeuten, als Geisel genommen. Sie fahren zum Aokigahara Jukai (dem ,Meer der Bäume'), einer riesigen Wildnis am Fuße des Fujiyama, wo sie allesamt in eine Schlucht stürzen. Die beiden Bankräuber kommen um, aber Sakiko überlebt.

Nach ihrer Rettung avanciert sie als das couragierte Opfer eines Banküberfalls unverzüglich zum Medienereignis. Journalisten belagern ihre Haustür, aber nur einen Monat lang.

Später findet sie heraus, daß das geraubte Geld nicht wiedergefunden worden ist. Sie erinnert sich an einen Koffer, der, bevor sie gerettet wurde, in einem Teich versunken ist. Da endlich ist Sakiko am Ziel ihres Lebens: sie erzählt ihrer Familie von dem Geld und überredet sie zu einem gemeinsamen Picknick im Jukai, um dort den Teich wiederzufinden. Aber die Expedition bleibt ergebnislos.

Das Glück hat Sakiko nicht verlassen. Als sie eines Tages die Fernsehnachrichten sieht, erfährt sie, daß der Geologe Morita, Professor an der Tamagawa-Universität, sich auf das Aokigahara Jukai spezialisiert hat. Unverzüglich begibt sie sich zur Universität und lernt dort Professor Morita und seinen Assistenten Edogawa kennen.

Auf dessen Rat hin beschließt Sakiko, Geologie zu studieren. Sie kündigt bei der Bank, mietet eine Wohnung und beginnt sich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Sie besteht alle Examen und stürzt sich in die Welt der Geologie, indem sie eine teure Forschungsausrüstung anschafft. Gleichzeitig macht sie Tauch- und Kletter-Kurse. Natürlich ruiniert sie sich finanziell völlig und arbeitet, um ihren Unterricht und die Miete bezahlen zu können, in einer Bar. Wegen der Preisgelder nimmt sie nebenbei an Wettbewerben im Schwimmen und Bergsteigen teil.

Als Edogawa sie eines Tages zu Hause besucht, bricht dort wegen der schweren Apparaturen der Fußboden ein. Die Vermieterin ist außer sich und ordnet an, alle Möbel zu entfernen. Edogawa ist so freundlich, einen Lastwagen der Universität zu beschaffen, mit dem Sakikos Sachen zum Haus ihrer Eltern transportiert werden können. Als er den vollbeladenen Lastwagen kurz alleine stehenläßt, stiehlt Sakiko ihn und macht sich zum Jukai auf, um ihr Glück ein letztes Mal herauszufordern.

(...) MY SECRET CACHE erzählt in grotesk ausgelassenem Stil eine Geschichte über die Apathie der Mittelklasse, die Besessenheit, Geld zu haben und feministische Selbsterfahrung im heutigen Japan. Der Regisseur des international bejubelten Down the Drain, einer optimistischen Komödie über eine schlafwandelnde Schülerin, Shinobu Yaguchi, kreiert in diesem 35mm-Debüt eine weitere energiegeladene Heldin, die bedenkenlos jedes Risiko auf sich nimmt, um das Geld zu bekommen. Ganz im Stil von Down the Drain setzt er auch hier visuelle Wortspiele und Ironie ein und verwandelt damit die ernsthaften Bemühungen seiner Protagonistin in eine absurde Komödie und ihre hyperaktive Besessenheit in charmanten Slapstick. Ganz Enfant terrible des japanischen unabhängigen Kinos, ahmt Yaguchi die Luftaufnahme der einsamen Wildnis in Stanley Kubricks The Shining nach und baut einen witzigen Cartoon aus Standbildern ein, die von der Überwachungskamera einer Bank stammen.

Naomi Nishida, ein aus Werbung und Modemagazinen bekanntes Fotomodell, spielt die Hauptrolle, die geldgierige Sakiko, und zeigt dabei ihr großes Talent zur Komikerin. Daneben versammelt der Film ein vorzügliches Schauspieler-Ensemble, u.a. den bekannten Schauspieler und Regisseur Go Riju (Zazie und Elephant Song) als den nihilistischen Assistenten Edogawa und den Senior-Schauspieler Takeshito Naito als den Geologen Morita. (...)

* Bei der einsamen Wildnis in diesem Film handelt es sich um Aokigahara Jukai, das ,Meer der Bäume', das am Fuße des Fujiyama liegt. Dieses Jukai-Gebiet ist ungeheuer groß und gilt als mysteriöser Ort, weil Kompasse dort oft nicht mehr funktionieren und Menschen ihren Ortssinn verlieren. Das gesamte Gebiet ist dicht bewaldet und die zahllosen Wege sehr unübersichtlich. Es ist außerdem ein beliebter Ort für Selbstmörder, da Leichen hier schwer zu finden sind. Jedes Jahr organisiert die örtliche Polizei eine Suchaktion nach den Leichen von Vermißten oder möglichen Selbstmördern.

Shinobu Yaguchi, geboren 1967, schloß an der Universität in Tokyo ein Studium als Graphikdesigner ab, begann aber schon bald darauf seine Laufbahn als Filmemacher. Während er eine Anzahl von 8mm- und Videofilmen drehte, arbeitete er zeitweise als Ausstattungs-Assistent. 1990 gewann sein 8mm-Film Ame-Onna / Rain Woman den Großen Preis des Pusan Film Festivals (PFF) 1990. Der Film zeigt zwei sorglose Mädchen in dem eklektischen Stil, an dem sich seine außergewöhnliche Spontanität erweist. Als Spielfilmregisseur debütierte Yaguchi mit Down the Drain, der mit einem Stipendium des Pia Film Festival gefördert wurde. Diese mit schwarzem Humor gespickte Komödie beschäftigt sich mit der Notlage eines ganz normalen Schulmädchens, die mit einer Reihe von Mißgeschicken konfrontiert ist. MY SECRET CACHE ist Yaguchis zweiter Spielfilm, und wieder ist es eine weibliche Protagonistin, die sein Vehikel für eine ausgelassene Komödie wird.

1986: Frustrater (8mm). 1987: Kaikisen / The Tropics (8mm). 1989: Asaki Yumemishi / Flimsy Dreams (8mm), Suisen Terebi / The Water Capped TV. 1990: Ame On-na / Rain Woman (8mm). 1992: Hadashi No Picnic / Down the Drain (16mm). 1996: HIMITSU NO HANAZONO/My secRet Cache.