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Brazilian Mythscapes

“Die Welt hat sich verändert: sie hätte sich nicht ohne eure Gebete verändert/ohne euren Glauben ohne eure Entschlossenheit an die Befreiung und die Güte zu glauben; ohne euren Tanz durch die Jahre, die keinen Takt hatten.“
― Alice Walker, Hard Times Require Furious Dancing: New Poems

Soziale Ambiguitäten, mythische Geschöpfe, Spuren des Scheiterns, unzerbrechliche Träume – vom Cinema Novo bis hin zur zeitgenössischen Filmszene präsentiert Brazilian Mythscapes eine Auswahl von 16 Filmen, die in einen Dialog mit Duncan S.A. Bells Vorstellung vom Mythenraum (mythscape) treten. Er bezeichnet ihn als ein „diskursives Gefilde, in dem die Mythen einer Nation gestaltet, weitergegeben, verhandelt und rekonstruiert“ werden. Die ausgewählten Filme sind durchdrungen von Landschaften, die die kollektive Bilderwelt Brasiliens formen oder irritieren und die jene Mythen in Frage stellen, mit denen sich Brasilianer*innen identifizieren und mit denen sie identifiziert werden.

Einer der Gründungsmythen des Landes, die koloniale Erzählung vom Aufeinandertreffen der Ureinwohner*innen mit den „zivilisierten Menschen“, wird in APIYEMIYEKÎ? angefochten, indem Zeichnungen der Waimiri-Atroari-Ethnie ihre Perspektive auf diese Ereignisse aufzeigen. CARMEN MIRANDA: BANANAS IS MY BUSINESS enthüllt, wie die Erfindung einer nationalen Ikone auch mit Rassismus einhergeht. Dieser ist gleichfalls Teil des Alltagslebens der Hauptfiguren in PERPETUAL and BABILÔNIA 2000, welche die Zukunft herausfordern, die ihnen zugewiesen wird. Und wenn „schwere Zeiten ein rasendes Tanzen verlangen“, wie Alice Walker in ihrem Gedichtband nahelegt, so zeugen BYE BYE BRASIL und INFERNINHO davon, dass sie auch ein rasendes Träumen verlangen: ob in einem 80er-Jahre Roadmovie oder in einer in einer Bar gedrehten zärtlichen Fabel, alle wollen ein Zuhause finden.

Die Idee von einer dissidenten Zeitlichkeit prägt die ausgewählten Filme auch insofern, als sie andere Weltanschauungen evozieren als jene, die im Globalen Norden vorherrschen. Wenn einerseits ein Mythos immer auf Ereignisse Bezug nimmt, die vermeintlich in der Zeit stattgefunden haben (etwa vor der Schöpfung der Welt oder in ihren ersten Stadien), so ist seine Dauerhaftigkeit das, was dem Mythos seinen Wert verleiht; diese Dauerhaftigkeit umschließt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, während sie einen neuen Sinn für das Leben schafft. Mit großer ästhetischer Vielfalt erforschen diese Filme historische Konflikte, die in den gegenwärtigen sozio-politischen Auseinandersetzungen widerhallen sowie auch, warum nicht, in der Zukunft, die wir zu erbauen wagen.

Das Programm wurde von Marina Carvalho im Rahmen ihres Bundeskanzler-Stipendiums beim Arsenal kuratiert. Ausgangspunkt waren die Filmsammlung der Brasilianischen Botschaft in Berlin sowie das Archiv des Arsenal. (Marina Carvalho)

Dank an die Brasilianische Botschaft für die Leihgabe von vier 35-mm-Kopien und die freundliche Unterstützung des Programms sowie an das Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.

vergangene Vorführungen

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