„The Man Who Climbed Up the Stairs of Life and Found Out They Were Cinema Seats“ ist der Titel von Keren Cytters erstem Roman, erzählt in sieben Kapiteln, geschrieben in sieben unterschiedlichen Stilen. Die „Treppen des Lebens“ werden darin vor allem als verwickeltes Miteinander gezeigt: Freunde und Freundinnen, Schauspieler und Schauspielerinnen, denen Cytter oszillierende Monologe in die Münder legt, die im Sprechen aufeinanderprallen. Figuren, die lose und doch existenziell miteinander verbunden sind. Sich und die anderen zu verstehen suchen. In immer neuen Konstellationen verschlingen sie sich ineinander und verfallen in grandiose Dialogschleifen.
Keren Cytters Filme werden von einer bewusst künstlich-künstlerischen Art getragen, Narration mit Dekonstruktion, Linearität mit Fragmentarität, Figuration mit dem Absurden, Rebellion mit Fragilität, Coolness mit Trips, Punk mit Romance. Zu den hochoriginellen Plots kommt das assoziative Spiel mit Form und Medium, Folien und generischen Codes, vom Genre über die Kulturgeschichte bis hin zu individuellen Auteur-Siglen – ein Filmwirbel, hinein in die Jetzt-Zeit als virtuellen Seinszustand. Bis zur Trance.
Als besagtes Buch 2005 erschien, hatte Cytter bereits um die 20 Filme gedreht. Sie ist eine veritable Multimedia-Künstlerin, arbeitet im Bereich Tanz und Performance, Video und Film, Poesie und in der Bildenden Kunst, v.a. der Zeichnung. Von 1997–1999 hat sie am Avni Institute for Art and Design in Tel Aviv studiert, in Berlin (2005–2012) und in New York gewirkt, 2012 die Tanzkompanie D.I.E NOW gegründet; fünf Romane und drei Kinderbücher geschrieben. Ihre Arbeiten wurden in Galerien und großen Museen ausgestellt, im mumok, Stedelijk, in der Tate. 2021 erhielt sie das Guggenheim Fellowship; seit 2022 ist sie Professorin für Erweiterte Fotografie an der Kunstakademie Münster. (Barbara Wurm, Christiane Büchner)
Keren Cytter ist bei allen von Irina Bondas, Christiane Büchner und Barbara Wurm kuratierten und moderierten Programmen zu Gast.