Mi 03.12.
18:00
Regie
Jan Švankmajer
CZ / 2022
51 Min.
/ DCP
/ Ohne Dialog
Kino
BrotfabrikKino
zu dem KalenderZu den Klängen von Vivaldis Frühling erhalten die Zuschauer*innen Zugang in seinen Wohn- und Arbeitsort in Südböhmen. In langen Plansequenzen erschließen sich die verwinkelten Räume des Gebäudes, offenbaren einen ganzen Kosmos von faszinierenden, bizarren oder wunderschönen Fund- und Sammelstücken sowie eigenständigen Kunstwerken. Es wird im Film schier unmöglich, die hier angehäufte Fülle an künstlerischen und kulturhistorischen Objekten auch nur annähernd zu erfassen. Galante Porzellan-Figurinen stehen neben ethnologischen Artefakten, dazwischen tummeln sich Puppen aller Art – an Stricken und Stäben, aus Stoff, Holz, Metall, mit verborgenen Uhrwerken und Glockenspielen, indonesische Schatten-Figuren, böhmische Marionetten, Kasperle, Teufel, Engel. Doch die Räume, Treppenhäuser und Zimmerfluchten bieten noch viel mehr. An den Wänden hängen großformatige Gemälde, aus Schüben quellen Drucke und Zeichnungen. Mit diesem Film erhalten wir das außerordentliche Privileg der Teilhabe am künstlerischen Vermächtnis Jan Švankmajers. (cl)
„Die Idee von Rudolfs Kunstkammer hat mich schon immer fasziniert. Nicht so sehr die echten Kunstschätze, die sich in der Sammlung des Kaisers befanden, sondern die manchmal sogar verfallenden Objekte und Kuriositäten, die einen wesentlichen Teil davon ausmachten. Schließlich war Rudolf II. kein Kunsthistoriker, sondern ein Mann mit lebhafter Fantasie, und darüber hinaus ein Kaiser, der frei war, seinen eigenen Vorlieben zu folgen, nicht nur dem „ästhetischen Wert“.
Im Gegensatz zur ,hohen’ Kunst rufen diese kuriosen Objekte (ob Schöpfungen der Natur oder von Menschenhand geschaffen) nicht in erster Linie ästhetische Empfindungen hervor, sondern greifen unser Unterbewusstsein direkt an, erregen es. Ihre unvermittelte, nicht-ästhetische Wirkung hat Affinitäten zu den magischen Funktionen der Schöpfungen naturverbundener Völker oder den Produkten von Spiritisten oder Verrückten.
Das Wunderkabinett, das ich im Schloss von Horní Staňkov einrichten möchte, ist nach diesem Auswahlkriterium konzipiert: die Kunst der Naturvölker (Afrika), Art Brut (vor allem die Werke von Medien), das Arcimboldische Prinzip, Alchemie, die Produkte der Natur. Die verbindenden Elemente sollen Magie und Surrealismus sein.“ (Jan Švankmajer)