Mi 24.09.
19:30
Regie
Judit Elek
Ungarn, Frankreich / 1989
139 Min.
/ DCP
/ OmeU
Originalsprache
Ungarisch
Kino
Kino Krokodil
zu dem KalenderEinführung: Jörg Taszman
Am 1. April 1882 verschwand ein 14-jähriges Mädchen aus einem Dorf im nordöstlichen Ungarn. Wilde Gerüchte entstanden, sie sei einem jüdischen Ritualmord aus Anlass des zwei Tage später beginnenden Pessachfestes zum Opfer gefallen. Obwohl das nachweislich ertrunkene Mädchen Mitte Juni 1882 in der Tisza gefunden wurde, begann ein diffamierender Prozess gegen 15 Mitglieder der örtlichen jüdischen Gemeinde. Er endete zwar mit Freisprüchen, ist aber wie auch der Dreyfus-Prozess einige Jahre später in Frankreich Ausdruck eines immer lauter werdenden Antisemitismus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts angesichts der erfolgreichen „Jüdischen Emanzipation“ in den Jahrzehnten davor. Die sogenannte „Affäre von Tiszaeszlár“ wurde mehrfach im Kino und in der Literatur verarbeitet, u.a. von Arnold Zweig (Ritualmord in Ungarn, 1914) und G.W. Pabst (Der Prozess, 1948). Elek schrieb das Drehbuch zu ihrem Film mit dem ebenfalls jüdischstämmigen Autor Péter Nádás, einem der wichtigsten ungarischen Schriftsteller der Gegenwart. Gemeinsam gestalteten sie den Stoff als epische, bildgewaltige Erzählung; Elek inszenierte für die Entstehungszeit ausgesprochen ungewöhnlich weite Strecken des Films in Großaufnahmen und mit einer geradezu frappierenden dokumentarischen Unmittelbarkeit.