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Angesichts der aktuellen Welle von japanischen Horrorfilmen ist eine Wiederentdeckung der Filme Nakagawas, die auch stilvolle Vorreiter der B-Movies etwa von Hammer Films oder Roger Corman waren, überfällig. Die Auswahl von acht Filmen, die im Forum gezeigt wurden und nun im Arsenal wiederholt werden, zeigt die ganze stilistische Bandbreite Nakagawas. Der Film noir LYNCH (Rinchi, 1949) basiert auf einer Kurzgeschichte von Sunao Otsubo, die in einer "Mystery"-Zeitschrift veröffentlich wurde. Im Mittelpunkt steht Seikichi, Mitglied des Sugawara-Syndikats, der eine goldene Buddha-Statue aus einem Tempel stehlen soll. Er versteckt die Beute und flieht mit seiner Geliebten Okayo, auf die auch ein anderer Mann ein Auge geworfen hat. Aus Angst, geschnappt zu werden, stellt er sich der Polizei und verbüßt eine lange Haftstrafe. Nach seiner Entlassung wird Seikichi von seinem Syndikat schon erwartet. Seine Tochter Kuwako ist zu einer jungen Frau herangewachsen und gerät ins kriminelle Milieu. Ihr Traum ist es, ihren Vater wiederzutreffen, den sie als Seefahrer vermutet. Sie verliebt sich in einen jungen Mann, Nobuo. (5.3.) DANDY SAHICHI DETECTIVE STORY – SIX FAMOUS BEAUTIES (Ningyo Sashichi Torimonocho Yoen Roku Shibijin, 1956) ist ein historischer Mysteryfilm, in dem sechs Frauen, bekannt als die "Sechs bekannten Schönheiten aus Edo", eine nach der anderen umgebracht werden. Der Polizist Sashichi ist auf den Mörder angesetzt. Der Film ist die erste von zahlreichen Adaptionen von Seishi Yokomizos gleichnamiger Buch-Serie. Der Hauptdarsteller Tomisaburo Wakayama spielte die Rolle bis 1961 in 13 weiteren Teilen. (16.3.) A WICKED WOMAN (Dokufu Takahashi Oden, 1958) ist ein Rachedrama um eine Frau, die geschworen hat, sich an allen Männern, die ihr Unglück verschuldet haben, zu rächen. In der frühen Meiji-Zeit angesiedelt, wird Oden, eine professionelle Diebin, in einem Juweliergeschäft ertappt. Es gelingt ihr, den jungen Polizisten, der sie eigentlich verhaften sollte, zu betören und in der Folge zu entkommen. Sie arbeitet hart, um ihren kranken Mann und ihre Tochter zu ernähren. Dann wird sie die Geliebte eines Juweliers und wird in seine dunklen Geheimnisse hineingezogen. Nakagawa porträtiert die Figur der Oden als bemitleidenswerte Frau, die ihrem Schicksal ausgeliefert ist. Die Art, in der Oden in eine schicksalhafte Verkettung von Umständen gestoßen bzw. gezogen wird, umschreibt Nakagawa mit der Metapher des sich drehenden Wagenrades. In der Anfangsszene des Films wird sie von der Polizei verfolgt, kann jedoch in einer Rikscha entkommen. Darauf folgen eine Reihe außergewöhnlicher Aufnahmen der fahrenden Rikscha. Bilder von sich drehenden Rädern und rasante, schwindelerregende Schnittfolgen sollen den Zuschauer in eine andere Welt versetzen. (8.3.) Ein Meisterwerk des Horrorfilm-Genres und voll von überbordenden Ideen ist THE MANSION OF THE GHOST CAT (Borei Kaibyo Yashiki, 1958). Dr. Kuzumi und seine kränkelnde Frau Yoriko kehren in ihren Heimatort in Kyushu zurück, damit Yoriko sich erholen kann. Sie ziehen in ein heruntergekommenes Haus, in dem Yoriko spürt, dass etwas nicht stimmt. Mehrmals wird sie von einer Furcht erregend aussehenden alten Frau angefallen, die das Haus mit Flüchen belegt. Ihr Mann nimmt sie nach einiger Zeit nicht mehr ernst und schiebt ihre Visionen auf die Krankheit. Im nächsten Akt geht die Geschichte einige hundert Jahre zurück und zeigt die Herkunft des Geistes. (10.3.) In THE LADY VAMPIRE (Onna Kyuketsuki, 1959) taucht die 20 Jahre lang verschwundene Miwako plötzlich wieder auf und scheint keinen Tag gealtert. Ihre Tochter Itoko entdeckt bei einer Kunst-Ausstellung das Aktbild einer jungen Frau, die Miwako sehr ähnlich sieht. Itoko und ihr Verlobter Tamio, ein Zeitungsreporter, wollen der Sache auf den Grund gehen, doch ein geheimnisvoller Mann macht sich mit Miwako aus dem Staub. Itoko und Tamio verfolgen die beiden bis Shimabara. Obwohl sich der Film auf einer Linie mit den "eroguro"-Filmen (erotische und groteske Filme) bewegt, die Shintoho damalsproduzierte, zeugt THE LADY VAMPIRE von einer gekonnten Regieführung. Der Film enthält grausame Bilder und trägt Merkmale eines Action-Films, dessen groteske Handlung sich konsequent entwickelt. Hauptdarsteller Amachi Shigeru ist der Inbegriff des dandyhaften und doch grausamen Vampirs, dessen Nihilismus die tragische Konsequenz eines vom Schicksal bestimmten Lebens ist. Der Film basiert auf einem Roman von Sotoo Tachibana und verbindet Elemente des Vampir-Genres mit Shiro Amakusa-Folklore. (14.3.) GHOST STORY OF YOTSUYA (Tokaido Yotsuya Kaidan, 1959) ist eine in der japanischen Kultur populäre Geschichte, die auf einem 1894 geschriebenen Stück von Nanboku Tsuruya basiert und mehrere Male verfilmt wurde. Der Film erzählt die Geschichte des verbrecherischen Samurai Iemon, der einen Mann umbringt und dessen Tochter heiratet. Kurze Zeit später wird er seiner Ehefrau überdrüssig, und er möchte seine reiche Geliebte heiraten. Mit einem Trick bringt er seine Frau dazu, eine Affäre zu beginnen, worauf er sie und ihren Liebhaber umbringt. Die beiden kehren als Geister zurück und überfallen Iemon in der Hochzeitsnacht. Er wird wahnsinnig und bringt seine neue Frau, deren Familie und schließlich sich selbst um. Nakagawa konzentriert sich in seiner Verfilmung auf die quälende Sehnsucht verspotteter Menschen nach Liebe und Erfolg. (7.3.) In JIGOKU (1960) wird der Student Shiro am Abend seiner Verlobung mit der Professorentochter Yukiko in einen Unfall verwickelt, bei dem er Fahrerflucht begeht. Als er zusammen mit Yukiko zur Polizei fährt, um sich zu stellen, geraten sie in einen Unfall, bei dem Yukiko ums Leben kommt. Mit "Jigoku" wird im Japanischen die Hölle bezeichnet. Was als absurde Familientragödie beginnt, endet als surrealer Horror in der buchstäblichen Hölle, in der sich alle Hauptpersonen einfinden, um für ihre Vergehen mit entsetzlichen Qualen zu sühnen. "Nach dem sensationellen Abstieg durch einen Feuerschacht in die Hölle ist Shiros folgende Reise durch das Jenseits unablässig spektakulär. Mit wenig mehr als Trockeneis, farbigen Scheinwerfern und einer lebhaften Fantasie beschwört Nakagawa zusammen mit seinem Ausstatter Haruyasu Kurosawa eine erstaunliche, an Dante erinnernde Vision der Hölle." (J. Sharp) (3. & 4.3.) Im Mittelpunkt des Films KAACHAN steht eine Gruppe von Zinnhandwerkern und ihre Familien in einem ärmlichen Viertel von Tokio. Im neorealistischen Stil beschreibt der Film den täglichen Kampf ums Überleben einer Familie mit zwei Kindern, die in einer schäbigen Hütte wohnt. Trotz der Armut herrscht in der Familie menschliche Wärme und Fürsorge füreinander, und unerschüttlich und beharrlich wird gegen die Unbill des Lebens angekämpft, was dem Film einen großen Optimismus verleiht. Eine poetische Stimmung umweht diese kleine Studie über die innere Stärke der Stadtbewohner. (2. & 20.3.) Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum Berlin. Das Programm wird unterstützt durch die Japan Foundation und das National Film Center, The National Museum of Modern Art, Tokio, das neue, englisch untertitelte Kopien beisteuert. Dank an Kanako Hayashi (Tokio Filmex-Festival).

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