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Der Eröffnungstag des 13. Jewish Film Festivals beginnt mit einer Matinée: Es laufen alle acht Teile des zur Kultserie avancierten israelischen Mehrteilers A TOUCH AWAY (2006). In einem Wohnblock in den Außenbezirken von Bnei Brak kreuzen sich die Wege von zwei Familien, die Welten trennen. In der einen Wohnung leben die ultra-orthodoxen Bermans, gegenüber ist eine aus Russland eingewanderte Familie eingezogen. Trotz aller Differenzen entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen der orthodoxen Rochele und dem säkularen Zorik, deren Aufs und Abs das israelische Fernsehpublikum acht Wochen lang in Atem hielt. (17.6., zu Gast: Regisseur Ron Ninio und Schauspielerin Evgenya Dodina & 24.6.) Von der ultra-orthodoxen Provinz führt uns Eytan Fox' jüngster Film THE BUBBLE (Ha'buah, 2006) in die Gegend um Sheikin Street, eines der angesagtesten Viertel Tel Avivs. Den Bewohnern dieser "friedlichen Seifenblase" gelingt es, sich von den Konflikten in ihrer Umgebung so weit wie möglich abzuschotten, so auch der jungen Lulu und dem schwulen Paar Noam und Yali, die sich eine Wohnung teilen. Doch ihr cooles Szeneleben nimmt eine unerwartete Wendung, als Noam den jungen Palästinenser Ashraf kennen und lieben lernt. Was als Symbol für gegenseitiges Verständnis beginnt, wird von der politischen und sozialen Wirklichkeit des Nahen Ostens bald eingeholt. (17.6., zu Gast: Hauptdarsteller Ohad Knoller) Der Eröffnungstag wird mit der Deutschlandpremiere des britischen Films SIXTY SIX (2006) von Paul Weiland abgeschlossen. Während sich England im Sommer 1966 ganz und gar im Fußballweltmeisterschaftstaumel befindet, rückt für den zwölfjährigen Bernie der Tag seiner Bar Mitzwa näher. Als England durch die Qualifizierungsrunden kommt, sieht es ganz so aus, als ob Bernies wichtiger Festtag auf das Weltmeisterschaftsendspiel fällt. Voll schrägem Humor steht SIXTY SIX in der Tradition der großen britischen Komödien; beeindruckend ist auch Helena Bonham Carter in der Rolle der Esther Reuben, Bernies Mutter. (17.6.) Eine weitere Deutschlandpremiere ist der israelische Spielfilm GALILEE ESKIMOS (2006) über einen Kibbuz kurz vor dem Bankrott. Am Abend vor der angeordneten Räumung verlassen die Bewohner ihre Häuser, ohne sich um die Insassen des Seniorenheims zu kümmern. Als die Sonne aufgeht und die Bagger anrücken, müssen die alten Leute feststellen, dass man sie ihrem Schicksal überlassen hat. Man beschließt, sich zur Wehr zu setzen, komme, was wolle. (18.6., zu Gast: Jonathan Paz) Zehn Kurzfilme der argentinischen Regisseure Israel Adrián Caetano, Carlos Sorín, Daniel Burman, Lucía Cedrón, Alejandro Doria, Alberto Lecchi, Marcelo Schapces, Juan Bautista Stagnaro, Adrián Suar und Mauricio Wainrot sind zu dem bewegenden Kurzfilmprogramm 18-J zusammengefasst worden. Jeder der Filme kreist um das Attentat, das am 18. Juni 1994 auf das Gebäude des Argentinisch-Israelitischen Vereins in Buenos Aires verübt wurde und dem 85 Menschen zum Opfer fielen. (18.6., Einführung: Carolina Goldsman, Jewish Film Festival Uruguay) Einer der Höhepunkte des Jewish Film Festivals 2004 war die Aufführung des Films MRS. MEITLEMEIHR, in dem der Regisseur Graham Rose der Frage nachgeht, was passiert wäre, wenn Adolf Hitler am Ende des Zweiten Weltkriegs nicht gestorben, sondern nach England geschmuggelt und in einer heruntergekommenen Londoner Wohnung im East End untergekommen wäre? Wir freuen uns, diesen Inbegriff des schwarzen britischen Humors in Anwesenheit des Filmemachers erneut zeigen zu können. Im Anschluss an die Vorführung kommt es zu einem Gespräch zwischen Graham Rose und Roger Boyes, dem Deutschlandkorrespondenten der 'Times'. (19.6.) Der Journalist Igal Avidan präsentiert drei außergewöhnliche Filme aus Israel: Der Dokumentarfilm FILM FANATIC (Shlomo Hazan, 2006) erzählt die Geschichte von Yehuda Grovais, einem jungen ultraorthodoxen Israeli, der seine unmögliche Leidenschaft verwirklicht: das Filmemachen. Im Anschluss an FILM FANATIC zeigen wir Grovais' preisgekrönten Kurzfilm COMING HOME SAFELY. In Mittelpunkt von Roy Westlers SHADYA (Israel 2005) steht die temperamentvolle Shadya, Muslima mit israelischem Pass und Karate-Sportlerin. Im Kampf zwischen Ehrgeiz und Tradition stellt sich Shadya gegen die für sie vorgesehenen traditionellen muslimischen Lebensweisen, und setzt alles daran, Karate-Weltmeisterin zu werden. (19.6.) Zwei jüdische Familiendramen aus Mexiko City und Kalifornien werden am 20.6. präsentiert. Die dramatische Komödie MY MEXICAN SHIVAH (Morirse está en Hebreo, Mexiko/USA 2006) spielt im jüdischen Viertel von Mexico City. Nach Moishes Tod versammeln sich Freunde und Verwandte, um gemeinsam die Trauerwoche zu verbringen. Im Verlauf des Films wird klar, dass Moishe zeitlebens versucht hat, das Leben so gut es geht zu genießen. Doch während viele seiner Freunde außerhalb des Familienkreises sich gern an ihn erinnern, können die meisten seiner Hinterbliebenen nicht all zu viel Gutes über ihn sagen. (20.6., zu Gast: Regisseur Alejandro Springall) Im feinen kalifornischen Brentwood bereitet sich Benjamin Fiedler in KEEPING UP WITH THE STEINS (Scott Marshall, USA 2006) auf seine Bar Mitzwa vor. Hinderlich ist nur, dass er weder die Bedeutung des Festes noch Hebräisch versteht und dass seine Eltern die denkbar feudalste Party planen. Benjamin kommt auf die Idee, sich an seinen Großvater zu wenden, der die Familie vor Jahren verließ und gegen den Benjamins Vater eine entschiedene Abneigung hegt. (20.6.) DIE FREIHEIT DES ERZÄHLENS – DAS LEBEN DES GAD BECK (Carsten Does, Robin Cackett, D 2006) ist das Porträt des langjährigen Leiters der Berliner Jüdischen Volkshochschule Gad Beck, eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Generation. "Das letzte Bild ist ein Gruppenfoto mit vielen altbekannten Gesichtern, aufgenommen auf der Treppe vor dem Gemeindehaus. Ach Gad, du warst der heimliche König der Fasanenstraße, na gut, dann eben die Königin …". (Judith Kessler) (21.6., Gäste: Gad Beck, Carsten Does, Robin Hackett) WRESTLING WITH ANGELS (Freida Lee Mock, USA 2006) zeichnet die Geschichte des ungemein produktiven Dramatikers, Drehbuchautors, Pulitzer- und Tony-Award-Preisträgers Tony Kushner nach, der im tiefsten Süden der Vereinigten Staaten aufwuchs und zu einem freimütig-unerschrockenen Aktivisten und leidenschaftlichen Fürsprecher von gesellschaftlichen Außenseitern wurde. (21.6., zu Gast: Linda Grant, britische Autorin; am 22. Juni liest Linda Grant in der Buchhandlung Marga Schoeller aus ihrem jüngsten Buch "The People on the Street. A Writer's View of Israel") Den 84. Geburtstag des bedeutenden deutschen Schriftstellers Ralph Giordano nehmen wir zum Anlass, die fünfteilige Verfilmung seines Romans "Die Bertinis, die Lebensgeschichte einer Familie" zu zeigen. Egon Monks Adaptation DIE BERTINIS (BRD 1988) der (Über-)Lebensgeschichte einer in der Nazizeit verfolgten Hamburger Familie beginnt 1882 und endet 1945 mit der Befreiung der in einem Hamburger Keller Versteckten durch die Engländer. Dazwischen spannt sich ein Bogen über drei Generationen hinweg, angefangen beim sizilianischen Trompeter Giacomo Bertini, der sich als Orchesterleiter in Hamburg niederlässt und dort eine Schwedin heiratet; über deren Sohn Alf, der die Jüdin Lea zur Frau nimmt, bis hin zu deren Kindern. Die zentralen Kapitel spielen während des Nationalsozialismus. Diskriminierung und Verfolgung zwingen die Bertinis unterzutauchen. (24. & 25.6.) In kaum einem anderen Land der Welt gibt es auf engstem Raum so viele Arbeitsmigranten wie in Israel. Eyal Halfon hat dieses Phänomen zum Ausgangspunkt für seinen Spielfilm WHAT A WONDERFUL PLACE (2005) genommen. Mit erzählerischer Leichtigkeit verbindet Halfon die Schicksale dreier "Gastarbeiter" – einer Ukrainerin, eines Filipinos und eines Thailänders – mit denen ihrer israelischen Arbeitgeber und entwirft so ein komplexes Bild der gegenwärtigen israelischen Gesellschaft. (25.6.) Felice Wonnenbergs Kurzfilm SCHMUCKGARTEN (2006) über einen Second-Hand-Juwelier und seinen Laden in der Nähe des Berliner Kurfürstendamms läuft zusammen mit dem irischen Dokumentarfilm GRANDPA … SPEAK TO ME IN RUSSIAN (Irland 2007) von Louis Lentin. Lentins Großvater, Kalman Solomon Lentin, kam als 14-jähriger Junge Mitte der 1890er Jahre aus dem litauischen Schtetl Zhidik nach Irland. Einer von Tausenden, die das repressive russische Regime verließen, einer der wenigen, die nach Irland kamen. (26.6., zu Gast: Louis Lentin) Der preisgekrönte Dokumentarfilm 5 DAYS (Yoav Shamir, Israel 2005) folgt den israelischen Streitkräften, die am 15. August 2005 die Räumung der jüdischen Siedlungen im Gaza-Streifen beginnen. Fünf Tage lang kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen radikalisierten Siedlern, die ihre Heimatdörfer nicht aufgeben wollen, und der israelischen Armee, die versucht, die ihr übertragene Aufgabe zu erfüllen, ohne dass die Gewalt eskaliert. Yoav Shamir bekam für seinen Film uneingeschränkten Zugang zur militärischen Kommandozentrale und zur Spitze der Widerstandsbewegung. (26.6.) EL CANTOR (Joseph Morder, Frankreich 2005) handelt von einem Wiedersehen nach über 30 Jahren. Zur großen Überraschung von William kommt Clovis, sein Cousin, nach drei Jahrzehnten aus New York zu ihm nach Le Havre. Das Wiedersehen der beiden weckt viele Erinnerungen. Williams Frau Elizabeth indessen hat gerade ihren Vater verloren und vermag ihre Fröhlichkeit nicht zu teilen. Nach und nach aber nimmt Clovis, Nachfahre einer Ahnenreihe berühmter Kantoren, mit seinem Charme alle für sich ein. (27.6., zu Gast: Joseph Morder) ORIGIN UNKNOWN (Nina Grünfeld, Norwegen 2005) beschreibt die Suche der Regisseurin Nina Grünfeld nach der wahren Herkunft ihres Vaters Berthold Grünfeld, eines jüdischen Psychiaters und Sexualwissenschaftlers. Grünfeld wuchs zunächst in einer katholischen Familie auf, bis er als Jugendlicher nach Norwegen gebracht wurde. Er selbst hat keine Erinnerung an seine leibliche Mutter und vor langer Zeit mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Ganz im Gegensatz zu seiner Tochter, die das dringende Bedürfnis hat, Genaueres zu erfahren. ORIGIN UNKNOWN läuft zusammen mit dem Dokumentarfilm FATHER LANGUAGE (Israel 2006) von Rami Kimchi über das Spanisch-Sefardische Rabbiner-Seminar auf Rhodos von 1926 bis 1939, als die Insel unter italienischer Herrschaft stand. (27.6.) "The Goldbergs" war eine der beliebtesten amerikanischen Radiosendungen der 30er und 40er Jahre. Die Autorin, Schriftstellerin und Schauspielerin Gertrude Berg konzipierte und schrieb viele der bald täglich ausgestrahlten 15-minütigen Folgen; darüber hinaus spielte sie die Hauptperson Molly Goldberg. Die ersten Folgen beschäftigten sich mit den Bemühungen der Goldbergs, als Immigranten in New York City Fuß zu fassen und ihr jüdisches Leben mit dem amerikanischen Way of Life in Einklang zu bringen. Am 28.6. wird die amerikanische Filmemacherin Aviva Kempner ihren Dokumentarfilm YOO-HOO, MRS. GOLDBERG über die Radio- und Fernsehsendungen als Work In Progress präsentieren. Im Anschluss läuft anlässlich des 30. Todestages von Zero Mostel Martin Ritts legendärer Spielfilm THE FRONT (USA 1976), der vor dem Hintergrund der Kommunistenjagd während der McCarthy-Ära spielt, von der viele der am Film Beteiligten in den 50er Jahren selbst betroffen waren. Als Drehbuchautor Alfred Miller auf McCarthys "Schwarze Liste" gesetzt wird, heuert er den unbeholfenen Kassierer Howard Prince als Strohmann an, um weiterhin publizieren zu können. Schon bald klopfen andere ebenfalls auf die "Schwarze Liste" gesetzte Schriftsteller bei Prince an, um unter dessen "reinem" Namen zu veröffentlichen. Prince genießt den unverdienten Ruhm und gewöhnt sich schnell an seine neue Rolle als Starautor. (28.6.) Den Abschluss des Festivals bildet ein weiterer Klassiker der Filmgeschichte: AVANTI POPOLO (Rafi Bukaee, Israel 1986). Der Meilenstein des israelischen Kinos, gedreht von dem allzu früh verstorbenen israelischen Regisseur Rafi Bukaee, zeigt die Versuche zweier ägyptischer Soldaten, nach Ende des Sechstagekrieges 1967 nach Kairo zurückzukehren, was zu einer abenteuerlichen, bisweilen surrealen Reise führt. (28.6.) Das 13. Jewish Film Festival ist eine Veranstaltung der Jüdischen Volkshochschule unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Klaus Wowereit. Mit freundlicher Unterstützung durch den Hauptstadtkulturfonds, die Stiftung Deutsche Klassenlotterie, die Botschaft des Israelischen Staates in Deutschland, Familie Klein (Berlin), Familie Nunberger (Berlin) sowie das Savoy Hotel, Berlin. www.jffb.de

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