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Kunuk und Cohn gründeten mit Paul Apak Angilirq und Pauloosie Qualitalik 1990 die erste unabhängige Inuit-Produktionsfirma Igloolik Isuma Productions Inc. Ihr Ziel war, ein unabhängiges Medienzentrum aufzubauen, um Arbeitsplätze zu schaffen, die ökonomische Entwicklung zu fördern und letztlich Kultur und Sprache der Inuit zu bewahren. In nur einem Jahr wurde aus der Idee ein Ort, an dem Schauspielunterricht und Videokurse gegeben und ein lokaler Fernsehsender aufgebaut wurde. Die Arbeit der Igloolik Isuma Productions wurde in Deutschland erstmals auf der Documenta 11 in Kassel vorgestellt. NUNAVUT (OUR LAND) ist der Titel ihrer 13-teiligen TV-Serie (1994–95), die das Leben der Inuit im ewigen Eis fiktionalisiert. In der Doku-Soap führen Laienschauspieler das Leben von fünf Familien während eines arktischen Jahres unter den Bedingungen vor, die vor 50 Jahren herrschten. Vom Training der Hunde über den Iglubau bis hin zur Jagd auf Robben und zum Umgang mit dem Speer zeigen sie die Kunstfertigkeit ihrer Vorfahren, die sie hat überleben lassen. (7.7. & 17.–19.7.) Nicht fehlen darf die nicht weniger spektakuläre Kinofassung unseres diesjährigen Opernereignisses, bei dem im Rahmen des Forums Foley-Artists, ein Orchester und Isabella Rossellini den neuen Stummfilm des Ausnahmeregisseurs Guy Maddin vertonten: BRAND UPON THE BRAIN!. Guy und seine Schwester wachsen auf einer Insel auf. Seine herrschsüchtige Mutter überwacht alles von der Spitze des Leuchtturms, sein skurriler Vater experimentiert im Kellerlabor. Zudem beherbergt man Waisenkinder, an deren Köpfen die späteren Adoptiveltern rätselhafte Wunden entdecken. Ein weiteres Geschwisterpaar wird auf die Insel geschickt: zwei Detektive, die Licht in das Dunkel bringen sollen. Die Schwestern und Brüder werden in den Gefühlsstrudel der ersten Liebe gerissen, währenddessen kommt im Elternhaus Abgründiges zum Vorschein. (14. & 15.7.) Bruce McDonalds mitreißende Popart- und Punkvariation des "Fänger im Roggen"-Motivs THE TRACEY FRAGMNETS (2007) war im diesjährigen Panorama zu sehen. Ellen Page ist die 15-jährige Titelheldin dieses multiperspektivischen Bilderrauschs. (6.7.) In die weiter zurückliegende Geschichte des Forums führt Bruce McDonalds ROADKILL (1989), sein legendärer erster Teil der "Road-Trilogy", der seinerzeit Kultstatus erhielt: Um eine verschollene Band aufzuspüren, durchkreuzt Ramona im Taxi das kanadische Hinterland und trifft auf ein kurioses Figurenkabinett, darunter einen angehenden Serienkiller mit Selbstzweifeln und eine marodierende Filmcrew. (16. & 17.7.) Auch L'ESPRIT DES LIEUX (The Spirit of Places, Catherine Martin, 2006) war im Forum zu sehen: In den 70er Jahren bereiste der Fotograf Gabor Szilasi die Region Charlevoix in Québec und porträtierte die Dorflandschaften und ihre Bewohner. Auf den Spuren von Szilasi kehrt Catherine Martins Dokumentarfilm drei Jahrzehnte später an die Schauplätze zurück und zeigt in eindrücklich kadrierten Aufnahmen den drastischen Strukturwandel der ländlichen Region. (18.7.) In LA NEUVAINE (The Novena, Bernard Émond, 2005) flüchtet eine Ärztin nach einem traumatischen Erlebnis aus Montreal in die Provinz. Im Moment der Verzweiflung trifft sie auf einen Jungen, der durch ein katholisches Gebetsritual seine todkranke Großmutter retten will. Die ungewöhnliche Beziehung zwischen einer atheistischen Medizinerin und einem tiefgläubigen Teenager steht im Mittelpunkt des Dramas. (19.7.) MONKEY WARFARE von Reginald Harkema (2006) mit Don McKellar gehört zu den Höhepunkten der Reihe. Das resignierte Revolutionärspaar Dan und Linda trifft auf die Jungrebellin Susan, die mit einer innerstädtischen Fahrrad-Guerilla Umsturzpläne verwirklichen will. Zusammen ergibt das ein explosives Trio Infernal zwischen Haschwolken und Geistesblitzen, kranken Geschäftsideen und gesundem Hass auf Yuppies im Geländewagen. Beim Toronto International Film Festival erhielt MONKEY WARFARE einen Special Jury Award. (20.7.) LA VIE SECRÈTE DES GENS HEUREUX (The Secret Life of Happy People, Stéphane Lapointe, 2006) erzählt eine Familiengeschichte. Thomas ist ein verträumter junger Mann unter der Fuchtel seiner auf Außenwirkung bedachten Eltern. Das Familienglück gerät aus den Fugen, als er die Frau seines Lebens in Gestalt der unkonventionellen Audrey trifft. (21.7.) BON COP, BAD COP (Érik Canuel, 2006) folgt dem Rat "Shoot now, translate later": Ein Mordfall an der Grenze zwischen Québec und Ontario zwingt einen Polizisten aus Montreal und seinen Kollegen aus Toronto zur Zusammenarbeit. Die Ermittlungen führen auf die Spur eines Serienkillers, der blutige Rache für den Ausverkauf kanadischer Eishockeyteams nimmt. Die wechselseitigen Vorurteile der "Two Solitudes" – des englischsprachigen Kanada und der frankophonen Provinz Québec – werden genüsslich ausgespielt, was die Actionkomödie zum erfolgreichsten kanadischen Film 2006 machte. (22.7.) EVE & THE FIRE HORSE (Julie Kwan, 2005) erzählt von der neunjährigen Eve und ihrer älteren Schwester Karena, die mit ihrer traditionsbewussten chinesischen Einwanderfamilie im Vancouver der frühen 70er leben. Eve, im Jahr des Feuerpferds geboren, verfügt über eine ausgeprägte Vorstellungskraft und entdeckt überall Zeichen göttlichen Wirkens. Als die um Anpassung bemühte Karena sich und Eve in einer katholischen Sonntagsschule anmeldet, sehen sich die Mädchen mit religiösen und kulturellen Unwägbarkeiten konfrontiert. Für das Zeitdokument und Familienporträt voller magischer Momente gab es den Spezialpreis der Jury beim Sundance Festival. (23.7.) In seiner Komödie WILBY WONDERFUL (Daniel MacIvor, 2004) schildert Schauspieler, Autor und Regisseur Daniel MacIvor, wie die Ankündigung eines skandalösen Enthüllungsberichts in der Lokalzeitung binnen 24 Stunden zu Verwicklungen auf der kleinen Insel Wilby Island vor der Küste Nova Scotias führt. Bevölkert wird das malerische Eiland von einer All-Star-Besetzung des kanadischen Films, darunter Sandra Oh, Paul Gross, Callum Keith Rennie, Maury Chaykin und Ellen Page. (24.7.) THE ROWDYMAN (Peter Carter, 1972) spielt in Neufundland in den 70ern: Den charismatischen und trinkfreudigen Cole kümmert es wenig, wenn er mit seinem unangepassten Lebenswandel in der heimatlichen Kleinstadt aneckt. Doch dann wirft ihn ein tragisches Ereignis aus der gewohnten Bahn, woraufhin er einige folgenschwere Entscheidungen treffen muss. Als neuzeitlicher Outlaw auf verlorenem Posten brilliert Hauptdarsteller Gordon Pinsent in dieser ebenso unsentimentalen wie anrührenden Außenseiter-Ballade, die zu Recht als Meilenstein des anglophonen kanadischen Kinos gilt. (25.7.) Wir schließen mit einem frankokanadischen Film aus dem gleichen Jahr: LA VRAIE NATURE DE BERNADETTE (Gilles Carle). Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umwälzungen in Québec und beseelt von der Idee, ihre "wahre Natur" zu entdecken, zieht eine Großstadtintellektuelle mit ihrem Sohn aufs Land. Dort trifft die romantische Idealistin auf einen Bauern, der gegen die Macht der industriellen Agrarkonzerne vorgehen will. Mit ihrer offenherzigen Weltsicht sucht sie ihren Platz in der Provinz – mit überraschenden Konsequenzen. Teils Drama, teils schwarze Satire, schildert der wegweisende Film den sozialen Wandel und die Selbstwerdung einer jungen Frau im katholischen Québec – ein ebenso politisches wie persönliches Meisterwerk des kanadischen Kinos. (26.7.) Eine Veranstaltung von Kinemathek Hamburg e.V., Telefilm Canada und der Botschaft von Kanada in Kooperation mit Film Circuit (Division of the Toronto International Film Festival Group). Mit Unterstützung der Vertretung der Regierung von Québec. Es erscheint ein Katalog. Dank an Rita Baukrowitz.

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