Direkt zum Seiteninhalt springen
Der kanadische Regisseur Bruce LaBruce, der in den 1980ern als Herausgeber des ersten schwulen Punkfanzines J.D.s zu einer Art widerspenstiger Gallionsfigur wurde, hat schon lange eine enge Verbindung zu Berlin. Nicht nur durch seine Zusammenarbeit mit Produktionsfirmen (Jürgen Brüning Filmproduktion, Cazzo Film, Wurstfilm) und Berlinalepremieren im Panorama, sondern auch durch Theater-, Performance- und DJ-Projekte am HAU, im SchwuZ, im Ficken 3000, nicht selten mit Mitgliedern der Küntlergruppe CHEAP, darunter Schauspielerin Susanne Sachsse, und natürlich Vaginal Davis. Viele haben schon mal einen oder mehrere Bruce LaBruce-Filme gesehen, aber nun gibt es die Gelegenheit, sie alle zusammen im Kino zu genießen, an dem Ort, der laut Bruce LaBruce einmal der perverse Ort schlechthin und damit Inbegriff der Freiheit war, bevor die Unterhaltungsindustrie die komplette Kontrolle übernahm.
Zur Eröffnung der Retrospektive am 15.7. zeigen wir frühe Super-8-Filme aus den 1980er Jahren, zum Teil in Zusammenarbeit mit Candy Pauker entstanden, die aus der Zeit des Punk stammen und diesen gleichzeitig entwaffnen. Dazu zeigen wir jüngere Videos, darunter eine Arbeit, die 2009 für die Theaterproduktion The Bad Breast (HAU / Hebbel am Ufer) mit Susanne Sachsse und Vaginal Davis entstand, die neben Bruce LaBruce beide zu Gast sind. Moderieren wird den Abend Marc Siegel. Sein jüngster Film L.A. Zombie (2010) hat seine internationale Premiere in Locarno. Unter der Überschrift "Lacan vs Jung; 'Judy' LaBruce Fucks the Dead … Live!" spricht Tim Blue (CHEAP) am 16.7. mit LaBruce anhand von Ausschnitten und anderen Filmbeispielen über Zombies.
So ist auch der Titelheld in OTTO; OR, UP WITH DEAD PEOPLE (2008, 27.7.) ein Zombie, der nicht nur der Hauptdarsteller in LaBruce' Film ist, sondern auch im Film-im-Film der lesbischen Filmemacherin Medea Yarn einen Untoten spielt. Beide Filme agitieren gegen eine Zombie-Gesellschaft, die von Krieg, Zerstörung, Hass und unbändigem Konsum geprägt ist.
In NO SKIN OFF MY ASS (1991, 17.7.) spielt LaBruce selbst einen schwulen Punkfriseur. Der Film, der als Verlängerung des queeren Punkfanzines gelten kann, basiert auf Robert Altmans Psychothriller That Cold Day in the Park (1969).
Der Titel für SUPER 8 ½ (1994, 19.7.) stammt von Federico Fellinis Otto e mezzo, (I / F 1963). "Aus diesem klassischen Kunstfilm entleiht LaBruce die Fassade der Pseudo-Autobiografie eines Regisseurs, der damit kämpft, einen Film fertig zu stellen und währenddessen mit seinen Fantasien konfrontiert ist." (Marc Siegel)
In HUSTLER WHITE (1996, 21.7.), seinem ersten Farbfilm mit echten Pornodarstellern, aber weniger explizit, spielt LaBruce selbst den "überaffektierten europäischen Jürgen Anger, der nach Hollywood gekommen ist, um über die Geschichte des Straßenstrichs am Santa Monica Boulevard zu forschen." (Marc Siegel)
SKIN FLICK (1999/2000, 23.7.), ein Film über radikale Skins, die in London ein "mixed race bourgeois gay couple" terrorisieren, war einer der umstrittensten Filme von LaBruce. Er löste viel Unbehagen aus und wurde genau dafür gleichermaßen gelobt.
"The Revolution is My Boyfriend": In THE RASPBERRY REICH (2004, 26.7.) vereint LaBruce als Abenteuerromantik entlarvten Terrorismus in der 6. Generation mit queerer Pornografie. Susanne Sachsse darin als Gudrun: "There will be no revolution without sexual revolution! But, there will be no sexual revolution without homosexual revolution!"

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur