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SOGOBI (James Benning, USA 2002, 1. & 8.4.) Viele Filme dieses Meisters des Landschaftsfilms sind filmische Befragungen von und 
Aus-einandersetzungen mit spezifischen Land-schaften. So auch SOGOBI – schoschonisch für „Erde  –, Bennings Annäherung an die kalifornische Wildnis in 35 sorgsam komponierten, -tiefenscharfen, menschenleeren Szenen – Betrachtungen über-fluteter Salzmulden, verbrannter Landstriche, tosender Flüsse, windiger Passwege, gigantischer Mammutbäume, Aufnahmen im Yosemite oder Death Valley, inmitten eines Schneesturms, oder schwarzer Eichen. "Ich verbrachte ein Jahr am Ende der Welt, und vielleicht bin ich dort der Darstellung eines wahren Orts-Gefühls am nächsten gekommen." (James Benning)

THE SEARCHERS
(John Ford, USA 1956, 3. & 15.4.) "What makes a man do wander, what makes a man do roam?" – In der Ferne löst sich zunächst kaum merklich eine Gestalt aus der Prärie: Die erste Szene in Fords epischem Western markiert die einzige Beziehung im Leben seines Protagonisten Ethan Edwards (John Wayne): die zu der ihn umgebenden grenzenlosen Landschaft, aus deren Umklammerung er sich fast unwillig freimacht. Und in die er wieder zurückkehrt, um sich auf eine fünf Jahre dauernde Suche nach seiner von Indianern verschleppten Nichte zu machen. "Ein Film wie ein doppeltes Leuchten. Außen Hollywood-Erzählkino, dahinter Verzweiflung und Qual in einer Schrift der Dunkelheit." (Harry Tomicek)

LUST FOR LIFE
(Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft, Vincente Minneli, USA 1956, 4. & 16.4.) Minnellis Künstlerbiografie versenkt sich ganz in Farben, Flächen, Themen, Details und natürlich auch in die (inneren wie äußeren) Landschaftsentwürfe des niederländischen Malers. Immer wieder verschwimmt der Übergang zwischen kleiner und großer Leinwand, gleichen sich die an Originalschauplätzen gedrehten südfranzösischen Landschaften den van Gogh'schen Visionen an; die klassischen Motive auf der Staffelei scheinen durch die Hand des Künstlers wie animiert. Minnellis leuchtender Rausch der Farben und Texturen orientiert sich an Irving Stones Romanbiografie und zeichnet die letzten zehn Lebensjahre van Goghs (Kirk Douglas) nach: seine Zeit als Prediger, das Verhältnis zu Bruder Theo, Freundschaft und Bruch mit Paul Gauguin (Anthony Quinn), die Selbsteinweisung in die Nervenheilanstalt.

VIAGGIO IN ITALIA
(Reise nach Italien, Roberto Rossellini, Italien 1953, 5. & 9.4.) Neapel, Vesuv, Pompeji, Capri – Stationen einer einwöchigen Reise durch Italien. Die klassische Reiseroute einer éducation sentimentale hat in Rossellinis Film jedoch den gegenteiligen Effekt. Die ita-lienischen Landschaften und Kulturstätten rahmen vielmehr das Ende einer Ehe: Katherine (Ingrid Bergman) und Alexander (George Sanders) haben sich auseinandergelebt, die Scheidung steht im Raum. Trotz eines melodramatischen Endes kein Melodram, sondern eher die nüchterne Beobachtung einer Krise, die sachliche Beschreibung der mediterranen Landschaft.

DAS WEITE FELD
(Volker Koepp, DDR 1976, 6. & 17.4.) & KURISCHE NEHRUNG (Volker Koepp, D 2001, 6. & 17.4.) Zwei Landschaften als Räume, in deren Hier und Jetzt sich die Zeit abbildet. Zum einen Fontane-Country, dessen Metapher des "weiten Felds" Koepp zum Ausgangspunkt für eine kleine Kulturgeschichte der nördlichen Mark Brandenburg an der Grenze zu Mecklenburg nimmt; zum anderen die schmale Halbinsel Kurische Nehrung, knapp 100 Kilometer lang, halb Russland, halb Litauen, wo die Grenzverschiebung der Geschichte, aber auch die einzigartige Landschaft die Menschen geformt haben.

FATA MORGANA
(Werner Herzog, BRD 1969–71, 7. & 10.4.) Afrikanische Landschaften zwischen zivilisatorischer Entweihung und Apokalypse – drei Kapitel mit den Titeln "Schöpfung", "Paradies" und "Goldenes Zeitalter" sowie dokumentarische, fiktive, experimentelle und essayistische Elemente fügt Herzog zu einem Abgesang auf einen sterbenden Planeten. Die alptraumhaft-flirrenden Wüstenaufnahmen sind unterlegt mit guatemaltekischen Erschaffungssagen, mit rauer Stimme vorgetragen von der Filmhistorikerin und Mentorin Herzogs Lotte Eisner, sowie einer Musikcollage mit Songs von Johnny Cash und Leonard Cohen.

PEAK – ÜBER ALLEN GIPFELN (Hannes Lang, Deutschland/Italien 2011, 11. & 14.4.) "Über allen Gipfeln ist" hier schon lange keine "Ruh" mehr. Die Alpenwelt in Langs faszinierendem und gleichzeitig verstörendem Streifzug ist vielmehr einer unaufhörlichen Modifika-tion unterworfen. Statische Panoramaaufnahmen bilden eine fortschreitende Industrialisierung der Skigebiete ab, in denen ein idyllisches Winterparadies in Folge des fortschreitenden Klimawandels nur noch mit Hilfe von Kunstschnee aufrechterhalten werden kann. Auch die Tonspur dokumentiert das Verhältnis zwischen Natur und Technik: Schneekanonen und Pistenraupen sind zum Soundtrack eines Winterurlaubwahns geworden, deren Spuren im Sommer in Form von Totenstädten aus Beton und planierten Hängen unübersehbar sind. In assoziativen Montagen entwirft Lang eine Bestandsaufnahme vom Verschwinden einer Landschaft.

DIE WEISSE HÖLLE VOM PIZ PALÜ
(Arnold Fanck, G. W. Pabst, D 1929, 12. & 16.4., am Klavier: Eunice Martins) In diesem Klassiker des Bergfilm-Genres tritt die eher einfache Spielfilmhandlung um einen fanatischen Bergsteiger, der mit einem jungen Paar auf eine gewagte Schneetour geht und gemeinsam mit ihnen von einer Lawine erfasst wird, vor der Darstellung der majestätischen Bergmassive, Gletscher und Eislandschaften in den Hintergrund. An Original-Schauplätzen entwickelte Fanck mit seinen Kameraleuten einmal mehr seine für ihn charakteristische Bergmystik.

TABU
(Friedrich Wilhelm Murnau, USA 1930, 18. & 23.4., am Klavier: Eunice Martins) Der Schatten eines religiösen Tabus fällt auf die paradiesische Lebenswelt einer Südseeinsel und auf die Liebe zwischen zwei jungen Inselbewohnern. Aus ihrem Paradies wird unversehens ein paradise lost, aus ihrem selbstvergessenen, spielerischen Leben ein erbitterter Kampf. Ein Melodram über Zerstörung und Verlust, eingebettet in ein inszeniertes Paradies, das zur Zeit der Dreharbeiten schon nicht mehr existierte.

SUD PRALAD
(Tropical Malady, Apichatpong Weerasethakul, Thailand/D/F/I 2004, 19. & 24.4.) Ein Film in zwei Teilen und zwei Welten: Was als unbeschwert mäandernde Romanze zwischen dem jungen Soldaten Keng und seinem Freund Tong beginnt, öffnet sich im zweiten Teil nach einer langen Schwarzblende in ein so rätselhaftes wie hypnotisierendes Zwischenreich. Im nächtlichen Dschungel, wo Keng seinen plötzlich verschwundenen Freund sucht, lösen sich die Grenzen zwischen Mensch, Tier und Natur allmählich auf. Eine grandiose, vielstimmige Tonspur lässt die fremd-flirrende Landschaft im Halbdunkel hör- und fühlbar werden.

SWEETGRASS
(Lucien Castaing-Taylor, Ilisa Barbash, USA 2009, 21. & 29.4.) Eine so unsentimentale wie monumentale Elegie auf den (untergehenden) amerikanischen Westen, auf die letzten Schafhirten und ihre Herden, die die Sommermonate auf den Wiesen der Beartooth-Berge in Montana verbringen. Dieser großartige Western im Dokumentarfilmformat zeigt, wie Natur und Kultur, Tiere und Menschen, Klima und Landschaft, Verletzlichkeit und Gewalt an diesem Ort und während dieser Zeit aufs Engste miteinander verbunden sind.

LA RÉGION CENTRALE
(Michael Snow, Kanada 1971, 22. & 30.4.) Mithilfe einer Spezialapparatur, die eine laufende Kamera in jede nur denkbare Richtung in hoher Geschwindigkeit drehen kann, macht Snow Aufnahmen eines Berggipfels im Norden Québecs. In dieser Neukonstruktion entsteht aus der rauen Bergwelt eine originäre Filmlandschaft, eingebettet in einen Zyklus von Licht und Dunkel, Wärme und Kälte. "Dieser Film ist keine 'Unterhaltung'. Er ist ein Phänomen. Er kann das Mittel einer Offenbarung sein. Um wirklich erfahren zu werden, sollte der Film in seiner vollen Länge gesehen und gehört werden. Nehmen Sie sich Zeit, nehmen Sie Ihren Platz ein. Bleiben Sie, schauen Sie auf das Bild, aber denken Sie an etwas anderes. Später werden Sie feststellen, dass Sie wieder zu den Bildern zurückgekehrt sind." (Michael Snow) (mg)

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