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WEEDS ON FIRE (Steve Chan, 2016, 14. & 15.7., zu Gast: Steve Chan) 1984: Im Hongkonger Vorort Sha Tin hat sich ein so beherzter wie unbeirrbarer Oberschuldirektor in den Kopf gesetzt, aus einer trägen und renitenten Jungsklasse eine dynamische und erfolgreiche Baseballmannschaft zu machen. Der Weg zum Erfolg für die neu gekürten Sha Tin Martins ist wie zu erwarten steinig und mit einer guten Mischung aus Blut, Schweiß und Tränen sowie comic relief gepflastert. So unerwartet wie unmissverständlich schlägt die filmische Rahmenhandlung des warm-nostalgischen Sportdramas die Brücke zur Hongkonger umbrella-Bewegung von 2014. MAD WORLD (Wong Chun, 2016, 15.7. & 1.8.) Ein Hongkonger Kammerspiel auf engstem Raum, ein Zweipersonen-Drama, beeindruckend gespielt von Shawn Yue and Eric Tsang, eine Geschichte der vorsichtigen Annäherung zwischen Vater und Sohn. Letzterer wird nach einem längeren Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik nach Hause entlassen. Zunächst findet weder der überforderte Vater einen Weg, mit seinem bipolaren Sohn umzugehen, noch kann der Sohn die traumatischen Erfahrungen seines früheren Lebens verarbeiten. Ein so berührendes wie eindrückliches Plädoyer, sich der Wahrheit, den Herausforderungen des Lebens und seiner Schattenseiten zu stellen. TIME AND TIDE (Tsui Hark, 2000, 16.7.) Ende der 90er Jahre kehrte der Grenzgänger zwischen Ländern, Genres und Funktionen und Mitbegründer der Hongkonger Neuen Welle nach Hongkong zurück, um motivisch mit seiner Action-Extravaganza TIME AND TIDE an seine filmischen Anfänge der 80er Jahre anzuknüpfen. Rasant montiert und atemberaubend gefilmt, bewegen sich der idealistisch-naive Bodyguard Tyler und der taiwanesische Killer Jack in einer labyrinthischen Handlung, in die außerdem südamerikanische Söldner, ein Attentat, ein Koffer voller Geld sowie die beiden schwangeren Frauen von Tyler und Jack verflochten sind und die unweigerlich auf zwei zentrale Showdowns zustrebt. MADE IN HONG KONG (Fruit Chan, 1997, 17. & 29.7., restaurierte Fassung) Dem Hongkonger Mainstream-Kino im wahrsten Sinne abgetrotzt und auf Materialresten einer Großproduktion gedreht, zeigt Fruit Chan in seinem unabhängig produzierten Film das Leben dreier rebellischer Jugendlicher in einer chaotischen Sozialbausiedlung im Vorfeld des Handovers: Moon ist Schulabbrecher, der sich als Schuldeneintreiber für einen Triadenboss verdingt, dabei jedoch auch seine schützende Hand über den geistig entwicklungsverzögerten Sylvester hält und sich in die junge Ping verliebt, die an einer lebensbedrohlichen Krankheit leidet. Ein mal düsteres, mal poetisches, immer energiegeladenes Porträt jugendlicher Entfremdung. AFTER THIS OUR EXILE (Patrick Tam, 2006, 20.7. & 2.8.) Nach 17-jähriger Regie-Pause, die er als Professor an der Universität von Hongkong verbrachte, meldete sich Regisseur, Drehbuchautor und Cutter Tam 2006 mit einem berührenden und hoch prämiierten Vater-Sohn-Melodram zurück. Eine unaufhörliche Abwärtsspirale setzt ein, als Chow Jr und Sen. von der Mutter bzw. Ehefrau verlassen werden, die das Leben mit einem notorischen Glücksspieler nicht ertragen kann. Auch in der neuen Situation ist der Vater nicht in der Lage, sein Leben in den Griff zu bekommen und für seinen Sohn zu sorgen. Unter dem Druck der wachsenden Schulden greift Chow zum Äußersten. ORDINARY HEROES (Ann Hui, 1999, 21. & 25.7.) Politischer Aktivismus in den 70er und 80er Jahren in Hongkong. Sow, Yau und Tung kämpfen aus unterschiedlichen Gründen für die Belange und Rechte chinesischer Bootsflüchtlinge in Hongkong und gegen die rigide britische Kolonialmacht: Sow kennt die Nöte der "boat people" aus eigener Anschauung, Yau ist ein idealistischer Student, Tung lässt sich mitreißen, ist aber vor allem in Sow verliebt. Mit der Nachricht von den Ereignissen auf dem Tian’anmen-Patz im Sommer 1989 zerbricht ihr gemeinsamer Traum von einer besseren Welt. In Anlehnung an reale Personen zeichnet Ann Hui ein so freies wie bewegendes Porträt von politischem Handeln, Prinzipienstarre und der Einsamkeit des Kampfes. PTU (Johnnie To, 2003, 22. & 29.7.) Wege durch die Hongkonger Nacht: Was an einem Imbiss als (amüsant inszenierte) Rangelei beginnt, führt kurze Zeit später zu einem Mord und einem zusammengeschlagenen Polizisten, dem zudem die Dienstwaffe entwendet wurde. Die anschließende nächtliche Odyssee der Polizei-Elite-Truppe PTU durch die Hongkonger Unterwelt gilt nicht nur der Suche nach der Waffe des Kollegen. Auch die sich abzeichnende Vergeltungsaktion für den anfänglichen Mord muss verhindert werden. Nur matt ausgeleuchtet kartografiert PTU die in jeder Beziehung dunklen Seiten Hongkongs, stimmiges Terrain für einen düsteren Thriller, in dem zwischen "Gut" und "Böse" schon bald nicht mehr unterschieden werden kann. HOLD YOU TIGHT (Stanley Kwan, 1998, 24.7. & 3.8., zu Gast: Stanley Kwan) Nach seinem im gleichen Jahr entstandenen Dokumentarfilm "Yang±Yin: Gender in Chinese Cinema" greift Kwan das Thema Homosexualität erneut in seinem Spielfilm HOLD YOU TIGHT auf, der vor dem Hintergrund des Handovers die Lebenswege von drei Männern und zwei Frauen zwischen Hongkong und Taiwan miteinander verwebt: Die jungen Frauen Ah-Moon und Rosa setzen sich nach Taipeh ab, wobei nur eine dort ankommen wird. Ein schwuler Makler kümmert sich um Ah-Moons verlassenen Ehemann, zu dem sich auch der junge Drifter Jie hingezogen fühlt. Ein durch Hongkong cruisender Reigen um Liebe und Verlust, Sexualität und Identität, Gefühle und Stimmungen. PROTÉGÉ (Derek Yee, 2007, 26. & 31.7.) Umfassende Recherchen im Drogenmilieu grundieren dieses grimmig-bittere Unterweltsdrama um den Polizisten und verdeckten Ermittler Nick (Daniel Wu), der über Jahre hinweg zum Ziehsohn des Drogenkönigs Lam Kun (Andy Lau) avanciert ist. Als dieser sein Imperium an seinen "protégé" übertragen will, spitzt sich das moralische Dilemma für Nick zu: Soll er aus seiner neuen Position die großen Gangster zu Fall zu bringen oder doch den Weg in die Kriminalität und den Reichtum wählen? Die Liebe zu einer Drogenabhängigen erschwert die Entscheidung zusätzlich. Ein Film der unbeantworteten Fragen und inneren Konflikte, der sich indes jedem einfachen Urteil verweigert. A SIMPLE LIFE (Ann Hui, 2011, 28. & 30.7.) Über 60 Jahre hat Ah Tao für die Leungs gearbeitet, für sie geputzt, gewaschen, gekocht, die Kinder großgezogen. Mittlerweile haben fast alle Mitglieder der Großfamilie Hongkong verlassen, einzig der Filmproduzent Roger (Andy Lau) lebt wochenweise in Hongkong und sieht sich plötzlich mit Ah Taos Entscheidung konfrontiert, dass sie krankheitsbedingt in ein Altenheim ziehen will. Voller Disziplin und Würde versucht sie sich an die beengten Verhältnisse, die dementen Mitbewohner, die fehlende Privatsphäre zu gewöhnen. Unter den veränderten Umständen wandelt sich auch Rogers und Ah Taos Beziehung. Bewegend, dabei völlig unsentimental, souverän zwischen Tragik und Komik navigierend, hat Ann Hui mit präzisem Blick für Menschen, Orte und Situationen einen großen Film über ein vermeintlich einfaches Leben geschaffen. (mg) Ein Programm in Zusammenarbeit mit CreateHK, Hong Kong International Film Festival Society und Hong Kong Economic & Trade Office Berlin.

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