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HERMIA & HELENA (USA/Argentinien 2016, 4.5., in Anwesenheit von Matías Piñeiro & 12.5.) Camila (Agustina Muñoz), eine Argentinierin um die 30, geht als Stipendiatin für ein Jahr nach New York, um Shakespeares "Sommernachtstraum" ins Spanische zu übersetzen. Nur zögerlich lässt sie Freund, Freundinnen und ihre schwangere Schwester in Buenos Aires zurück. Im winterlichen New York, wo sie die Wohnung und die Bekanntschaften ihrer Vorgängerin Carmen (María Villar) übernimmt, begegnet sie einer Frau (Mati Diop), die mysteriöse Postkarten schreibt, einem alten und einem neuen Liebhaber und, in einer großartig inszenierten Szene, dem ihr bislang unbekannten Vater. Piñeiros erster außerhalb von Argentinien und auf Englisch gedrehter Film springt zwischen New York und Camilas Abreisetag in Buenos Aires hin und her und operiert mit kunstvollen Überblendungen, Zwischenüberschriften, Ragtime-Musik und je einem Hauch Rivette und Rohmer. EL HOMBRE ROBADO (The Stolen Man, Argentinien 2007, 5.5., in Anwesenheit von Matías Piñeiro & 8.5.) Mercedes (María Villar) arbeitet im Museum für Spanische Kunst in Buenos Aires und beschäftigt sich in ihrer Freizeit ausführlich mit dem im 19. Jahrhundert tätigen Schriftsteller und Reformer Domingo Faustino Sarmiento. Die Erkenntnisse aus ihrer Lektüre überträgt sie auf das Liebes- und Arbeitsleben ihrer Umgebung. Außerdem entwendet sie Objekte aus dem Museum und ersetzt sie durch Gegenstände aus der Musikakademie, die wiederum ihr Freund Leandro, den sie verlassen will und nicht kann, dort stiehlt. Es kommt zu einer Reihe von intriganten Verwicklungen rund um Leandro, ihre Freundin Leticia, deren Freund Andrés und die Frage, ob dieser eine Affäre mit Clara hat. Die Schauplätze des in körnigem Schwarzweiß gedrehten Debütfilms sind Museen, eine Buchhandlung, der Botanische Garten und die Musikakademie – Orte, an denen sich Geschichte, Kunst, Liebe und Leben vermischen. LA PRINCESA DE FRANCIA (The Princess of France, Argentinien 2014, 5.5., in Anwesenheit von Matías Piñeiro & 10.5.) Nach dem Tod seines Vaters und längerer Abwesenheit kehrt Víctor nach Buenos Aires zurück. Er bringt ein neues Projekt für seine frühere Theatergruppe mit: ein Radiohörspiel von Shakespeares Komödie "Verlorene Liebesmüh" mit Live-Musik. Nicht nur bei den Aufnahmen im Tonstudio liegen Shakespeares Verse in der Luft, sie sind auch die Vorlage für den munteren Beziehungsreigen, der Víctor zwischen Freundin, Ex-Freundin, Geliebter, seiner besten und der vielleicht zukünftigen Freundin situiert. Die Liebe kommt und geht, viele Küsse werden getauscht und noch mehr Worte gemacht, Herzensbotschaften geraten in die falschen Hände, Irrungen und Wirrungen nehmen ihren Lauf. Die Kamera tastet die Gesichter der Figuren und einige historische Gemälde behutsam ab. IN THE MUSEUM (Argentinien 2015, 5. & 10.5.) Ein kurzer Werkstattbericht. Matías Piñeiro analysiert aus dem Off Foto- und Filmaufnahmen vom Dreh einer Szene für LA PRINCESA DE FRANCIA im Kunstmuseum in Buenos Aires. Das Gemälde einer Nackten aus dem Saal mit Französischer Malerei des 19. Jahrhunderts erweist sich als Motiv, das auch in einem letztlich nicht realisierten Film von Jean-Claude Rousseau hätte figurieren sollen. VIOLA (Argentinien 2012, 6. & 12.5.) Cecilia (Agustina Muñoz), eine junge Schauspielerin, probt mit Ausdauer und Leidenschaft die immer gleiche Szene aus Shakespeares "Was ihr wollt" mit Sabrina. Die hat sich gerade von Agustín getrennt. Cecilia findet, dass das ein Fehler war. Viola (María Villar) durchkreuzt als Kurierin mit dem Fahrrad Buenos Aires, um Raubkopien von DVDs auszuliefern. Ihr Freund Javier kann die Augen nicht von Cecilias Spiel lassen. Bald soll der Part, den Cecilia spielt, von Ruth übernommen werden, die wiederum Viola die Rolle anträgt. Ein vergnügliches Rollen- und Beziehungs-Verwirrspiel entsteht. Alltägliche Gespräche über die Liebe gehen dabei in elisabethanische Verse über und umgekehrt – konzis und mit zahlreichen Großaufnahmen von Gesichtern erzählt, legt der rasante Film unterschwellig nahe, dass Spiel und Alltag dasselbe sind. ROSALINDA (Argentinien 2010, 6.5., im Anschluss: Revolver-Live-Gespräch mit Matías Piñeiro) Es ist Sommer. Eine Schauspieltruppe trifft sich im Grünen, um Shakespeares Komödie "Wie es euch gefällt" zu proben. Luisa (María Villar), die Rosalinda spielen wird, beendet kurz vor Beginn via Handy ihre Beziehung. Schon bald wirbt Orlando heftig um sie, die mittlerweile in die Rolle der Rosalinda geschlüpft ist und als Mann verkleidet im Wald lebt – eine Verbannung, die sie als Freiheit empfindet. Ob bei der Dialogbesprechung oder den Proben, beim Baden im Fluss oder beim Kartenspiel – schon in diesem mittellangen Auftakt von Piñeiros Shakespeare-Projekt vermischen sich die Rollen von Luisa, der Schauspielerin, und Rosalinda, der Figur, auf heitere und wundersame Weise. TODOS MIENTEN (They All Lie, Argentinien 2009, 8. & 10.5.) Eine Gruppe junger Leute trifft sich in einem Landhaus weit weg von Buenos Aires. Sie trinken, küssen sich, schlucken Pillen, lesen viel, erzählen erfundene Geschichten und spielen sie nach, zeichnen oder fuchteln mit einem Gewehr herum. Der Ort und die Gemeinschaft haben etwas Utopisches. Die Atmosphäre ist konspirativ und plötzlich machen Verdächtigungen die Runde. Im Zentrum steht Helena Pickford, sie liest aus den Reisetagebüchern von Domingo Faustino Sarmiento aus dem 19. Jahrhundert vor, wo die Frage nach der argentinischen Identität aufgeworfen wird, und sie bestimmt die Regeln des Spiels, das alle spielen. (bik) Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der Republik Argentinien und der dffb (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin). Dank an Gonzalo Rodríguez Newbound, Bodo Knapheide und Alejo Franzetti.

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