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RATCATCHER (GB/F 1999, 12. & 23.10.) Eine Glasgower Arbeitersiedlung Anfang der 70er Jahre. Die Müllabfuhr streikt, überall liegen stinkende Plastiksäcke herum und die Ratten vermehren sich. Im Fernsehen singt Tom Jones, die Mutter tanzt Jive und kämmt Läuse aus, der Vater trinkt im Pub und die Schwestern nerven. Seit der zwölfjährige James sich schuldig fühlt am Tod seines im Kanal ertrunkenen Freundes, blickt er mit anderen Augen auf seine Familie und entfremdet sich von seiner Umgebung. Es wächst jedoch nicht nur seine Verlorenheit, sondern auch die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Am Ende einer Buslinie findet er sein Glück. Ramsays Coming-of-Age-Debütfilm verbindet genaue soziale Beobachtung mit Momenten von eigentümlicher Poesie und surrealer Fantasie – wie die Mondfahrt einer weißen Maus zur Musik aus Terrence Malicks Badlands.

GASMAN (GB 1997, 12. & 23.10.) Der kurze, ausdrucksstarke Film erzählt vom Verlust kindlicher Unschuld im Glasgow der 70er Jahre: Ein kleines Mädchen muss ungläubig und entsetzt begreifen, dass sein Vater ein Doppelleben führt und Zuhause und Familie nicht das sind, was sie vorgeben.

MORVERN CALLAR (GB/Kanada 2002, 13. & 22.10.) Morvern Callar (Samantha Morton) ist Anfang 20 und arbeitet in einem Supermarkt in der schottischen Provinz. Als sie die Leiche ihres Freundes im Wohnzimmer findet, führt sie ihr Leben so weiter wie bisher und vertuscht seinen Tod. Seine Hinterlassenschaften sind ein Feuerzeug, eine Lederjacke, ein Mixtape (das als Soundtrack dient) und ein unveröffentlichter Roman, den sie kurzerhand unter ihrem eigenen Namen einem Verlag anbietet, der ihn prompt für viel Geld kaufen will. Eine Reise mit ihrer besten Freundin nach Spanien wird zum Wendepunkt – sie macht die Tür von außen zu und lässt ihre Heimat hinter sich. Ausgehend von einer literarischen Vorlage vermittelt sich ganz ohne Psychologisierung, mit tranceartigen Bildern und Songs u.a. von Can, The Velvet Underground und Nancy Sinatra ein intensives Lebensgefühl.

KILL THE DAY (GB 1996, 13. & 22.10.) Eine kurze, in Fragmenten und ohne viele Worte erzählte Studie eines Junkies: Zeit totschlagen, Geld beschaffen, Drogen kaufen, Gefängnis, Entzug, gute Vorsätze und die Versuchung, rückfällig zu werden. Ein Leben in der Sackgasse – mit Erinnerungsbildern an glückliche Kindheitsmomente am Fluss und im Kornfeld.

WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN (GB/USA 2011, 15. & 20.10.) Zu Beginn ist die Katastrophe bereits geschehen: Der 17-jährige Kevin hat an seiner Highschool ein Massaker mit Pfeil und Bogen verübt. Assoziativ und achronologisch verschiedene Zeitebenen kombinierend, erzählt Ramseys zwischen Psychodrama und Horrorfilm changierende Romanadaption die Vor- und Nachgeschichte des Amoklaufs aus der Perspektive von Eva (Tilda Swinton), der Mutter des Täters. Einst eine erfolgreiche Reiseschriftstellerin, wurde ihr Leben als Ehefrau und Mutter zum Alptraum – mit einem ständig schreienden Kind mit immer dämonischeren Zügen. Kein trautes Heim. Angefeindet als Erzieherin eines Monsters, quält sie sich nun mit der Frage, ob sie versagt hat und das Unfassbare hätte verhindern können. Das in Rot getauchte Porträt einer Hölle namens Familie.

SMALL DEATHS (GB 1996, 15. & 20.10.) Ramsays kurzer Abschlussfilm an der National Film and Television School versammelt drei Momentaufnahmen aus der Kindheit und Jugend eines Mädchens der schottischen Arbeiterklasse – was wie knallharter Sozialrealismus aussieht, wird als „Joke“ entlarvt. 

YOU WERE NEVER REALLY HERE (A Beautiful Day, GB/USA/F 2017, 16. & 19.10.) Joe (Joaquin Phoenix), ein ehemaliger Soldat und Kriegsveteran, verdingt sich als Auftragskiller. Sein Werkzeug ist ein Hammer. Nach getaner Arbeit kümmert er sich fürsorglich und innig um seine alte Mutter am Stadtrand von New York. Als er die entführte minderjährige Tochter eines US-Senators aus den Fängen eines Kinderprostitutionsrings befreit, gerät er in ein politisches Komplott und wird vom Jäger zum Gejagten. Anders als in Actionfilmen findet die Gewalt hier im Off statt. Mit asynchronen Bild- und Tonmontagen, dem dissonanten Soundtrack von Jonny Greenwood (Radiohead) und Rückblenden aus Joes traumatischer Vergangenheit, die wie Erinnerungs-Flashs in seine Gegenwart hineinzucken, zielt Ramsays Thriller weniger auf Spannung denn auf das Innenleben des schweigsamen Sonderlings. Und auf die Spuren, die Gewalt bei einem Menschen hinterlässt.

SWIMMER (GB 2012, 16. & 19.10.) Diese Auftragsarbeit für die Olympischen Spiele in London zeigt einen Mann beim Durchschwimmen ländlicher und städtischer Gewässer. Sie verbindet markante Schwarzweißbilder mit einem üppigen Sound Design aus Musik, literarischen Zitaten und Dialogfetzen vom Geschehen am Ufer. (bik)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der DFFB.

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