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„Die Trennung von Ton und Bild ist eine wichtige kinematographische Idee”, sagt Deleuze und gibt dann ein Beispiel aus einem der Filme von Straub/Huillet. Für die Augen, die sie betrachten, ist eine Ebene nur ein leerer Raum. Aber wenn eine Stimme von oben die Toten beschreibt, die in ihr begraben liegen, ändert sich die Bedeutung dieser Landschaft dramatisch.

Damals verstand ich Deleuze noch nicht, und ich hatte noch nie einen Film von Straub/Huillet gesehen. Ich war gerade einmal ein Jahr an der Universität und fragte mich, was das überhaupt sein soll, eine kinematographische Idee.

Am 8. Juni 2013, während der Taksim-Gezi-Park-Proteste, nahm ich meine Kamera und ging zu den Barrikaden. Im höher gelegenen Gümüşsuyu waren in der Nacht zuvor die Pflastersteine herausgebrochen worden; jetzt gingen sie von Hand zu Hand. Da dachte ein 20-jähriger Burak zum ersten Mal in seinem Leben darüber nach, was es bedeutet, Widerstand zu leisten. Heute, 10 Jahre später, ist mir klar, dass das Nachdenken über Widerstand beim Bau von Barrikaden und das Nachdenken über Kino beim Umherlaufen mit Kamera und Tonaufnahmegerät ähnliche Praktiken sind.

Am 8. Juni 2013 habe ich meine Bilder von den Barrikaden und die Tonaufnahmen von den Protesten fragmentiert und wieder neu zusammengesetzt – so, wie ja auch die Pflastersteine zweckentfremdet worden waren. Daraus entstand ein achtminütiges Video. Dieses Video bezeugt bereits eine Auseinandersetzung, die später grundlegend für meine Filmarbeit wurde: die Auseinandersetzung über das richtige Verhältnis zwischen Bild und Ton, wann beide zusammenzubringen sind und wann man sie besser trennt. In meinen Filmen steigt der Ton manchmal zum Himmel auf, manchmal gräbt er sich in die Erde ein. Manchmal unterwirft er sich der Stille. Aber er ist immer anwesend und sucht nach einer kinematographischen Idee, mit der er sich verbinden oder die er durchbrechen kann.
 

Burak Çevik, geboren 1993 in Istanbul, Türkei. Mehrere seiner Filme wurden im Berlinale Forum präsentiert, darunter sein Debütfilm TUZDAN KAIDE (2018), AIDIYET (2019) und zuletzt UNUTMA BIÇIMLERI (Forms of Forgetting).

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