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Die Jury, bestehend aus Bernardo Rondeau, Leo van Hee und Nicole Allemann, verlas ihre Begründung im Rahmen der Locarno Pro Preisverleihung am 10. August: „Zum 50. Jahrestag seiner Veröffentlichung möchten wir KADDU BEYKAT würdigen, das bahnbrechende Debüt der wegweisenden senegalesischen Filmemacherin Safi Faye. Dank dieser Restaurierung kann dieses kraftvolle und poetische Spielfilmdebüt nun von neuen Generationen wiederentdeckt werden. Mit dieser Wahl feiern wir nicht nur die anhaltende Relevanz des Films, sondern auch das Vermächtnis einer Frau, die den Weg für das afrikanische Kino geebnet hat.“

Das Arsenal dankt Locarno Heritage Partner und Cinegrell herzlich für diese Auszeichnung.

Seit 2015 vertritt das Arsenal auf Safi Fayes Wunsch hin ihr Gesamtwerk. Nach den Vorführungen der Filme KADDU BEYKAT und Fad'jal (Neuankömmling, arbeite, Senegal 1979) im Berlinale Forum (1976 und 1979) kam Faye auf Einladung der Freien Universität erneut nach Berlin, wo sie anschließend als Stipendiatin des Künstlerprogramms des DAAD mehrere Monate verbrachte. Während dieser Zeit war sie häufig Gast im Arsenal, dem sie freundschaftlich verbunden blieb.

Die digitale Restaurierung von KADDU BEYKAT markiert den Beginn einer neuen Sichtbarmachung ihres Oeuvres durch das Arsenal. Ende 2026 ist eine Retrospektive geplant, die einen Überblick über ihr Schaffen geben soll. Anschließend finden Vorführungen und Veranstaltungen in mehreren Ländern und Kontinenten statt.

KADDU BEYKAT Safi Faye Nachrichten aus dem Dorf Senegal 1975

Die anhaltende Dürre in einem senegalesischen Dorf führt dazu, dass die Erträge der Hirse- und Erdnussbauern sinken. Der katastrophale Schaden, dessen Ursache in der landwirtschaftlichen Monokultur der Kolonialzeit liegt, wird spürbar. Der Landarbeiter Ngor kann daher die Mitgift für seine Geliebte Coumba nicht aufbringen. Mit Gelegenheitsjobs versucht er sein Glück in Dakar.

Safi Faye umrahmt die Handlung mit ihren Kommentaren – es entsteht ein audiovisueller Brief ans Publikum, das sie einlädt, für die Zeit des Films in ihrem Heimatdorf zu Gast zu sein. Die mit einem kleinen Team in drei Wochen gedrehte Doku-Fiktion ist das gelungene Ergebnis ihrer partizipatorischen Arbeit mit den Dorfbewohner*innen, darunter ihr Großvater, der kurz nach Ende der Dreharbeiten verstarb.

Safi Faye (*1943 in Fad’jal bei Dakar, Senegal) war Filmemacherin und promovierte Ethnologin/Anthropologin. Faye war nicht nur die erste Frau aus der Subsahara, die bei einem Kurzfilm (La Passante, 1972) Regie führte, sondern wenig später auch bei einem kommerziellen Spielfilm, KADDU BEYKAT (1975), der 1975 in Cannes Premiere hatte und 1976 beim Forum der Berlinale gezeigt wurde.

Fayes Filmschaffen, das sich über beinahe fünfzig Jahre erstreckt, ist in seiner thematischen Relevanz bisher noch zu wenig untersucht, auch wenn ihre Dokumentarfilme, die den Fokus auf die Gemeinschaft sowie die Erfahrungen von Frauen und Kindern in ländlichen Gebieten richten, viel Zuspruch erhielten.

Zu ihren Filmen zählen Fad'jal (1979), Selbé et tant d'autres (1982), Tesito (1989) und Mossane (1996). 1979 kam Faye für einen Video-Workshop an die Freie Universität Berlin und blieb anschließend mit einem DAAD-Stipendium in der Stadt. In dieser Zeit entstand ihr Film Man Sa Yay (1980). Safi Faye starb am 22. Februar 2023 in Paris.

Gefördert durch:

Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds

Die internationalen Programme von Arsenal on Location sind eine Kooperation mit dem Goethe-Institut.