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comme ci comme ça: On Becoming Archival Queers

„Queerness“ ist nicht einfach ein Begriff, um nicht-heterosexuelle Identität auszudrücken, sondern fordert viel eher die normalisierenden Mechanismen des Geschlechts heraus und untersucht die gesellschaftlichen Prozesse, die Identität überhaupt erst produzieren, normalisieren und aufrechterhalten. Ein „queeres Archiv” meint also nicht einfach ein LGBT-Archiv. Es ist stattdessen ein Archiv, das die Strukturen, Prozesse und Methodologien, die zu seiner Existenz geführt haben, überdenkt, und das die Diskurse infrage stellt, die seine Fetischisierung als Ort der Wissensproduktion herbeigeführt haben.

Queere Archive kritisieren in ihrem Dasein die als normativ etablierten Praktiken des Sammelns und der Verbreitung von Aufzeichnungen. Sie initiieren einen Eingriff in die Geschichtsschreibung. Queere Geschichtswissenschaftler*innen haben sich für neue Methoden der Historiografie eingesetzt und die Schaffung eklektischer, idiosynkratischer und vergänglicher Archive gefördert, die Ephemera, Klatsch, Andeutungen, Emotionen, performative Handlungen, physische Gesten, flüchtige Momente, Geheimsprachen und Methoden oder Anti-Methoden umfassen, welche auf einer kontraintuitiven Gegenüberstellung von Erzählungen und Materialien aufbauen und den traditionellen Begriff des Archivs aus dem Gleichgewicht bringen.

„comme ci comme ça: On Becoming Archival Queers“ ist ein zehnwöchiger Workshop unter der Leitung des Künstlers und Filmemachers Mohammad Shawky Hassan. In Lesungen, Diskussionen, Sichtungen und Gastvorträgen wird ein Überblick über einige dieser Methoden erarbeitet und versucht, die Beziehung zwischen „Queerness“ und dem „Dokument“ im weitesten Sinne des Wortes zu problematisieren, wobei der Schwerpunkt auf Praktiken liegt, die außerhalb des rassistischen und sexuellen Mainstreams entstehen und darauf, wie sie mit etablierten theoretischen Regelwerken und institutionellen Beschränkungen umgehen. Wir werden auch einige der möglichen Interpretationen von „Queerness“ in verschiedenen soziopolitischen Kontexten durchdenken und überlegen, wie diese wiederum die Konfiguration eines Archivs verändern könnten.

Der Workshop ist partizipatorisch, diskussionsorientiert, multidisziplinär und offen für Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Forscher*innen und andere Personen mit Interesse und/oder thematische Vorkenntnisse. Die erste Sitzung beginnt am 14. Oktober und wird wöchentlich bis zum 16. Dezember jeden Mittwoch von 18.00 bis 21.00 Uhr (Berliner Zeit) online stattfinden.

Mohammad Shawky Hassan ist Filmemacher, der in Kairo und Berlin lebt und arbeitet. Seine Arbeiten wurden unter anderem auf der Berlinale, im Museum of Modern Art (MoMA), im HKW, im MUCEM, im Sursock Museum und im Contemporary Image Collective (CIC) gezeigt. Seinen MA in Philosophie schloss er 2016 an der American University in Kairo ab, wo er seine Abschlussarbeit mit dem Titel „On the Limitations of the Archive: Affective Traces, Sensible Intensities and the Humming Background Noise of the Universe“ schrieb.

Der Workshop wird in englischer Sprache abgehalten.

Anmeldung und Teilnahme

Der Workshop ist auf 15 Personen begrenzt. Die Hälfte der ausgewählten Teilnehmer*innen sollte einen Wohnsitz in Berlin haben.

Bewerbungsschluss ist der 1. Oktober 2020. Die Unterlagen stehen als PDF zur Verfügung (download PDF). Bitte beachten Sie, dass nur die ersten 40 Bewerbungen berücksichtigt werden können.

Teilnahmegebühr: 120 Euro / 100 Euro (Mitglieder, Studierende, Berlin-Pass) / 90 Euro (Mitglieder des Arsenal Freundeskreises). Außerdem werden 3 Stipendien vergeben.

Kontakt:
Nathalie Knoll, Markus Ruff
archive(at)arsenal-berlin.de