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O SEEKER wurde in Indien auf neuem und abgelaufenem 16-mm-Film gedreht. Der Film ist eine Reise durch die absurden Gedankenspiralen eines jungen Mädchens, das über die menschliche Existenz, die Nachrichten und den Kosmos sinniert. Solche Gedanken hielten mich selbst als Kind auch nachts wach. Diese Ängste und Befürchtungen aus der Kindheit sind kürzlich wieder aufgetaucht, als die Welt mit der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hatte. Vielleicht war es die Lücke, die wir in der Information auszumachen glaubten, die uns die Wissenschaft liefern konnte. Oder vielleicht haben wir versucht, die unglaubliche Trauer zu verarbeiten, die wir alle empfanden. Jedenfalls haben wir uns auf der Suche nach etwas Trost der Religion, der Spiritualität und den Sphären der Metaphysik zugewandt. Viele bizarre Erklärungen für die unsichtbare Kraft, die tausende Leben forderte, sind aufgetaucht. Auch in Indien haben die Frommen, die Abergläubischen, die politisch Motivierten und die Hilflosen viele Hypothesen vorgeschlagen. Einige beteten, um die „Corona-Göttin“ zu besänftigen und empfahlen den Verzehr von Urin als Heilmittel. Andere mutmaßten auf kommunalerer Ebene, dass die Göttin erschienen sei, um die „Fleischesser*innen“ zu bestrafen.

Diese seltsamen Widersprüche ließen mich das Verhältnis von Wissenschaft, Spiritualität, Magie und Politik in Indien hinterfragen.

Ich persönlich verlor Abba, meinen Großvater, kurz bevor die grausame zweite COVID-19-Welle im Sommer 2021 Indien traf. Ich sah zu, wie meine Familie Geistheiler*innen, Tarot-Leser*innen, Medien und Hellseher*innen kontaktierte, um ein letztes Mal mit ihm sprechen zu können. Abba war ein Mann der Wissenschaft und ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof – ob er diese Art der Kontaktaufnahme wohl gutgeheißen hätte? Diese seltsamen Widersprüche ließen mich das Verhältnis von Wissenschaft, Spiritualität, Magie und Politik in Indien hinterfragen. Ich sprach mit Forscher*innen, Dichter*innen, Geistheiler*innen und Familienmitgliedern, die um ihre Liebsten trauerten. Ich schaute die Nachrichten und verfolgte die Politik der indischen Regierung, ihre Tricks und Illusionen, ihren Versuch, sich den Kontrollverlust angesichts des Unglücks nicht anmerken zu lassen. Intuitiv sammelte ich Material, filmte verschiedene Teile des Puzzles, das dieser Film darstellt. Mit diesem Film stelle ich mich den Ängsten meiner Kindheit, diesmal eher mit Neugier als mit Furcht, Belustigung statt Sorge, und vor allem mit Sinn für Humor.

Gavati Wad

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