In den 1970ern begann in Großbritannien die Hochzeit des experimentellen und avantgardistischen Films: Das Production Board des British Film Institute, zuständig für Low-Budget- und Independent-Filme, wurde signifikant großzügiger bezuschusst, fortan teilte es sich die Verantwortung für die Filmkunst mit dem aus Lotteriegeldern finanzierten Arts Council. Jene temporär florierenden Bedingungen, unter denen Regisseure wie Derek Jarman oder Peter Greenaway ihre Karrieren starten konnten, führten nicht zuletzt zu einer deutlich erhöhten Präsenz von Regisseurinnen und einer Sichtbarkeit von feministischen Positionen, wie sie zuvor im britischen Kino nur zart angeklungen waren (darunter in Muriel Box’ Rattle of a Simple Man, den der Filmclub 813 im Vorfeld zeigt). Die Filme, die Frauen in den späten 70ern und frühen 80ern drehten, vereinen intellektuelle Schärfe und theoretische Versiertheit mit einer großen Lust am Spiel mit Filmgeschichte und Genre-Partikeln. Oft in Gruppenstrukturen erarbeitet, mit zahlreichen Querverbindungen in die Musik- und Kunst-Szene, ergeben sie vielfältige, immer wieder überraschende Gesamtkunstwerke. (Felix Mende)