Jährlicher Höhepunkt der Aktivitäten des Griechischen Filmarchivs ist seit 2012 das Athens Avant-Garde Film Festival (AAGFF). Es gilt als das einzige Festival in Griechenland, das sich ausschließlich dem avantgardistischen, experimentellen und hybriden Film widmet. Sorgfältig kuratiert vereint es Werke, die die Grenzen und Möglichkeitsräume des Kinos erweitern. Im Rahmen von Arsenal on Location wurde ein Sonderprogramm zusammengestellt, das sich den Themen Migration, Vertreibung und Erinnerung widmet. Die Auswahl der Filme verfolgt unterschiedliche formale und historische Ansätze – von Privatarchiven bis hin zu kollektiven Geschichten über Exil und Zugehörigkeit.
Aus dem Arsenal sind folgende Filme zu sehen: PASSING DRAMA (Angela Melitopoulos, 1999) beschreibt die Fluchtbewegung der Familie der Filmemacherin, die sich über drei Generationen und vier Länder erstreckte. EKMEK PARASI – GELD FÜR’S BROT (Serap Berrakkarasu, 1994) zeigt Frauen aus der Türkei bei ihrer Arbeit in einer Lübecker Fischfabrik. Dabei erzählen sie von ihrem Leben, ihren Sorgen, ihrer Trauer, ihren Hoffnungen und Träumen. NOW: END OF SEASON (Ayman Nahle, 2015) beobachtet syrische Geflüchtete beim Warten in der Türkei. Dazu hören wir, wie Hafiz al-Assad erfolglos versucht, Ronald Reagan telefonisch zu erreichen, der beim Ausritt ist. WAS BLEIBT / ŠTA OSTAJE (Clarissa Thieme, 2010) besteht aus langen statischen Totalen von Plätzen und Landschaften im heutigen Bosnien und Herzegowina: Leerstellen, erzeugt durch Krieg und Gewalt. BORROWING A FAMILY ALBUM (Tamer El Said, 2023) ist die Filmversion einer Installation, die im Forum Expanded zu sehen war. Anhand fremder Familienfotos stellt sich der Filmemacher die Geschichte seiner eigenen Familie vor, die die Zeit vor dem Tod seiner Schwester aus der Erinnerung gelöscht hat.
Fünf weitere Titel aus dem Griechischen Filmarchiv widmen sich den Erfahrungen von Menschen auf der Flucht: SPECTRES ARE HAUNTING EUROPE (2016) von Maria Kourkouta und Niki Giannari, MILAD – MY PLANET … (2015) von Menelaos Karamaghiolis, BREAKING ISOLATION IN THE CENTER OF BERLIN (2015) von Menelaos Karamaghiolis, FROM ARIS TO NEW YORK (1996) von Eva Stefani und INNER MIGRATION (1984) von Vouvoula Skoura. (3.–7.12.) (Stefanie Schulte Strathaus)
