Im Rahmen von Arsenal on Location findet nach sechs Jahren die zweite Ausgabe des Archivfilmfestivals Decasia statt. Auf Initiative des Filmemachers und Kurators Didi Cheeka (Lagos Film Society) fand es 2019 erstmalig in Kooperation mit der Nigerian Film Corporation (NFC), der Goethe-Universität Frankfurt, dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und dem Arsenal statt. Die Pandemie verhinderte eine Fortsetzung des Festivals, das alle zwei Jahre im Wechsel mit Archival Assembly in Berlin stattfinden sollte. Die aktuelle Ausgabe wird von der Goethe-Universität und dem Goethe-Institut unterstützt.
Didi Cheeka dazu: „Filmarchive und Archivpraktiken erleben in ganz Afrika eine dynamische Erneuerung – und bieten damit die Möglichkeit, sich mit der bestehenden, etablierten Form derGeschichtsschreibung auseinanderzusetzen. Die audiovisuelle Gegenwart Afrikas ist zunehmend geprägt von Bildern und Tönen aus Archiven – ein Zeichen für ein regelrechtes ‚Archivfieber‘, das eine neue Generation von (afrikanischen) Filmemacher*innen, Künstler*innen und Kurator*innen erfasst hat: Es manifestiert sich in einer fortwährenden Suche nach Bildern aus vergangenen Zeiten, die wiederentdeckt und neu verwendet werden können. Wie lässt sich diese Faszination für die Vergangenheit erklären? Warum dieses Bedürfnis, mit den Augen von heute auf das Gestern zurückzublicken? Vielleicht entspringt es einem sogenannten Afropessimismus, einer Tendenz, sich von den Enttäuschungen der Gegenwart abzuwenden? Oder ist die Gegenwart so dramatisch, so ereignisreich, dass ein Blick zurück notwendig ist, um voranzukommen – weil die Vergangenheit dem Kontinent beibringen kann, wie man sich in ihr zurechtfindet? Decasia #2 findet sechs Jahre nach der ersten Ausgabe und zehn Jahre nach dem ersten internationalen Symposium in Lagos statt, das sich mit Archivpraktiken auf dem Kontinent befasste. Vom kolonialen Kino, das ein Wahrheitsregime über die Kolonie konstruierte, bis zum Kino als Widerstand gegen den Kolonialismus; von digitalisierten Filmen aus der Zeit vor Nollywood bis zu Podiumsdiskussionen und Filmen, die Archivmaterial kreativ nutzen, um den Blick auf mögliche neue Wahrheiten zu richten – das Festival bietet eine Plattform, um das Thema „Unleashing the African Archive“ zu erkunden.“ (27.–30.7.)