Im alternativen Kunstraum Yermekan in Ankara, der seit 2022 besteht und von jungen Künstlerinnen betrieben wird, findet in Kooperation mit dem Goethe-Institut Ankara und dem Arsenal ein dreitägiges Programm zum Thema Fotofilm statt, das neben Filmen aus den 40er Jahren bis in die Gegenwart auch Diskussionen und Gespräche umfasst. Fotografie steht traditionell für das Standbild. Fotografie friert Bewegung ein, hält einen Augenblick fest. Das Medium Film wiederum steht für Bewegung und die Organisation von Zeit. Fotofilme entstehen an der Schnittstelle beider Medien.
JEŠTĚ NEJSEM, KÝM CHCI BÝT (I’m Not Everything I Want to Be, Klára Tasovská, Tschechische Republik/Slowakei/Österreich 2024) besteht zur Gänze aus Fotografien aus dem Zehntausende Bilder umfassenden Archiv der 1952 geborenen tschechischen Fotografin Libuše Jarcovjáková und zeigt ihr ereignisreiches Leben zwischen Prag, Tokio und Berlin, auf der Tonspur Auszüge aus ihren Tagebüchern. Chris Markers LA JETÉE (F 1962) ist ein legendärer Science-Fiction-Film, der nur aus überblendeten Fotografien besteht. In Alain Resnais’ VAN GOGH (F 1948) gelingt eine neue Art von Künstlerbiografie, bei der das Leben van Goghs ausschließlich mit Hilfe seiner Gemälde erzählt wird. Hubert Fichtes & Leonore Maus DER TAG EINES UNSTÄNDIGEN HAFENARBEITERS (BRD 1966) schildert den Tageslauf eines nicht fest angestellten Lohnarbeiters. Silke Grossmanns DIE GEFÜHLE DER AUGEN (BRD 1985/87) verbindet Fotografien und Bewegtbild miteinander, DER PIRAT IST DIE LIEBE (BRD 1981/83) montiert Fotobilder aus dem Leben von zwei Frauen. Sirkka-Liisa Konttinens vielfach preisgekrönter Fotofilm THE WRITING IN THE SAND (UK 1991) lebt vom fotografierten Augenblick, von Schnappschüssen an Stränden Nordenglands. CITIES (TERRITORIES & OCCUPATION) (Gusztáv Hámos und Katja Pratschke, D 2019) ist eine Auseinandersetzung mit der Einteilung von Städten in verschiedene Zonen und Nachbarschaften und den unsichtbaren Markierungslinien, in denen sich Machtbeziehungen, Inklusion und Exklusion zeigen. CAPITALISM: CHILD LABOR (Ken Jacobs, USA 2006) und CAPITALISM: SLAVERY (Ken Jacobs, USA 2007) basieren auf jeweils einer historischen Fotografie, von Ken Jacobs mit verschiedenen Effekten animiert und neu zum Leben erweckt. (19.–21.9.)