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Fiktionsbescheinigung Programm 1

Foto von den Dreharbeiten zu „In der Wüste“ von Rafael Fuster Pardo. Ein Mann schaut sich im Spiegel an und richtet seine Kleidung.
Foto von den Dreharbeiten zu IN DER WÜSTE von Rafael Fuster Pardo. Claudio Caceres Molina vor dem Spiegel. © Jaime B. Navarro

Mi 16.02.
16:30

Die Reihe „Fiktionsbescheinigung“ wirft die Frage auf, wie Kultur im Allgemeinen, Kino im Besonderen, Gesellschaft und Rassismus zusammenhängen. Sie widmet sich dem Schaffen von Schwarzen Regisseur*innen und Regisseur*innen of Color in Deutschland und versteht sich als ein Experiment in geteilter kuratorischer Verantwortung. Dabei wirft sie auch ein Schlaglicht auf ein zu Unrecht zu wenig bekanntes Kapitel deutscher Filmproduktion.
 
Die Filmauswahl Kurator*innen Enoka Ayemba und Biene Pilavci die Filmauswahl getroffen. Unterstützt haben sie dabei Karina Griffith, Jacqueline Nsiah, Can Sungu sowie das Auswahlkomitee des Berlinale Forums. 

  • Regie

    Hakan Savaş Mican

  • Deutschland / 2007
    18 Min. / 35 mm / OmeU

  • Originalsprache

    Deutsch, Türkisch

Fremd. Yaban.

Gleich zu Beginn verletzt sich Adem an einer Pflanze. Der Dorn steckt tief in seinem Finger. Gleich zu Beginn des Besuchs von Meryem, seiner Mutter. Ihr machen die Treppen zu schaffen.
Der Regisseur und Autor Hakan Savaş Mican braucht wenige, präzise Striche, um die Entfremdung zwischen Mutter und Sohn anschaulich zu machen. Meryems Besuch stellt Adems soziokulturelle Selbsteinschätzung auf die Probe. Als Architekturstudent fühlt er sich einer anderen Schicht zugehörig als der Gastarbeiterschaft, die er seine Mutter zuschreibt. Mit feinem Gespür für Situationskomik fordert FREMD seinen Protagonisten, gespielt von Ismail Sahin, heraus.
Gedreht wurde der Film fast ausschließlich in einer kleinen Wohnung. Die Farben sind kühl gehalten. Trotz der formalen Strenge hat das Kammerspiel Wärme, was wiederum der Figur der von Sema Poyraz gespielten Meryem geschuldet ist.
Bemerkenswert ist auch, wie gekonnt Hakan Savaş Mican mit Objekten arbeitet. Bohrt sich am Anfang der Dorn im Finger, steht am Ende ein Paar Hausschuhe an der Schwelle zu einem Zimmer: ein Gegenstand mit Gebrauchscharakter, der zugleich ein tiefes Gefühl birgt. (Biene Pilavci)

  • Regie

    Rafael Fuster Pardo

  • Bundesrepublik Deutschland / 1987
    70 Min. / OmeU

  • Originalsprache

    Deutsch, Spanisch

In der Wüste

Mitte der 80er Jahre, es ist Winter in West-Berlin. Zwei Künstler, Fernando und Timur, teilen sich eine Bruchbude in einem Kreuzberger Hinterhaus. Die Mauer ist nicht weit, der Kühlschrank leer, die Decke undicht, und der Exil-Chilene Fernando steckt so tief in einer Krise, dass er es nicht einmal schafft, einen Brief aus der ersten Heimat zu öffnen.
Für seinen ersten Langfilm IN DER WÜSTE hat Rafael Fuster Pardo eine Erzählung des chilenischen Autors Antonio Skármeta als Vorlage gewählt und mit einem starken Ensemble (post)migrantischer Laiendarsteller*innen gearbeitet. Lakonisch und pointiert entwirft er das Bild eines entbehrungsreichen Künstlerdaseins. Berlin erscheint als Wüste voller Brachen und Abweisung, als eine Stadt, die trotz ihres Überflusses nicht freiheitlich und egalitär, sondern einschränkend und kalt ist. Einlass wird nicht allen gewährt. Trotzdem verliert der Film seine gute Laune nicht; schließlich sind Krisen dazu da, sich davon abzulenken. Der vorweihnachtlichen Stadt gelingt es, sich mit Fernando und Timur zu versöhnen, als sie ein Konzert von Jocelyn B. Smith besuchen: „Midnight Lover“ elektrisiert die Figuren und die Zuschauer*innen minutenlang. (Biene Pilavci)

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur