Geburtstagsprogramm

Anfang der 70er Jahre sah Ulrich Gregor in einer New Yorker Galerie Videoarbeiten eines japanischen Künstlers und beschloss, sie dem Arsenal-Publikum in Berlin zugänglich zu machen. Er bat Mitstreiter*innen, Fernsehgeräte mitzubringen, verteilte sie auf gestapelte 35-mm-Filmkartons im Kinosaal und synchronisierte sie, um das kollektive Videoschauen noch vor der Einführung des Beamers zu ermöglichen. Von Anfang an war der Filmhistoriker, Kritiker, Kino- und Festivalmacher auch das: Möglichmacher. Gemeinsam mit seiner Frau Erika und weiteren Cineasten gründete er 1963 die Freunde der Deutschen Kinemathek, die zunächst in der Akademie der Künste und an anderen Orten Filme zeigten. 1970 eröffneten sie das Kino Arsenal in der Welserstraße, 1971 retteten sie die Berlinale mit der Gründung des Internationalen Forum des Jungen Films aus einer politischen Krise. In den folgenden Jahrzehnten ebneten sie Filmemacher*innen aus aller Welt den Weg in die Kino- und Festivallandschaft, die für ihn immer Teil eines größeren gesellschaftlichen Zusammenhangs war, den es zu verstehen und zu verändern galt.

Zu seinem 90. Geburtstag, zu dem wir alle herzlich einladen, präsentiert Ulrich Gregor eine Auswahl an Filmen, die dazu beigetragen haben, darunter CHE COSA SONO LE NUVOLE? (Was sind die Wolken?) über den er sagt: „Der Kurzfilm gehört zu den schönsten, aber am wenigsten bekannten Werken von Pier Paolo Pasolini. Entstanden 1968, erzählt der Film ein Drama im Marionettentheater. Von realen Darstellern verkörpert, spielen Marionetten eine kondensierte Version von Shakespeares „Othello“. – Einerseits eine Hommage an das sizilianische Puppentheater, aber auch eine Meditation über das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit, hat CHE COSA … eine humoristische, aber auch eine reflektive Ebene. In einem nachdenklichen Moment sagt Totò: „Wir sind in einem Traum innerhalb eines Traums“. CHE COSA SONO LE NUVOLE? ist zugleich Farce, Melodram, Satire, Parabel, Rezitation und verschmilzt diese Elemente auf unnachahmliche Art. Ein brillantes Kunstwerk, ein Film zum Immer-wieder-sehen, ein wahres capolavoro.“ (Stefanie Schulte Strathaus)

Alle sind herzlich eingeladen!