Geschichtsunterricht

Film als Material unterliegt einem ständigen Wandel. In Archiven wird diese Veränderung durch Zustandsberichte dokumentiert, die während der Prüfung der Kopien erstellt werden. In dieser Serie teilt der Filmemacher Juan González persönliche Momente der Entdeckung während seiner ­Arbeit als Kopienprüfer im Arsenal.
GESCHICHTSUNTERRICHT (1972) von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub erscheint auf den ersten Blick sehr einfach: Ein Mann fährt durch Rom und interviewt vier Personen: einen Anwalt, einen Bauern, einen Bankier und einen Dichter. Das Besondere dabei ist, dass sich der Interviewer im Rom der 70er Jahre befindet, während die vier Personen alte Römer sind, die über die Angelegenheiten von Julius Caesar sprechen. Es wird keine Erklärung dafür gegeben. So beginnt die Lektion. Was nicht gezeigt oder gesagt wird, ist nicht weniger wichtig als das, was dargestellt wird. GESCHICHTSUNTERRICHT ist somit ein Lehrstück, nicht darüber, was ein Film alles tun kann, sondern darüber, was ein Film unterlassen sollte. Zudem ist er, aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet, sehr humorvoll. (Juan González)