Landschaft und Wahn

Grüne Hügel, Wälder und Felder – aus der Ferne ist nicht zu erkennen, dass durch diese scheinbar unberührte Landschaft eine Außengrenze der EU verläuft. Bauern arbeiten auf dem Feld, ernten Mais oder hacken Holz, Jugendliche fahren Motocross und der Imam ruft zum Gebet. Bei genauem Hinschauen zeigt sich: Im Unterholz steht ein verrosteter Panzer, Minenräumer suchen das Gelände mit Metalldetektoren ab, und im Herbstlaub finden sich Passbilder, Kleidungsstücke und zerstörte Mobiltelefone von Geflüchteten. Ein altes Schulgebäude im Dorf dient ihnen als temporäre Zuflucht. Nicole Vögele nimmt sich Zeit zum Beobachten und zeigt in ihrem auf 16 mm gedrehten Film LANDSCHAFT UND WAHN die bosnisch-kroatische Grenzregion als Ort, an dem sich die Wege von Migrant*innen mit dem Alltag der Einheimischen kreuzen und Fluchterfahrungen sich mit Kriegserinnerungen überschneiden. Ihre Tonaufnahmen von illegalen Pushbacks der kroatischen Polizei gehören nun auch zu den Spuren, die Krieg und Gewalt in die Landschaft einschreiben. (bik)