Di 05.12.
19:00
Regie
Roland Gräf
DDR / 1970
81 Min.
/ 35 mm
/ OmeU
Kino
Arsenal 1
zu den Ticketszu dem KalenderAnschließend Gespräch mit Tobias Hering
Die Umstände und Einzelheiten einer vom 20. November bis 29. Dezember 1975 im Museum of Modern Art in New York realisierten DEFA-Werkschau sind heute kaum noch bekannt. Unter dem Titel „Films from the German Democratic Republic, 1946–1974“ kündigte das MoMA-Programmheft die Filmreihe wie folgt an: „First comprehensive program in the United States of feature films from East Germany that dramatize the fascist period, anti-semitism and relevant contemporary problems.“ Der Kurator Tobias Hering hat zu diesem fast vergessenen Kapitel der DEFA-Geschichte geforscht und einen Beitrag für das Leuchtkraft-Journal 2023 der DEFA-Stiftung geschrieben. Im Gespräch mit Linda Söffker wird er die Genese des 21 Spielfilme umfassenden Programms rekapitulieren und auf die Rollen wesentlicher Akteur*innen eingehen, die auf beiden Seiten in die Vorbereitung und Realisierung der Werkschau involviert waren. Zur Einstimmung und Diskussion läuft Roland Gräfs Debütfilm MEIN LIEBER ROBINSON, der am 20. Dezember 1975 im Kinosaal des MoMA zu sehen war.
Der 19-jährige Robinson arbeitet als Krankenfahrer und bereitet sich in seiner freien Zeit auf das Medizin-Sudium vor. Ist er bei der Arbeit zielbewusst, scheint er im Privatleben verträumt und unentschlossen. Bei einem Notarzteinsatz lernt Robinson die Studentin Karin kennen, die beiden verlieben sich. Karin wird schnell schwanger, sie bekommen das Baby und richten sich eine gemeinsame Wohnung ein, aber Robinson ist nur unregelmäßg bei der kleinen Familie. Er genießt das Unbeschwerte und hat Angst, seinem Vater zu erzählen, dass er selbst bereits Vater geworden ist. Mit seinen Freunden und Kollegen diskutiert Robinson über das Leben, über Verantwortung und die Zukunft, findet aber nicht den Mut für eine klare Haltung seiner Freundin und seinem Vater gegenüber. Mit einer an die Nouvelle Vague erinnernden Kamera, die Regisseur Roland Gräf selbst führte, kann man einen ostdeutschen "Jean-Pierre Léaud" bei seinem Leben in Berlin begleiten. (Linda Söffker)