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CRNI FILM (Der schwarze Film, Želimir Žilnik, JU 1971): Eines Nachts liest Žilnik zehn Obdachlose von den Straßen Novi Sads auf und bringt sie zu sich nach Hause. Während sie die Gastfreundschaft seiner Familie genießen, versucht Žilnik, das "Problem der Obdachlosigkeit zu lösen" – mit der Kamera als Zeuge. Er spricht mit unterschiedlichen sozialen Diensten, normalen Bürgern, mit der Polizei. Alle verschließen ihre Augen vor dem "Problem". Der Film zeigt die Armseligkeit des abstrakten Humanismus. Er ist eine Abrechnung mit dem Anarcho-Liberalismus, mit falschem Avantgardismus, mit sozialer Demagogie, mit der linken Fraktion. Žilnik betrachtet diesen Film als ein Beispiel dafür, wie ein Filmemacher das Unglück anderer ausnützt, und während er das tut, glaubt er fest daran, einer höheren sozialen Klasse anzugehören als die Opfer. NEZAPOSLENI LJUDI (Die Arbeitslosen, Želimir Žilnik, JU 1968) informiert in bester dokumentarischer Tradition über eines der drängendsten Probleme unserer Zeit: die widersprüchliche Tatsache, dass es in der aktuellen sozialistischen Entwicklung Menschen ohne Arbeit gibt. Statt sich mit allgemeinen Betrachtungen und Statistiken zu befassen, zeigt uns der Film die Situation einiger Personen. Sie sind nichts als Daten, ihr Leben kann nur als Hinweis auf die gesamte Situation dienen. LIPANJSKA GIBANJA (Studenten-Streik, Želimir Žilnik, JU 1969) behandelt die Studentendemonstrationen in Belgrad 1969, die kritische Qualität, den Enthusiasmus und die Disziplin dieser Protestform. Es war die wirkungsvollste öffentliche Kritik an der "Roten Bourgeoisie" – jenen Mitgliedern des kommunistischen Apparats, die im gesamten Ostblock verhinderten, dass sich die Kreativität neuer Generationen durchsetzen konnte. ZDRAVI LJUDI ZA RAZONODU (Die Litanei der heiteren Leute, Karpo Godina, 1971): Die Vojvodina ist ein flacher Landstrich in Serbien. Dort leben verschiedene Nationen nebeneinander. In jeder Siedlung kann man an der Farbe des Hauses erkennen, welcher Nationalität seine Bewohner angehören. Kroaten streichen ihre Häuser goldgelb, Slowaken blau, Russen weiß, Ungarn grün. Die Einwohner stehen vor ihren farbigen Häusern und wir hören Lieder, die von der endlosen Liebe zwischen den verschiedenen Nationen handeln. Dieser Film wurde verboten, denn er "bezweifelt die Möglichkeit eines multi-nationalen Jugoslawien." GRATINIRANI MOZAK PUPILIJE FERKEVERK (Gratiniertes Hirn von Pupilija Ferkeverk, Karpo Godina, JU 1970) ist fast schon ein Musikvideo und verrät den Einfluss Jean-Luc Godards. Fünf junge Männer – slowenische Avantgarde-Künstler – stehen bei wechselndem Wetter im Wasser. Die Kamera zeigt immer dieselbe Einstellung. Eine junge Frau schaukelt. Zeit und Handlung verstreichen. Dieser Film wurde verboten, denn er "repräsentiert dekadente Filmkunst". (25. & 27.3.) Aus dem Archiv der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen.

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