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Anastasia Lapsui und Markku Lehmuskallio haben in den 90er Jahren zahlreiche Dokumentarfilme gedreht und waren dabei immer von der Situation abhängig. Sie dachten, dass ein Spielfilm mehr ausdrücken könnte, facettenreicher, freier wäre und drehten SEITSEMÄN LAULUA TUNDRALTA (Sieben Lieder aus der Tundra, 2000). Anastasia Lapsui verwandelte einige Legenden und ihre eigenen Erfahrungen in Geschichten, die das Leben der Nenets und anderer Menschen aus der Region über einen langen Zeitraum hinweg beschreiben. Das erste und das siebte Lied sind dokumentarisch, die restlichen Teile sind inszeniert. „Die Nenets haben keine Theater,“ so Markku Lehmuskallio, „keine professionellen Schauspieler, nur einfache Leute, Nomaden, Jäger und Fischer. Sie stellten ihre Häuser, ihre Rentiere, Boote und vor allem sich selbst und ihre Zeit zu Verfügung; alle spielten sich selbst. Sie hatten den Eindruck, dass der Film die Geschichte ihrer Familien erzählt, ihre eigenen Geschichten. Dies ist der erste Spielfilm, der vollständig in der Sprache der Nenets gesprochen ist. Auch das Drehbuch wurde von einer gebürtigen Nenet geschrieben.“ (11. & 19.7.)
ELÄMÄN ÄIDIT (Mothers of Life, 2002) berichtet vom Schicksal der Angehörigen Nubetya Yaptiks, die als Nomaden auf der Yamal-Halbinsel im östlichen Sibirien leben. 1992 und 1993 zogen Lapsui und Lehmuskallio zum ersten Mal fast ein Jahr lang mit ihnen gemeinsam durch die Region. Später erfuhren sie, dass Yaptiks Familie Schwierigkeiten hatte. Sie suchten die Frauen der Familie auf und baten um Erlaubnis, einen weiteren Film drehen zu dürfen. Am Anfang erzählt Nubetya, der Vater der Familie, die Legende von jenem Vorfahren, der sich des Totschlags schuldig gemacht hatte. Er musste zur Strafe mit seiner Familie in einem geschlossenen Boot zum Salzsee flüchten. Heute fällt die Familie allmählich auseinander und verliert ihre Besitztümer, auch die Rentiere. MOTHERS OF LIFE ist ein Film über Mutter und Tochter, Mjusena und Tatjana, zwei starke Frauen, die von Hütte zu Hütte ziehen, um einen Platz zu finden, an dem sie bleiben können. Tatjana findet eine Arbeit in einem staatlich geführten Landwirtschaftsbetrieb. Ihre Mutter Mjusena schließt sich ihr an. Sie haben ihre Unabhängigkeit verloren und sind zu Dienstboten geworden. (12. & 21.7.)
JUMALAN MORSIAN (Gottes Braut) entstand in den Jahren 2002 und 2003, wieder mit Unterstützung der ortsansässigen Nenet in der Tundra der Halbinsel Jamal. Der Film handelt von Einsamkeit, von einer einsamen alten Frau, die einem blinden Mädchen namens Ilne ihr Leben erzählt. Der Name Ilne bedeutet soviel wie „Lebensspenderin“. In der Kultur der Nenet kann ein Mädchen vor oder nach der Geburt dem Gott Num versprochen werden. Normalerweise geschieht das nach der Geburt des Kindes, wenn sein Geschlecht bekannt ist. Das Mädchen mag dem Gott für jeweils drei, vier oder fünf Mal sieben Jahre versprochen werden, oder sogar für die gesamte Dauer seines Lebens. Das Versprechen gilt von der Geburt an. Wenn die Zeit abgelaufen ist, kann die inzwischen erwachsene Frau einen irdischen Ehemann als Lebenspartner nehmen. Im Film wurde Syarda entsprechend der Vorhersage eines Schamanen schon vor ihrer Geburt dem Gott versprochen. Das Drehbuch stammt von Anastasia Lapsui. Als junges Mädchen war sie einige Jahre lang blind und besuchte oft eine alte Frau, die in einem Nachbarzelt lebte. Die beiden freundeten sich an, und die Frau erzählte Anastasia Lapsui von ihrem Leben, das einem Gott versprochen war. Ihre Geschichte erzählt der Film. (17. & 25.7.)

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