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Seine ersten Filme entstanden Ende der 40er Jahre. Viele von Haanstras über 30 Filmen haben in den Niederlanden Kultcharakter und gehören zu den meistgesehenen Filmen des Königreichs. In Deutschland ist Haanstra nur wenigen bekannt, seine vielfach mit internationalen Auszeichnungen geehrten Filme sind selten zu sehen. Die Retrospektive – kuratiert von Annette K. Schulz (Amsterdam) und Rainhard May (HU, Seminar für Ästhetik) – bietet die einmalige Gelegenheit, Haanstras poetische und gleichzeitig humorvoll-satirischen Filme über die verschiedensten Aspekte der niederländischen Gesellschaft und Geschichte im Zusammenhang zu sehen. Zur Eröffnung der Retrospektive läuft Haanstras erster Spielfilm FANFARE (1958), der vor dem Hintergrund eines typisch holländischen Dorfes der 50er Jahre den Konflikt einer örtlichen Blaskapelle schildert. Das (Aus-)Lachen eines Solisten über das wiederholt verblasene Solo eines anderen Solisten spaltet die Musikkapelle in zwei Parteien. Es beginnt der Kampf um die Vorherrschaft des Auftrittsrechts bei dem bevorstehenden landesweiten Turnier, aber auch um das Recht auf die Instrumente wie die Vereinsfahne. Als Vorfilm läuft Haanstras mit einem Oscar ausgezeichneter Kurzfilm GLAS (1958): eine kunstvolle Komposition von Bild und Ton, die die Bewegungen von Arbeitern einer Glasmanufaktur mit Jazzmusik unterlegt bzw. in Einklang bringt. (1.11.) Die zehnminütige Schwarzweißimpression SPIEGEL VAN HOLLAND (1950, Holland im Spiegel) zeigt niederländische Landschaften, Grachtenhäuser, Bauernhöfe und Windmühlen im Spiegelbild der Kanäle. Der Film erreicht durch die Bewegung der Wasseroberfläche und verstärkt durch die Montage eine beinahe schwebende Wirkung. Im Anschluss zeigen wir DOKTER PULDER ZAAIT PAPAVERS (1975, Dr. Pulder sät Klatschmohn), Haanstras dritten Spielfilm über den langsamen Abstieg des wohlangesehenen Landarztes Dr. Pulder. Als sein Studienkollege und Neurochirurg an einer Überdosis Morphium stirbt, versucht Pulder, das Leben seines vermeintlich weltmännischen Freundes zu ergründen und schließlich nachzuleben. Diese scheinbar tragische Geschichte ist durchzogen mit der für Haanstra typischen Ironie. (8.11.) Erst vor einem Monat fertiggestellt wurde das filmische Porträt OVER HAANSTRA (Über Haanstra, 2007). Anhand von Interviews, Archivaufnahmen und Filmausschnitten skizziert Rolf Orthel – ein ehemaliger Mitarbeiter und Freund – Leben und Werk von Haanstra. Wir zeigen den Film als Deutschlandpremiere und in Anwesenheit des Regisseurs. (15.11.) Das Programm am 29.11. verbindet fünf kurze Dokumentarfilme. In verschiedenen niederländischen Kirchen aufgenommen, widmet sich NEDERLANDS BEELDHOUWKUNST TIJDENS DE LATE MIDDELEEUWEN (Niederländische Bildhauerkunst im späten Mittelalter, 1951) der religiösen Kunst des ausgehenden Mittelalters. In GOD SHIVA (1955) steht die javanische Tanzkunst im Mittelpunkt und somit auch die koloniale Vergangenheit der Niederlande. Auf ganz eigene Weise filmt Haanstra einen klassischen javanesischen Tanz, der philosophische Vorstellungen von der (Er- bzw. Neu-)Schaffung tänzerisch umsetzt. Mehr als 50 Prozent der Niederlande liegen unter dem Meeresspiegel und wurde mit Hilfe von Deichen im Laufe der Jahrhunderte dem Meer abgerungen. Die Folgen waren beträchtliche Veränderungen in der Lebensweise der Menschen wie EN DE ZEE WAS NIET MEER (Und das Meer war nicht mehr, 1955) zeigt. NATIONALE PARKEN: NOODZAAK (Nationalparks: Notwendigkeit, 1978) ist ein filmisch eindrucksvoller Aufruf zur Erhaltung und zum Schutz der niederländischen Naturreservate. Für ein internationales Publikum drehte Haanstra den Werbefilm NEDERLAND (1983). Mit spektakulären Luftaufnahmen präsentiert Haanstra seine persönliche Sicht auf sein Land. (29.11.) In Zusammenarbeit mit dem Seminar für Ästhetik (HU), der Niederländischen Philologie (FU) und der Unterstützung von Holland Film, der Botschaft des Königreiches der Niederlande, der Erven Bert Haanstra B.V., Instituut voor Beeld en Geluid, Bundesfilmarchiv und dem Förderverein MIKADO e.V. Besonderer Dank an Annette K. Schulz und Rainhard May.

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