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Doch "Kino wie noch nie" versteht sich nicht nur als Analyse von Raum- und Zeitstrukturen oder Bildinhalten. Die Ausstellung sieht das Kino genuin verbunden mit dem Material, dessen spezifische Vorführbedingungen den Kinoraum erschaffen haben. So widmete sich die Gruppe Schmelzdahin in den 80er Jahren weniger der Erforschung des Kinos als der des Zelluloids: "Im Laufe ihrer gemeinsamen Filmproduktion von 1983–89 legten sich Jochen Lempert, Jürgen Reble und Jochen Müller ein umfangreiches Archiv von gefundenem, gekauftem oder selbst gedrehtem Filmmaterial zu. Die Grundidee ihrer Arbeit bestand nicht nur darin, einzelne Filmsequenzen neu zu kombinieren, um ein weites Feld von Assoziationen und Korrelationen zu erzeugen. Wichtiger Aspekt war die verschiedenartige und außergewöhnliche Behandlung des Materials. Monatelang lagen bestimmte Filmstreifen in einem Teich, bis sich Algen am Material anlagerten. Bakterien griffen die Filmschicht während der Lagerung in einem Garten an. Die "Filmernte" wurde anschließend gesäubert und getrocknet und auf einer selbst gebauten Maschine kopiert. Die zufälligen Ergebnisse des Zersetzungsprozesses wurden nach ästhetischen Kriterien genau studiert, bis es zur endgültigen Selektion der Filmstreifen für die jeweiligen Produktionen kam. In der kaum berechenbaren biochemischen Transformation des Filmmaterials entdeckten die Filmforscher das "Naturwunder Zelluloid". (Ulrich Wegenast) Jürgen Reble präsentiert am 8.6. im Arsenal ein Programm mit Filmen der Gruppe Schmelzdahin und eigenen Werken, die nach Auflösung der Gruppe entstanden. Schon die Schmelzdahin-Filmvorführungen gingen häufig in Performances über. Seit 1992 arbeitet Jürgen Reble mit dem Klangkünstler Thomas Köner verstärkt in diese Richtung. Ihre erste gemeinsame Performance ALCHEMIE wird am 10. Juni in der Akademie der Künste präsentiert. Ihr Höhepunkt: die Projektion verbrennt die Bilder und beendet sich selbst. Das Material, aus dem das Werk sich entfaltet, ist eine vorbereitete 10 m lange Filmschleife. Sie wird während ihrer Projektion zunächst mechanisch bearbeitet und anschließend mit verschiedenen Chemikalien behandelt. Veränderung und Auflösung sind sichtbar. Die damit verbundenen Geräusche lassen einen Klangraum entstehen: die harmonischen Spektren der Projektionsmaschinen, vibrierend, das Zischen und Dampfen der Chemikalien, durch Mikrofone verstärkt und formbar gemacht. Die Ausstellung wurde produziert von der Generali Foundation und kuratiert von Antje Ehmann und Harun Farocki (Wien 20.1.–23.4.06). Die zweite Station in der Akademie der Künste zeigt eine modifizierte und erweiterte Version. Gefördert durch den Haupstadtkulturfonds, mit Unterstützung von Cine plus.

Gefördert durch:

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  • Logo des Programms NeuStart Kultur