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Armand Schulthess (1901–1972) quittierte 1951 den Dienst als Verwaltungsbeamter der Schweizerischen Eidgenossenschaft und zog ins Tessin. Dort lebte er völlig abgeschieden und sammelte Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. "Mein System ist es", sagte Schulthess, "dass ich immer Gleiches zu Gleichem tue. Alles, was ich ordne, schreibe ich erst einmal ab. Nur so kann man es ordnen." Er beschriftete Tausende von Blech- und Papptafeln mit Stichworten, Tabellen und Verweisen auf Bücher aus vielen Gebieten: Physik, Chemie, Wirtschaft, Geschichte, Astrologie, Psychologie, Kybernetik. Die beschriebenen Tafeln hängte er in Bäume, an Hausmauern und Zäune. Sein Grundstück verwandelte er so in eine Art philosophischen Garten, einen Zeichenkosmos, ein riesiges Nachschlagewerk. Hans-Ulrich Schlumpfs Film ARMAND SCHULTHESS – J'AI LE TÉLÉPHONE (CH 1974) zeigt die einmalige Anlage, bevor sie von verständnislosen Erben geräumt und zerstört wurde. Als Vorfilm zeigen wir DER LAUF DER DINGE (CH 1987) von Peter Fischli und David Weiss, in dem ein labiles Gebilde aus verschiedenen Gegenständen in Bewegung gesetzt wird. Feuer, Wasser, Schwerkraft und Chemie bestimmen den Lauf der Dinge. So entsteht eine Erzählung über Ursache und Wirkung, Mechanismen und Artistik, Unwahrscheinlichkeit und Präzision. (10.5.) Der Schweizer Aktionskünstler Roman Signer schießt Bänder über den Stromboli, um zu sehen, wie sie der Hitze trotzen. Er hantiert mit Zündschnur und Rakete. Er sprengt Küchenhocker aus einem still gelegten Hotel und geht mit Heulern an den Gummistiefeln über Eismeerstrände. Er lässt einen ferngesteuerten Hubschrauber in einen Fensterladen krachen. Explosionen, Kollisionen – die Kunst von Roman Signer spielt mit den Elementen, sie arbeitet mit Gravitation, Thermodynamik und Pyrotechnik. "Ich stelle mir etwas in der Fantasie vor und dann probiere ich es aus. Es muss ja nicht gelingen." Peter Liechti folgt ihm für seinen turbulent-vergnüglichen Film SIGNERS KOFFER – UNTERWEGS MIT ROMAN SIGNER (CH 1995) quer durch Europa, eine Balance zwischen Schalk, Nonsens und Melancholie und durchaus auch eine Reise durch seelische Zustände. Im Vorfilm (ENTLASTUNGEN) PIPILOTTIS FEHLER (CH 1988) von Pipilotti Rist tanzen die Fehler der Maschinen (Bildstörungen) zur Musik von "Les Reines Prochaines" mit Rists Charakterfehlern: "Ich hasse alle Ideen vom Idealen." (11.5., mit Einführung und Gästen vom Kunstmuseum Wolfsburg) In DER ERFINDER (CH 1980) von Kurt Gloor spielt Bruno Ganz einen verschrobenen, besessenen Bastler während des Ersten Weltkriegs, der einen Wagen baut, der nicht im Dreck einsinkt – ein Raupenfahrzeug, "das seine eigene Straße bei sich hat." Es soll den Bauern die Arbeit erleichtern. Von der Idee zum funktionierenden Modell ist es ein langer Weg. Doch weder wird sein Werk als Schweizer Präzisionsarbeit noch er selbst als Erfinder gewürdigt, sondern statt dessen als Verrückter diffamiert. Bevor er seine Erfindung patentieren kann, muss er eine bittere Entdeckung machen: Sein Wagen wird bereits als Panzer eingesetzt. Erst jetzt gibt der beharrliche Außenseiter auf und lässt sich widerstandslos ins Irrenhaus fahren. Vom Erfinden und Scheitern erzählt auch die kurze Animation LE VOL D'ICARE (Der Flug des Ikarus, Georges Schwizgebel, CH 1974). (12.5.) Ein Filmprogramm in Zusammenarbeit mit Fred Truniger und Marcy Goldberg (Zürich). Mit freundlicher Unterstützung von Swiss Films und dem Kunstmuseum Wolfsburg.

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