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Nicht zu vergessen im Zusammenhang der russischen Stummfilmbewegung sind noch andere Strömungen und Schulen: Da ist die "Fabrik des exzentrischen Schauspielers" (FEKS) in Leningrad, als Beispiel zeigen wir die Gogol-Verfilmung DER MANTEL (1926) von Grigori Kosinzew und Leonid Trauberg, Drehbuch: Juri Tynjanow. Die Künstler der FEKS legten mehr Wert auf Dekor, Beleuchtung und Kostüme, auf Schauspieler, Stimmung und Atmosphäre als ihre Moskauer Kollegen. Ebensowenig darf man den Regisseur Boris Barnet übersehen, dessen wahre Bedeutung erst jetzt entdeckt wurde. Wir zeigen von ihm zwei Filme, sie sind zugleich alltagsrealistisch, theatralisch und humoristisch: DAS MÄDCHEN MIT DER HUTSCHACHTEL (1927) und DAS HAUS AM TRUBNAJA-PLATZ (1928). Und schließlich gilt es Dsiga Wertow vorzustellen, den Futuristen (er verfasste die schönsten Manifeste des Kinos), Visionär und Bahnbrecher des Dokumentarfilms. Er war gegen das "bürgerliche" Erzähl-Kino, das sich im "Aufknacken der alten Nüsse von Seelenrätseln" übte. Wir zeigen EIN SECHSTEL DER ERDE (1926), ein Poem auf die Völker und Landschaften der UdSSR, ausgestattet mit poetischen Zwischentiteln. Wertows Stummfilme kulminieren in dem epochalen MANN MIT DER KAMERA (1929), vielleicht dem größten Dokumentarfilm aller Zeiten. Mit Wertow in Verbindung stand Esfir Schub, ebenfalls eine Bahnbrecherin, die als erste durch die Montage fremden Filmmaterials "Filme aus Filmen" herstellte. Wir zeigen von ihr DER FALL
DER DYNASTIE ROMANOW (1927). Weiter folgen DIE FRAUEN VON RJASAN von Olga Preobrashenskaja (1927), einer Schauspielerin und Assistentin von Pudowkin, der mit großem Erfolg im Deutschland der Weimarer Republik lief und zum Ruhm des "Russenfilms" beitrug, sowie TRÜMMER DES IMPERIUMS, auch bekannt als DER MANN, DER SEIN GEDÄCHTNIS VERLOR von Friedrich Ermler (1929), die psychologische Analyse eines Revolutionshelden und eine Reflexion über das Thema Erinnerung, orchestriert mit einer eigenwilligen Filmsprache. Am Ende des Kapitels steht eine kleine Hommage auf das georgische Kino, das schon in der Stummfilmzeit ein eigenes Profil erlangt hatte: DAS SALZ SWANETIENS von Michail Kalatosow (1930), der ethnografische Bericht über eine archaische Zivilisation und zugleich eine ausdrucksvolle Bildstudie, MEINE GROSSMUTTER von Kote Mikaberidse (1930), eine einfallsreich erzählte antibürokratische Satire und DIE 26 KOMISSARE von Nikolos Schengelaja (1932), dem Vater des georgischen Kinos. Auf das russisch/sowjetische Kapitel folgt ein erster Ausblick auf die deutschen Tonfilme nach 1930. Natürlich ist DER BLAUE ENGEL dabei (Josef von Sternberg, 1930, mit Marlene Dietrich) und die DREIGROSCHENOPER (G.W. Pabst, 1930, mit Lotte Lenya), sowie BERLIN ALEXANDERPLATZ (Piel Jutzi, 1931), die erste Filmbearbeitung des Romans von Alfred Döblin, mit Heinrich George und Bernhard Minetti. Eine besondere Rarität ist DER MÖRDER DIMITRI KARAMASOFF (Fedor Ozep 1931, mit Fritz Kortner und Anna Sten). Ozep gehörte (ebenso wie die Schauspielerin Anna Sten) zu den russischen Emigranten in Berlin. Die grandiose Musik dieses Films stammt von Karol Rathaus.

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