Direkt zum Seiteninhalt springen
Russland
Im 1. Kapitel zeigen wir den russischen Tauwetter-Film par excellence, der das Bild der Sowjetunion in der BRD von Grund auf positiv veränderte: WENN DIE KRANICHE ZIEHEN (1957) von Michail Kalatosow mit Tajana Samoilova in der Hauptrolle. DER GEWÖHNLICHE FASCHISMUS von Michail Romm (1966) betrieb zugleich mit der Analyse des Hitler-Faschismus untergründige Kritik am stalinistischen Personenkult und wurde daher besonders im Ostblock als mutig und wegweisend begrüßt. DIE GESCHICHTE ASSJA KLJATSCHINAS … von Andrej Michalkow-Kontschalowski (1967) wurde wegen allzu realistischer Darstellung des Landlebens verboten, das gleiche Verdikt traf Alexander Askoldows DIE KOMMISSARIN (1967), Alexander Sokurow konnte seinen verbotenen Erstling DIE EINSAME STIMME DES MENSCHEN (1978) unter seinem Bett verstecken und dadurch vor der Vernichtung retten. Larissa Schepitko gab ihrem Widerstandsdrama AUFERSTEHUNG (1977) eine fast religiöse Dimension. Kira Muratowa, Wassili Schukschin und Alexej German waren weitere Regietalente, die dem russischen Film in den 60ern und 70ern neue Richtungen zeigten, eigene Stilelemente und neuen Realismus in die Filmproduktion einführten. Georgien
Georgien nahm in der sowjetischen Kinematografie schon immer eine Sonderstellung ein und erfreute sich einer ununterbrochenen Filmtradition seit den Tagen des Stummfilms. Wir zeigen einige Meisterwerke des georgischen Kinos aus den 60er bis 80er Jahren: die köstliche Satire BLAUE BERGE ODER EINE UNWAHRSCHEINLICHE GESCHICHTE von Eldar Schengelaja (1984), die poetische verdichtete Maler-Biografie PIROSMANI von Georgi Schengelaja (1969), das bizarre Märchen DER BAUM DER WÜNSCHE von Tengis Abuladse (1977). Lana Gogoberidse entrollt ihre persönliche Lebensgeschichte in EINIGE INTERVIEWS ZU PERSÖNLICHEN FRAGEN (1978), besonderer Berühmtheit erfreuen sich Alexander Rechwiaschwilis GEORGISCHE CHRONIK DES 19. JAHRHUNDERTS (1978) und Otar Iosselianis ES war einmal EINE SINGDROSSEL (1970), die Chronik eines jungen Mannes, der immer zu spät kommt (in der Hauptrolle der spätere Regisseur Gela Kandelaki). Indien
Der dritte Schwerpunkt im Juli liegt auf dem indischen Kino. Wir zeigen einige Klassiker der 50er Jahre, Raj Kapoors AAWARA (1951), ein fantasievoller sozialkritischer Film mit dem berühmten Star in der Hauptrolle, Satyajit Rays Meisterwerk PATHER PANCHALI (1955) und Ritwik Ghataks AJANTRIK (1958), die Geschichte eines Taxis und seines Chauffeurs. Mrinal Sen, Aravindam, Buddhadeb Dasgupta und Mani Kaul – wir zeigen jeweils einen Film dieser Regisseure – repräsentieren eine jüngere Generation des indischen Kinos. Sie traten in den 70er Jahren dem Mainstream des indischen Kommerzfilms entgegen und suchten eine eigene Richtung des Autorenfilms mit jeweils individueller Handschrift, aber auch mit spezifischen regionalen Ausprägungen (Bengalen, Südindien) zu entwickeln. Japan
Der japanische Film erlebte in den 50er Jahren eine Hochblüte mit einer Reihe epochaler Werke von Regisseuren wie Kurosawa, Mizoguchi und Ozu. Wir können auch hier leider nur jeweils einen Film dieser Meister zeigen, jeder einzelne ist ein kristallklares Meisterwerk (Kurosawas AKAHIGE, Mizoguchis UGETSU MONOGATARI und Ozus TOKYO MONOGATARI). Eine breitere Übersicht über das japanische Kino werden wir im Dezember 2008/Januar 2009 im Rahmen einer Retrospektive zum Andenken an Madame Kawakita, die Gründerin des "Kawakita Memorial Film Institute", zeigen. Abgesehen von den drei großen Klassikern lebt der japanische Film der 60er, 70er und 80er Jahre auch durch das Werk zahlreicher anderer Regisseure, viele von ihnen sind bahnbrechende Erneuerer des Kinos, so der Dokumentarist Shinsuke Ogawa mit seinen BAUERN DER ZWEITEN FESTUNG (1971) über den Kampf gegen die Errichtung des Flughafens Narita, Shohei Imamura mit CHRONIK NACHKRIEGSJAPANS UND DAS ZERRISSENE LEBEN EINER BARBESITZERIN (1970) und Nagisa Oshimas IM REICH DER SINNE (1976), der die Zensurbehörden herausforderte. Frankreich
Im August steht die Magical History Tour ganz im Zeichen des französischen Films. In diesem Kapitel zeigen wir einige der wichtigsten französischen Klassiker aus der Zeit nach 1945 bis zum Beginn der Nouvelle Vague, die selbst auch mit einigen ihrer Hauptwerke präsent ist. Im französischen Nachkriegsfilm gibt es unbestreitbare, heute teils vergessene Meisterwerke. Es sind Verfilmungen von Klassikern der Literatur, von Stoffen aus Mythologie und Legende, aber auch Rückblicke auf Krieg und Widerstandsbewegung und realistische Gegenwartsdramen. Zu den schönsten französischen Filmen dieser Zeit gehört LE SILENCE EST D'OR (Schweigen ist Gold, René Clair 1946), ein brillantes, leicht und elegant inszeniertes Liebesdrama aus dem Milieu der ersten Filmproduktionen um 1900 mit vielen satirischen Elementen und Maurice Chevalier in der Hauptrolle. LA BATAILLE DU RAIL (Die Schienenschlacht, René Clément 1945) ist eine Hommage an die französische Widerstandsbewegung zur Zeit der deutschen Besetzung und der Versuch, zum Stil eines französischen Neorealismus zu finden. In der Geschichte des französischen Dokumentarismus nimmt FARREBIQUE von Georges Rouquier (1947), die Chronik des Lebens einer Bauernfamilie, gefilmt in der Tradition von Flaherty, einen zentralen Platz ein. LE DIABLE AU CORPS (Der Teufel im Leib, Claude Autant-Lara 1947) mit Gérard Philipe in der Hauptrolle basiert auf einem Roman von Radiguet, der eine tragische Liebesgeschichte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs erzählt. Herausragend im Panorama des französischen Nachkriegsfilms sind ferner Jean Cocteaus Meisterwerk des poetischen Films LA BELLE ET LA BETE (Die Schöne und die Bestie, 1946), der mit seinen Masken und Dekorationen eine Aura des Fantastischen kreiert, sowie sein späterer Film ORPHÉE (1950, im Deutschland der Nachkriegsjahre ekstatisch gefeiert, der Ruf dieses Films hat sich bis heute erhalten, auch wegen der Darsteller Maria Casarès und Jean Marais). Jacques Tatis DIE FERIEN DES MONSIEUR HULOT (1953) ist das Beispiel eines bizarren, einzigartigen und unvergesslichen kinematografischen Humors – und eine Satire auf das Kleinbürgertum. Robert Bresson ist eine weitere markante Figur aus der französischen Filmgeschichte, ein strenger Stilist, ja Ästhet, und raffinierter Erzähler, er hinterließ eine eigene Spur im französischen Kino. Von Bresson zeigen wir zwei frühe Filme, DIE DAMEN VOM BOIS DE BOULOGNE (1945, Bressons Erstlingsfilm) und EIN ZUM TODE VERURTEILTER IST ENTFLOHEN (1956), in dem sich der asketische, visuell konzentrierte Stil Bressons zum ersten Mal voll entfalten konnte. Ferner stehen auch zwei spätere Bressons auf dem Programm des Monats, MOUCHETTE (1967) und AU HASARD BALTHAZAR (1966). Im französischen Kino der 60er Jahre haben noch andere Regissure ihren festen Platz, so Jacques Demy (der Autor von Musicals, die Alltagssprache mit Musik und Poesie verbanden – wir zeigen die berühmten REGENSCHIRME VON CHERBOURG, 1964), und Jean Pierre Melville, er drehte den Gangsterfilm LE SAMOURAI (1967), der seinen Haptdarsteller Alain Delon wie eine Ikone präsentiert. Die Nouvelle Vague ("Neue Welle") des französischen Films trat Ende der 50er Jahre ins Leben mit den ersten Werken einer neuen Generation von Regisseuren, die zumeist von der Kritik her kamen, zu ihnen gehörten Claude Chabrol, François Truffaut, Jacques Rivette, Jean Luc Godard, Agnès Varda und Alain Resnais. Es vollzog sich durch ihr gemeinsames Auftreten nicht nur ein Generationswechsel im französischen Film ("Papas Kino ist tot", lautete der Slogan der Nouvelle Vague), sondern auch eine Revolutionierung filmischer Ästhetik und filmischen Erzählens, die weitreichende Auswirkungen auch außerhalb von Frankreich hatte. Wir zeigen einige der wichtigsten Werke dieser Epoche, darunter Truffauts LES 400 COUPS (1959), JULES ET JIM (1961) und Godards À BOUT DE SOUFFLE (Außer Atem, 1960, mit Jean-Pierre Belmondo und Jean Seberg) sowie HIROSHIMA, MON AMOUR (1959) von Alain Resnais, dessen Filme mehr als alle anderen das Kino revolutionierten. Schließlich folgen Beispiele späterer Strömungen aus den 60er Jahren – ein Film, stellvertretend für viele, von Jacques Rivette (PARIS NOUS APPARTIENT, 1961) – sowie der berühmte, scharfe und kritische Dokumentarfilm LE CHAGRIN ET LA PITIÉ (Titel der autorisierten deutschen Fassung "Das Haus nebenan") von Marcel Ophuls, der zum ersten Mal das Thema der Kollaboration im okkupierten Frankreich behandelte (1969).

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur