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DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (Wolfgang Staudte, D (Ost) 1946, 1. & 2.5.) Der erste deutsche Nachkriegsfilm und die erste Produktion der am 17. Mai 1946 gegründeten DEFA thematisiert die Frage der persönlichen Schuld. Inmitten der Berliner Trümmerlandschaft trifft ein ehemaliger Soldat seinen Kriegsoffizier wieder, auf dessen Befehl an der Ostfront Frauen und Kinder erschossen wurden.
IRGENDWO IN BERLIN (Gerhard Lamprecht, D (Ost) 1946, 3.5.) knüpft an Motive aus Emil und die Detektive (1931) an. Für eine Gruppe von Kindern ist die Nachkriegstrümmerlandschaft ein großer Abenteuerspielplatz, bis einer der Jungen die Ehre seines als physisches und psychisches Wrack aus dem Krieg heimgekehrten Vaters retten will und es zu einem tödlichen Unfall kommt.
EHE IM SCHATTEN (Kurt Maetzig, D (Ost) 1947, 4.5.) Die Geschichte eines Schauspielerehepaares, das aufgrund der jüdischen Abstammung der Frau zunehmender Bedrohung durch die Nazis ausgesetzt ist und in den Selbstmord getrieben wird. Das erschütternde Drama wurde in allen vier Besatzungszonen gezeigt und erreichte über zehn Millionen Zuschauer.
BERLINER BALLADE (R. A. Stemmle, D (West) 1948, 5.5.) Makaber-überspitzte Darstellung der Nachkriegsrealität, basierend auf einem erfolgreichen Kabarettprogramm. Aus der Perspektive des Jahres 2048 wird auf die Nachkriegszeit zurückgeschaut, in der sich die Hauptfigur "Otto Normalverbraucher" mit den alltäglichen Problemen jener Tage konfrontiert sieht. Einer der wenigen frühen Versuche satirischer Nabelschau.
IN JENEN TAGEN (Helmut Käutner, D (West) 1948, 6.5.) Sieben Fundstücke in einem Autowrack erzählen von den jeweiligen Vorbesitzern und deren Schicksal im Zeitraum 1933–45: Vertreibung, Arbeitsverbot, Verfolgung, Widerstand und Krieg sind wesentliche Stationen des Films, den Käutner als Plädoyer für die Menschlichkeit verstanden wissen wollte.
DAS BEIL VON WANDSBEK (Falk Harnack, DDR 1951, 7.5.) Psychologisch nuanciertes Porträt eines Kleinbürgers, der sich aus Existenznot in den Dienst der Nazis stellt und daran zerbricht. Wenige Wochen nach dem Filmstart wird der DEFA-Film in der DDR mit der Begründung verboten, er wecke Mitleid mit einem Nazi. Das Verbot des Films markiert eine erste deutliche Zäsur in der Geschichte des DEFA-Films.
DER UNTERTAN (Wolfgang Staudte, DDR 1951, 8.5.) Eindrückliche Charakterstudie und pointierte Entlarvung eines karrieresüchtigen Opportunisten und Reaktionärs nach dem Roman von Heinrich Mann. Die satirische Überzeichnung und überzeugende Montage unterstützen den scharfen Angriff auf staatlichen Totalitarismus und "Untertanen-Geist".
DER VERLORENE (Peter Lorre, BRD 1951, 9. & 10.5.) Lange Zeit verkannte, einzige Regiearbeit des Emigranten Peter Lorre. Als Regisseur und Hauptdarsteller zugleich spielt er einen Arzt, dessen Mord an seiner Braut aufgrund seiner kriegswichtigen Arbeit vertuscht wird. Die ungesühnte Tat hat weitere Morde zur Folge. Atmosphärisch dicht und von quälender Eindringlichkeit – singulär in der deutschen Nachkriegsproduktion.
BERLIN – ECKE SCHÖNHAUSER (Gerhard Klein, DDR 1957, 11.5.) Beispiel des "Halbstarken"- Genres mit Anleihen an den italienischen Neorealismus. Trotz der propagandistischen Untertöne – einzig die sozialistische Gesellschaftsordnung bietet jungen Fehlgeleiteten eine Alternative – beeindruckt die realistische Zeichnung des Ost-Berliner Alltags.
WIR WUNDERKINDER (Kurt Hoffmann, BRD 1958, 12.5.) Weiterer Versuch satirischer Vergangenheitsbewältigung und erhellender Querschnitt durch vier Jahrzehnte deutscher Geschichte. Parallel werden die Lebensverläufe zweier "typischer Deutscher" entwickelt.
DIE BRÜCKE (Bernhard Wicki, BRD 1959, 13. & 14.5.) Antikriegsfilm über eine Gruppe Halbwüchsiger, die in den letzten Kriegstagen eine Brücke sichern sollen und dabei bis auf einen alle umkommen. Die stringente Handlung, das verknappte Geschehen und der dokumentarische Gestus der Kamera beeindrucken noch heute.
Free Cinema – Bereits 2006 jährte sich das 50-jährige Jubiläum der überaus einflussreichen aber immer noch nicht angemessen gewürdigten Epoche der britischen Filmgeschichte: Free Cinema. Die Bewegung um Regisseure wie Lindsay Anderson, Karel Reisz und Tony Richardson propagierte einen radikal anderen Weg des Filmemachens. Sie lehnten sowohl das britische Mainstream-Kino, als auch die Griersonsche Dokumentarfilm-Schule der 30er Jahre ab und forderten stattdessen eine kritische filmische Auseinandersetzung mit der britischen Wirklichkeit und ein Ende der oft überheblichen Darstellung der britischen Arbeiterschicht. Ihre Filme entstanden außerhalb der Filmindustrie, unter semiprofessionellen Bedingungen und mit leichten 16-mm Kameras. Im Zentrum ihrer Filme steht immer wieder der Alltag von Arbeitern oder Jugendlichen, Sportlern oder Künstlern. Die Free Cinema-Filme hauchten nicht nur dem britischen Dokumentarfilm neues Leben ein. Die Regisseure wandten sich bald abendfüllenden Spielfilmen zu, sodass die Bewegung stilistisch wie personell zum Vorläufer der berühmten British New Wave der späten 50er und 60er Jahre wurde.
Free-Cinema-Kurzfilmprogramm 1 (15. & 16.5.) O DREAMLAND (GB 1953) ist Lindsay Andersons sehr persönliche, schonungslose Darstellung des seelenlosen Jahrmarkts in Margate. Ein ganz anderer Vergnügungsort steht im Mittelpunkt von MOMMA DON'T ALLOW (Tony Richardson, Karel Reisz GB 1955): ein Jazzclub, Symbol für Freiheit, Ausgelassenheit und Lebenslust. TOGETHER (Lorenza Mazzetti, GB 1956) beschreibt den Alltag zweier Außenseiter, taubstummer Hafenarbeiter. Zerbombte Grundstücke, enge Straßen und Lagerhäuser bilden den Hintergrund dieses Kurzspielfilms.
Free Cinema-Kurzfilmprogramm 2 (17.5.) NICE TIME (GB 1957) der beiden Schweizer Regisseure Claude Goretta und Alain Tanner kombiniert Aufnahmen vom Picadilly Circus mit einer komplexen Tonspur, bestehend aus Musik, Straßengeräuschen und Dialogfetzen. Die ambitionierteste Produktion EVERY DAY EXCEPT CHRISTMAS (Lindsay Anderson, GB 1957) ist eine poetische Hommage an die Arbeiter auf dem Markt von Covent Garden. Der frühe Free Cinema-Film THURSDAY’S CHILDREN (Lindsay Anderson, GB 1953) widmet sich einer Schule für gehörlose Kinder.
Free Cinema-Kurzfilmprogramm 3 (19. & 26.5.) WE ARE THE LAMBETH BOYS (Karel Reisz, GB 1959) porträtiert Jugendliche im Alford House, einem Jugendclub in London, wo sie sich zum Reden, Tanzen und Malen treffen. Im Free-Cinema-Umfeld entstanden UNDER NIGHT STREETS (Ralph Keene, GB 1958) über Gleisarbeiter, die das Schienennetz der Londoner U-Bahn instandhalten, und TERMINUS (John Schlesinger, GB 1961), ein fesselnd-witziger Kurzfilm über einen Tag auf dem Bahnhof Waterloo.
ROOM AT THE TOP (Der Weg nach oben, Jack Clayton, GB 1958, 20. & 21.5.) Der Aufstieg eines ehrgeizigen Angestellten, der sich die Einheirat in die Oberklasse erzwingt. Hervorragend gespielt von Simone Signoret in der Rolle der verlassenen Frau.
LOOK BACK IN ANGER (Tony Richardson, GB 1959, 22. & 23.5.) Beklemmend realistische Milieustudie nach dem Bühnenstück von John Osborne. Der "zornige junge Mann" Jimmy scheitert an der Universität und im Beruf und liefert sich quälende Auseinandersetzungen mit seiner Ehefrau Allison, die in zynischer Resignation enden.
SATURDAY NIGHT AND SUNDAY MORNING (Karel Reisz, GB 1960, 24. & 29.5.) Sensibel beobachtetes Alltagsprotokoll eines jungen englischen Fabrikarbeiters zwischen Kino, Kneipe und Liebesabenteuern, basierend auf einem Drehbuch des britischen Schriftstellers Alan Sillitoe. Der individualistische Arbeiterheld Arthur wurde zur Symbolfigur der unzufriedenen britischen Nachkriegsgeneration.
A TASTE OF HONEY (Tony Richardson, GB 1961, 18. & 27.5.) Im Cinéma-vérité-Stil gehaltene Zustandsschilderung der Lebensumstände der einsamen, liebesbedürftigen Jo, die versucht, trotz der zahlreichen Rückschläge in ihrem Leben den Mut nicht zu verlieren. Eintönige Straßen, schmutzige Docks und triste Vergnügungen durchwirken den Film mit melancholischer Poesie.
THE LONELINESS OF THE LONG DISTANCE RUNNER (Die Einsamkeit des Langstreckenläufers, Tony Richardson, GB 1962, 28. & 29.5.) In einsamen Geländeläufen – dramaturgisches Leitmotiv des Films – arbeitet Colin, junger Insasse einer Erziehungsanstalt, sein vergangenes Leben auf. Dabei erkennt er den Anpassungsdruck, dem er ausgesetzt ist, und die bigotten Moralprinzipien der ihn umgebenden Gesellschaft. Die Verfilmung des Romans von Sillitoe vereint Poesie und aggressive Zeitkritik.
THIS SPORTING LIFE (Lindsay Anderson, GB 1963, 30. & 31.5.) Roh und brutal, voller irritierender und sperriger Details, schildert Anderson in seinem ersten Spielfilm den Aufstieg des britischen Bergarbeiters Frank zum gefeierten Rugby-Profi. Den Erfolg erkauft er sich mit übergroßer Härte gegen sich und andere und rücksichtslosem Ehrgeiz. Zunehmend isoliert erlebt Colin Momente tiefer Verunsicherung.

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