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Mit einem im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnigen Gespür für die Konventionen und vor allem die emotionalen und moralischen Abgründe des Genrefilms schufen die Brüder eine eigene, idiosynkratische no-budget Version ihrer großen Kino-Vorbilder, zu denen unter anderem – und unverkennbar – die Filme Douglas Sirks gehören. Liebe, Verlangen, Mord, Intrigen, Sex, Crime, Suspense, Religion und Verzweiflung: In der Welt der Kuchars leuchtet der Schund der Pulp-Romane in grellbunten Farben, ihr unverwechselbarer Witz und die improvisierten, teils mit abenteuer-lichsten Plot-Wendungen aufwartenden Geschichten bewegen sich ständig am Rande der Katastrophe, in der sie schlussendlich oft gipfeln. Die Kuchars produzierten ihre Kinofantasien mit dem, was sie in ihrer nächsten Umgebung vorfanden: Verwandte und Schulfreunde wurden als exzentrische, überschminkte Darsteller gecastet, die Soundtracks der Stummfilme waren Cut-Ups der elterlichen Plattensammlung, die Plots schlossen Hollywood mit dem Mietskasernen-Alltag der New Yorker Peripherie kurz.
Der erste Teil von "Sylvia's Promise – Filme von George und Mike Kuchar" ist der frühen, kollaborativen Schaffensphase der Kuchars gewidmet. Wir präsentieren acht Filme aus den Jahren 1957–1963, darunter den frühesten erhaltenen Film der Brüder, das im botanischen Garten der Bronx gedrehte Kriegs-Drama THE NAKED AND THE NUDE, den Mumien-Horrorfilm BORN OF THE WIND (2.9.), sowie die Weltuntergangs-Fantasie LUST FOR ECSTASY und den Katastrophenfilm A TOWN CALLED TEMPEST (2. 9.). Die in Deutschland sehr selten gezeigten Frühwerke werden in von den Anthology Film Archives in New York restaurierten Kopien präsentiert.
Mitte der 60er Jahre begannen George und Mike getrennte Wege zu gehen und verfolgten, nach dem Umstieg auf die professionellere 16mm-Technik, je eigene filmische Wege. Der zweite Teil des Programms zeigt Filme aus dem Archiv des Arsenal, die George Kuchar in den 70er und 80er Jahren in San Francisco realisierte, wo er seit 1971 als Dozent am San Francisco Art Institute tätig ist. Neben Kurzfilmen, die unter anderem Georges Interesse an UFOs und dem nordamerikanischen Sagenwesen Bigfoot verhandeln (YOLANDA, 3.9.), präsentieren wir sein abendfüllendes Großwerk THE DEVIL'S CLEAVAGE (3.9.), das im Jahr 1979 im Programm des Internationalen Forum des Jungen Films auf der Berlinale zu sehen war. George selbst nennt seine episodische Hommage an die Schnulzen der goldenen Ära Hollywoods sein Vom Winde verweht.
Kuratiert von Uli Ziemons.

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