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Brillante Mendoza wird Anfang Februar einen Workshop für die Studierenden der dffb anbieten und wir freuen uns, ihn aus diesem Anlass auch im Arsenal begrüßen zu dürfen. Am 6. Februar wird Brillante Mendoza persönlich SERBIS vorstellen. Darüber hinaus gibt es die Gelegenheit, fast alle Filme Mendozas auf der Leinwand zu sehen – viele davon zum ersten Mal in Berlin. Zu unserem großen Bedauern konnten wir Lola nicht in das Programm aufnehmen, da der Film für die deutschen Kinos noch nicht freigegeben ist.
SERBIS (Service, 2008, 6.2., in Anwesenheit von Brillante Mendoza) Ein altes, heruntergekommenes Kino ist der eigentliche Protagonist von SERBIS. Die weit verzweigte Pineda-Familie lebt gemeinsam im und vom Kino mit dem Namen "Family", das vor allem schwulen Männern als gefahrloser Ort für unverbindlichen Sex dient, während auf der Leinwand Pornos laufen. Die Alltagsdramen der Familienmitglieder verweben sich mit denen im Kinosaal und scheinen den Zerfall auf einer privaten Ebene zu wiederholen: Die Matriarchin Nanay Flor muss wegen eines Rechtsstreits mit ihrem Ex-Mann vor Gericht, Nadya schwankt zwischen ehelicher Treue und ihrer Zuneigung zu einem anderen Mann und Alan hat Probleme mit einem Hautausschlag und seiner schwangeren Freundin. Nichts bleibt bei den Pinedas vor den anderen verborgen. Stets mit anwesend ist der Lärm der Straße als beständiges Hintergrundrauschen. Der Schauplatz von TIRADOR (Slingshot, 2007, 7.2.) ist ein Slum von Manila. Mitten ins chaotische Getümmel von beengten Gassen, schäbigen Wohnungen und einer behelfsmäßigen Infrastruktur wirft sich die nervöse Kamera, die die permanente Anspannung der Bewohner in atemlose Bewegung überträgt. Kleine Betrügereien, Diebstähle und Drogenhandel sind die Überlebensstrategien, Möglichkeiten, aus der Armut auszubrechen, gibt es so gut wie keine. Bestimmt ist das Leben von Hektik und Enge, eine latente Aggressivität, die sich beim kleinsten Anlass gewalttätig entladen kann, schwebt über allem. Daneben ist der Wahlkampf für die landesweiten Wahlen 2007 allgegenwärtig: Stimmenkauf, politische Willkür und Korruption bilden den Hintergrund zur Armut im Slum.
KINATAY (2009, 7.2.) war beim letzten Festival in Cannes aufgrund der Darstellung von Gewalt einer der umstrittensten und kontrovers diskutierten Filme. Der 20-jährige Polizeischüler Peping (Coco Martin in seiner fünften Zusammenarbeit mit Brillante Mendoza) verdingt sich nebenbei als Geldeintreiber, um seine junge Familie zu ernähren. Als er eines Tages zu einem Spezialauftrag mitgenommen wird, verändern sich die sorglose Stimmungslage und das helle Tageslicht des Films schlagartig. Die Reise führt nun in die Nacht und in die Abgründe der philippinischen Gesellschaft, in der Korruption und Gewalt herrschen. Für Peping bedeutet die unvorstellbare Grausamkeit den Verlust seiner Unschuld.
MASAHISTA (The Masseur, 2005, 8.2.) Mendozas erster Film war eine Auftragsarbeit, die er in nur acht Tagen auf digitalem Video abdrehte. Protagonist von MASAHISTA ist der 20-jährige Iliac. Er arbeitet in einem kleinen Massagesalon in Manila, der Dienste für die männliche Kundschaft anbietet. Iliacs Arbeit folgt dem immer gleichen Ritual: die Entkleidung und Ölmassage der Kunden als Vorspiel für den sexuellen Akt. Als sein Vater stirbt, nimmt Iliac als ältester Sohn eine wichtige Rolle bei den Begräbnisfeierlichkeiten in der Provinz ein. Diese beiden so unterschiedlichen Lebenswelten Iliacs werden von Mendoza in einer Weise kontrastiert, die die Ähnlichkeiten der rituellen Handlungen sichtbar macht.
KALELDO (Summer Heat, 2006, 9.2.) Miteinander verknüpfte Episoden im Leben einer Familie, unaufgeregt, fließend, und doch voller Eruptionen und Dramen: Der verwitwete Holzschnitzer Mang Rudy hat drei erwachsene Töchter. Jede von ihnen kämpft auf ihre Weise mit dem dominanten Vater und den eigenen Liebesbeziehungen. Grace, die jüngste, heiratet zu Beginn des Films und hat Schwierigkeiten, sich mit der Familie ihres Mannes und besonders mit der übermächtigen Schwiegermutter zu arrangieren. Lourdes betrügt ihren Mann mit einem Arbeitskollegen. Die älteste Tochter Jess geht offen mit ihrem Lesbisch-Sein um, obwohl ihr Vater ihre Freundin nicht akzeptiert. Drei Elemente – Wind, Feuer, Wasser – strukturieren den Film und überziehen die familiären, persönlichen Kon-flikte mit einem archaischen und über das Individuelle hinausreichenden Element.
MANORO (The Teacher, 2006, 10.2.) beginnt mit dem lebhaften Treiben von Schülern und Eltern bei einer Schulabschlussfeier. Eine der Schülerinnen, die 13-jährige Jonalyn, wird später die titelgebende Lehrerin spielen. Sie gehört zu der Bevölkerungsgruppe der indigenen Aeta, die eigentlich in den Bergen leben, nach dem Vulkanausbruch des Mount Pi-natubo 1991 aber umgesiedelt wurden. Damit stehen sie im Einflussbereich der Regierung, was den Kindern den Besuch von Schulen ermöglicht, und den Älteren erstmals die Möglichkeit gibt, an nationalen Wahlen teilzu-nehmen. Jonalyn macht es sich zur Aufgabe, die Älteren einem Crash-Kurs in Lesen und Schreiben zu unterziehen, damit sie die Namen ihrer Präsi-dentschaftskandidaten auf den Wahlzettel schreiben zu können.

Geradlinig und schnörkellos erzählt FOSTER CHILD (2007, 11.2.) vom Abschied der Familie Manlangqui von ihrem dreijährigen Pflegekind John-John. Die Familie, die aus den Eltern und zwei Söhnen im Teenager-Alter besteht, wohnt in einer ärmlichen Gegend von Manila und nimmt regelmäßig Pflegekinder auf, um die sie sich liebevoll kümmert. Ein letztes Mal verrichten sie gemeinsam mit John-John alltägliche Handlungen vom Frühstücken bis zum Waschen. Später bringen sie ihn in das Hotel, in dem schon seine zukünftigen Adoptiveltern, ein amerikanisches Ehepaar, auf ihn warten.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der dffb.

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