Direkt zum Seiteninhalt springen
Miguel Gomes (*1972) gilt als eines der größten Talente des portugiesischen Kinos und hat mit seinen Filmen bereits große internationale Beachtung gefunden. Wir freuen uns sehr, ihn Ende Mai im Arsenal begrüßen zu können. Die Werkschau wird um zwei Filme ergänzt: Zum einen Murnaus TABU, den Miguel Gomes ausgewählt hat – sein nächster Film wird den gleichen Titel tragen. Zum anderen THE WIZARD OF OZ, auf den Gomes in mehreren Filmen Bezug nimmt und der darüber hinaus für sein gesamtes Œuvre eine wichtige Referenz darstellt. Zur Eröffnung zeigen wir seinen international hoch gelobten Film AQUELE QUERIDO MÊS DE AGOSTO – am 3. Juni folgt dann der Verleihstart des Films durch arsenal distribution.

AQUELE QUERIDO MÊS DE AGOSTO
(Our Beloved Month of August, Portugal/Frankreich 2008, 27.5., in Anwesenheit von Miguel Gomes) Hochsommer im Herzen Portugals, in der bergigen Region um Arganil, wo man im August Wildschweine jagt, Hockey spielt, Waldbrände bekämpft, von Brücken springt, Prozessionen absolviert, Feuerwerke macht, Feste feiert, singt und tanzt. Über dokumentarische Beobachtungen, die sich vor allem auf die populären lokalen Bands und Musikkapellen mit ihren Schlagern konzentrieren, gleitet der Film ganz allmählich in die Fiktion, bis sich schließlich zwischen Realem und Inszeniertem nicht mehr unterscheiden lässt: Es kristallisiert sich eine melodramatische Dreiecksgeschichte um Vater, Tochter und deren Cousin heraus. Gleichzeitig erzählt der Film von seinem eigenen Werden: Ein Filmemacher auf der Suche nach Darstellern, der sich immer wieder selbst in Szene setzt, seinen unglücklichen Produzenten zum Protagonisten macht und den Tönen, die nur sein Tonmann hört, ratlos gegenüber steht. Ein ganz und gar freier Film. Die folgenden drei Filme werden im Kurzfilmprogramm "Kinder, Komik, Kirchengesang" in Anwesenheit von Miguel Gomes gezeigt.

INVENTÁRIO DE NATAL
(Christmas Inventory, Portugal 2000, 28.5.) "Es war einmal" … das Weihnachtsfest einer Großfamilie. Hier als fake-documentary aus der Perspektive von Kindern erzählt: Wasser-Papier-Schlachten im Badezimmer, Salatmonster am Esstisch, Krippenfiguren, die lebendig werden. Ave Maria, Geschenkpapier, Ansprache im Radio und eine Spiderman-Figur, die randaliert.

KALKITOS
(Portugal 2002, 28.5.) Ein groteskes Stummfilm-Musical: in Schwarzweiß, mit stotternder Schlager-Tonspur und Texttafeln mit Dialogen, die die Protagonisten mit schnappenden Fischmündern von sich geben, ebenso wie die Gesangseinlagen. Die zunächst tragische Geschichte eines Jungen, der wie ein Erwachsener aussieht (und deshalb bei Kindern keinen Anschluss findet) – oder anders und mit Gomes gesagt: eines Erwachsenen, der Kind bleiben möchte – nimmt eine glückliche Wendung: Er ist nicht allein! Es gibt ganz viele Kindmänner und also Spielgefährten.

CÁNTICO DAS CRIATURAS
(Canticle of All Creatures, Portugal 2006, 28.5.) Zwischen Super-8-Aufnahmen eines Stadtspaziergangs und naivem Krippenspiel wird Franz von Assisis Loblied auf die Schönheit der Schöpfung neu verhandelt. Ein Troubadour läuft im Jahr 2006 durch Assisi und singt den vom Heiligen Franz verfassten "Sonnengesang". Dann wechselt der Film ins 13. Jahrhundert, vor eine Natur-Kulisse aus Pappe, in der Franziskus, aus einer Ohnmacht erwachend, an Amnesie leidet. Während er Schwester Klara sein Leid klagt, bricht im Reich der Tiere ein Wettbewerb um seine Gunst aus.

A CARA QUE MERECES
(The Face You Deserve, Portugal 2004, 29.5., in Anwesenheit von Miguel Gomes & 31.5.) Eine groteske Komödie mit direktem Bezug zum Märchen vom Schneewittchen, in zwei Teilen, die "Theater" und "Masern" betitelt sind. Was als absurdes Musical mit Gesangseinlagen in märchenhafter und doch realer Szenerie beginnt und von der Misere eines Grundschullehrers handelt, 30 zu werden und die Grenze zum endgültigen Erwachsensein zu überschreiten, verliert im zweiten Teil seine Cowboy-Hauptfigur und dessen Fee, um in einem Haus mitten im Wald den Unter-nehmungen sieben regredierter Männer beizuwohnen, die einem rigiden System von bizarren Regeln unterworfen sind. Ein klaustrophobisches Paralleluniversum, eine hemmungslos verschachtelte Geschichte, eine delirierende Fantasie.

Die folgenden drei Filme werden im Kurzfilmprogramm "Sport und Spiel" gezeigt. PRE EVOLUTION SOCCER'S ONE-MINUTE DANCE AFTER A GOLDEN GOAL IN THE MASTER LEAGUE (Portugal 2004, 30.5.) Die Game-Engine eines Playstation-Spiels liefert die Bilder für diesen einminütigen Tanz ohne Musik, eine eckige, absurde Fußballspieler-Choreografie, im Rhythmus des Wiedergabe-Signals, begleitet von Magnetton-Rauschen und Projektor-Rattern.

ENTRETANTO
(Meanwhile, Portugal 1999, 30.5.) Drei Jugendliche, ein androgynes Mädchen und zwei Jungen, kreisen verliebt umeinander: beim Rugby-Training, einer Swimming-Pool-Party (mit Pornovideo und Stromausfall im richtigen Moment) und am Strand. Küsse zu dritt, Gemeinheiten und halbernste Handgemenge. Surreale Momentaufnahmen fast ohne Worte, dazu die Kinks und Doris Days Schlager "Que sera, sera". Whatever will be, will be.

31
(Thirty-One Means Trouble, Portugal 2001, 30.5.) Nachdem ihr Tennisunterricht ein unvorhergesehenes Ende nahm, machen sich ein Mädchen und ein Junge mit einem Einkaufswagen voller Tennisbälle auf den Weg in Richtung Abenteuer. Ein irrwitziger Film mit Texttafeln und Lochblenden in Stummfilm-Manier, der eigenwillige Zusammenhänge herstellt zwischen THE WIZARD OF OZ und dem Ende der Diktatur in Portugal durch die Nelkenrevolution. Als die beiden ihr Ziel erreichen, wird gerade die portugiesische Flagge eingeholt.

TABU. A STORY OF THE SOUTH SEAS
(F. W. Murnau, USA 1931, 28.5., Einführung: Miguel Gomes) Das eigentlich als Stummfilm konzipierte, an Originalschauplätzen und mit Laiendarstellern gedrehte Südsee-Melodram hat zwei Teile, die "Paradise" und "Lost Paradise" betitelt sind. Erzählt wird die Geschichte der verbotenen, unmöglichen Liebe von Matahi und Reri, die von Priestern zur den Göttern geweihten Jungfrau bestimmt wird und fortan für alle Männer tabu ist.

THE WIZARD OF OZ
(Victor Fleming, USA 1939, 30.5.) Ein Hollywood-Märchen-Musical mit surrealen Einfällen, das nach dem ersten Teil in Schwarzweiß im zweiten Teil in voller Farbenpracht erblüht. Die kleine Dorothy lebt auf einer Farm in Kansas, als ein Wirbelsturm sie mitsamt Haus und Hund in das Zauberland Oz trägt – somewhere over the rainbow. Auf dem Weg zum Zauberer trifft sie kuriose Weggefährten, bevor sie schließlich zum Duell gegen die böse Hexe des Westens antritt.
Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung der Botschaft von Portugal und des Instituto Camões.

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  • Logo des Programms NeuStart Kultur