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THE GHOST AND MRS. MUIR (Ein Gespenst auf Freiersfüßen, Joseph L. Mankiewicz, USA 1947, 1. & 12.3.) Die noch junge Witwe Lucy Muir entflieht mit ihrer kleinen Tochter Anna dem sie einengenden Leben in London bei ihren Verwandten und mietet an der Küste Cornwalls ein Haus. Dass es im Haus spuken soll, kann sie nicht davon abhalten. Der Geist des verstorbenen Seemanns Daniel Clegg, der das Haus erbaut und in ihm Selbstmord begangen hat, versucht auch bald nach bester Geister-Manier, ihr Angst einzujagen und sie zu vertreiben. Als er merkt, dass sie sich nicht einschüchtern lässt, freunden die beiden sich an – bis Lucy von einem Verehrer Avancen bekommt. Die Musik von Bernard Herrmann akzentuiert Stimmungen und Dialoge. REBECCA (Alfred Hitchcock, USA 1940, 2. & 8.3.) Eine junge, schüchterne Gesellschafterin (Joan Fontaine) lernt bei einem Aufenthalt in Monte Carlo den wohlhabenden Witwer Maxim de Winter (Laurence Olivier) kennen. Er verliebt sich in die Natürlichkeit der jungen Frau und macht ihr einen Heiratsantrag. Überglücklich willigt sie ein, seine Frau zu werden. In seinem Anwesen Manderley aber verweist alles auf die erste Mrs. De Winter. Ein hochherrschaftliches Haus, auf dem ein Fluch zu lasten scheint, seine verstorbene Herrin, deren morbide Präsenz auch Jahre nach ihrem Tod das Anwesen heimsucht, und eine Hausdame als "Statthalterin der Toten im Reich der Lebenden" (Klaus Kreimeier) bilden die Pole dieses schauer-erregenden Bermuda-Dreiecks, in dem eine junge Frau an ihrer romantischen Ader, ihrer Naivität und Unbedarftheit zu Grunde zu gehen droht. LOONG BOONMEE RALEUK CHAT (Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben, Apichatpong Weerasethakul, Thailand/GB/F/D/Spanien/NL 2010, 4. & 15.3.) "Geister sind nicht mit Orten verbunden, sondern mit Menschen, mit den Lebenden." So gesellen sich der Geist der verstorbenen Ehefrau und der im Dschungel verschollene Sohn als Affenmensch zu Uncle Boonmee, der selbst nur noch kurze Zeit leben wird und zum Sterben in seine Heimat zurückgekehrt ist. Familie und Freunde nehmen Abschied und begleiten ihn von einer Seinsform in die andere. Mit beeindruckender Intensität und mystizismusfreien Bildern der durchscheinenden Wesen, dem undurchdringlichen Dschungel und der pechschwarzen Nacht erzählt Weerasethakul von Leben und Tod, Reinkarnation und Seelenwanderung. UGETSU MONOGATARI (Erzählungen unter dem Regenmond, Kenji Mizoguchi, Japan 1953, 7. & 16.3.) Ein Dorf inmitten eines von Kriegswirren umtobtem Gebietes im späten 16. Jahrhundert: Der Töpfer Genjuro und sein Schwager Tobei wollen in dieser Situation ihr Glück machen. Genjuro möchte seine Töpfereien auf dem Markt der Stadt verkaufen und so viel Geld verdienen, Tobei als Samurai zu Ruhm und Ehre kommen. Ihre Gewinne gehen vor allem zu Lasten ihrer zurückgelassenen Frauen. Nicht von der Wirklichkeit, sondern von Wunschträumen und Fantasien geleitet ist ihr Weg. So können sie die Zeichen nicht richtig deuten, als auf einer Boots-passage der Tod phantomartig an ihnen vorbeitreibt und sich Genjuro in eine Frau verliebt, die sich als Geist einer längst verstorbenen Prinzessin herausstellt. TABU (Miguel Gomes, Portugal/D/Brasilien/F 2012, 9. & 18.3.) Zwischen der Gegenwart in Portugal und der Vergangenheit in einer ehemaligen Kolonie, zwischen Fiktion und Erinnerung ist TABU angesiedelt. Die exzentrische alte Aurora lebt mit ihrer kapverdischen Haushälterin in Lissabon. Als sie stirbt, wird ihr ehemaliger Liebhaber ausfindig gemacht, der im zweiten Teil die Liebesgeschichte zwischen ihm und der jungen Aurora in Afrika erzählt. Einer Geisterbeschwörung gleicht TABU, aus der Zeit gefallen wie Murnaus Tabu, der 1931, als der Tonfilm in Hollywood schon durchgesetzt war, als Stummfilm gedreht wurde. SCHATTEN (Arthur Robison, D 1923, 11. & 20.3., am Klavier: Eunice Martins) Schatten als trügerische Beweise der Untreue und als probates Mittel der "Therapie" zeigt Robison in diesem deutlich von Freuds Lehren inspirierten Kammerspiel. Zuckende Schatten auf einer Gardine lassen einen krankhaft eifersüchtigen Mann an der Treue seiner Frau zweifeln. Während eines Abendessens glaubt er Beweise gefunden zu haben. Bevor es zum Bruch kommt, inszeniert ein durchreisender Schausteller die Begierden und Ängste der hypnotisierten Anwesenden als Schattenspiel. VAMPYR (Carl Theodor Dreyer, F/D 1932, 14. & 30.3.) ist ein Klassiker des Horrorfilms, der weitgehend auf die Klischees des Genres verzichtet. Durch die fehlende erzählerische Kontinuität von Raum und Zeit schafft Dreyer in seinem ersten Tonfilm eine Atmosphäre der Verunsicherung. Der in einer baufälligen Fabrik und einem leer stehenden Schloss in der Umgebung von Paris gedrehte Film erscheint wie ein Tagtraum, die Bilder, wahrgenommen wie durch einen Gaze-Schleier, sind dominiert von einem gespenstischen Weiß. "Horror hat nichts mit den Dingen zu tun, die uns umgeben, sondern er steckt in unserem Unterbewusstsein." (Dreyer) THE HALFMOON FILES (Philip Scheffner, D 2007, 17. & 27.3.) "Wenn ein Mensch stirbt, irrt er umher und wird ein Geist", hören wir Bhawan Singh sagen, dessen Stimme auf einer Schellackplatte in einem Lautarchiv überdauert hat. Diese und weitere Tonaufnahmen einer Reihe von Kolonialsoldaten, die als Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg im brandenburgischen Wünsdorf interniert waren, werden zum Ausgangspunkt, zentralen Bestandteil und roten Faden einer komplexen audiovisuellen Recherche zur Verflechtung von Politik, Kolonialismus, Wissenschaft und Medien. Aus der akribischen Suche nach Spuren der einstigen Gefangenen entwickelt sich eine besondere erzählerische Freiheit, in der mit der Verschränkung unterschiedlicher Zeitebenen die Grenzen zwischen Realem und Irrealem zu verschwimmen scheinen. THE PURPLE ROSE OF CAIRO (Woody Allen, USA 1984, 22. & 28.3.) In seiner Liebeserklärung an das Kino und einer großartigen Variation des Doppelgängermotivs dreht Allen mit größter Selbstverständlichkeit die klassische Kinoblick-Achse um 180 Grad: Cecilia (Mia Farrow) himmelt den smarten Tropenforscher Gil auf der Leinwand gerade zum fünften Mal an, als dieser ihren Blick unvermutet erwidert und zu ihr in den Zuschauerraum hinabsteigt. Die Grenzen zwischen Kino und Wirklichkeit werden lässig über den Haufen geworfen, nicht nur Cecilias Leben, sondern ganz Hollywood gerät durcheinander. Schließlich soll der Gil-Darsteller Shepard seinem Schatten den Weg zurück in die Welt derselben weisen. DYBUK (Der Dibbuk, Michał Waszyński, Polen 1938, 25. & 31.3.), Frühe Verfilmung von An-Skis gleichnamiger Bühnenfassung der jüdischen Legende: Ein junger Talmudstudent stirbt an gebrochenem Herzen, weil die ihm bestimmte Braut einen anderen heiraten muss. Am Tag ihrer Hochzeit wird die junge Frau vom Geist ihres Geliebten, vom Dibbuk, besessen. In der Kombination von Mystizismus und Expressionismus entstand eines der großen Meisterwerke des jiddischen Kinos. (mg, al)

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