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IGNOTI ALLA CITTÀ (I 1959), STENDALÌ (I 1959) und LA CANTA DELLE MARANE (I 1962) entstanden in Kooperation mit Pier Paolo Pasolini, der den Kommentartext zu den drei Filmen beisteuerte. IGNOTI ALLA CITTÀ zeigt das Leben Jugendlicher am Stadtrand von Rom in den beengten Wohnräumen der Mietskasernen, das Wühlen in den Müllbergen der Großstadt, die Arbeit als Hilfsarbeiter. Die Freizeit am Stadtrand von Rom steht im Mittelpunkt von LA CANTA DELLE MARANE, der das sommerliche Planschen von Kindern in den antiken Flussläufen Roms (den marane) zeigt. STENDALÌ und MARIA E I GIORNI 
(I 1959) verbindet eine andere Linie: die Dokumentation des Verschwindens von Traditionen und Lebensweisen. (4.2., in Anwesenheit von Cecilia Mangini und Paolo Pisanelli) ESSERE DONNE (I 1965, 5.2., in Anwesenheit von Cecilia Mangini und Paolo Pisanelli) seziert präzise die paternalistische Arbeitsteilung im Italien des Wirtschaftswunders. Indem der Film die Arbeit von Frauen in der Fabrik, im Haushalt, in der Landarbeit, der Tabakverarbeitung nebeneinanderstellt, wird neben der kapitalistischen die sexistische Strukturierung der italienischen Gesellschaft sichtbar. Kaum ein europäisches Kino hätte Anfang der 60er Jahre einen so klugen Film zu Fragen der Migration hervorbringen können wie FATA MORGANA (I 1961, 5.2.) von Lino del Fra und Cecilia Mangini. Ausgehend von der Ankunft süditalienischer Migrant_innen auf dem Bahnhof von Mailand entfaltet der Film eine Reflexion über die Bedeutung der Migration für die italienische Arbeitswelt, schildert ihre Lebensumstände und analysiert das Wechselspiel zwischen dem Blick der norditalienischen Gesellschaft auf die Migrant_innen und deren Umgang mit diesen Erwartungen. IN VIAGGIO CON CECILIA (I 2013, 5.2., in Anwesenheit von Cecilia Mangini und Paolo Pisanelli): Im Sommer 2012 reisen die beiden Regisseurinnen Cecilia Mangini und Mariangela Barbanente durch Apulien und spüren den Veränderungen nach, die die Region in den 60er Jahren durchlebt hat. IN VIAGGIO CON CECILIA bringt einige zentrale Filme aus Cecilia Manginis Werk erneut in Kontakt mit der Wirklichkeit, die die Filme hervorbrachte. Einer dieser Filme ist TOMMASO (I 1965, 5.2.), ein kurzer, berührend schlichter Film über die Träume eines jungen Mannes. Während dieser auf seinem Moped durch die Straßen von Bari kurvt, träumt er von der Arbeit in der petrochemischen Fabrik, von monatlich 1500 Lire, um sich ein besseres Moped zu kaufen, um voranzukommen. Der Film dekonstruiert seine Träume, konfrontiert sie in der Montage mit der Wirklichkeit, aber – und das ist die Stärke des Films – er belässt den Träumen ihre Würde. COMIZI D'AMORE 80 (I 1983, 6.2.) greift das Konzept von Pier Paolo Pasolinis "Comizi d'amore" von 1965 auf: eine Umfrage über Einstellungen und Vorstellungen der Italiener_innen zu Sexualität. 1981/82 befragen Cecilia Mangini und Lino Del Fra für die vier Folgen dieses letzten großen gemeinsamen Dokumentarfilmprojekts erneut landauf landab Italiener_innen. Nach Fertigstellung des Films dauerte es ein Jahr, bis das italienische öffentlich-rechtliche Fernsehen den Mut zur Ausstrahlung fand. Für einen kurzen Moment blitzt 1970 die Jugendrevolte um 1968 in zwei Filmen auf, für die Cecilia Manginis Mann Lino del Fra verantwortlich zeichnet: Der erste ist COME FAVOLOSI FUOCHI D'ARTIFICIO (I 1967, 6.2.) – ein skeptischer Blick auf den Spontaneismus der Rebellion und die Schnittstellen zwischen Rebellion und Konsumkultur. V. & V. (I 1972, 6.2.), der zweite der Filme, gewährt einen kurzen intimen Einblick in das Zusammenleben eines jungen Aktivistenpaars in einer gemeinsamen Wohnung. In den Aufnahmen des Paars und den Gesprächen skizziert der Film einen Einblick in die Jugendwelt der Zeit der sexuellen Revolte voll Vertrauen zwischen Filmenden und Gefilmten. ALL'ARMI SIAM FASCISTI (I 1962, 7.2.) ist ein unglaublicher Film als Reaktion auf unglaubliche Ereignisse: Keine 15 Jahre nach Kriegsende und dem Tod Mussolinis bildete der Christdemokrat Tambroni im Frühjahr 1960 eine konservative Minderheitsregierung mit Unterstützung des faschistischen Movimento Sociale Italiana (MSI). Proteste gingen durch das ganze Land. Als Reaktion montierten Cecilia Mangini, Lino del Fra und Lino Micciché Archivmaterial vom Aufstieg und der Herrschaft des italienischen Faschismus zu einer der ersten filmischen Überblicksdarstellungen. Der Film ist ein frühes und heute außerhalb Italiens in Vergessenheit geratenes Beispiel für den Kompilationsfilm, der bestimmenden analytischen Filmform der 60er Jahre. (ft) Die Filmreihe wird organisiert von Serena Barela, Fabian Tietke und Cecilia Valenti in Zusammenarbeit mit Cecilia Mangini und Paolo Pisanelli in Kooperation mit Cinema del Reale, Big Sur, Officinavisioni, der Apulia Film Commission und dem Archivio Audiovisivo del movimento operaio e democratico (aamod). Die Reihe wurde ermöglicht durch eine Förderung des Künstlerinnenprogramms des Landes Berlin. Mit freundlicher Unterstützung durch das Italienische Kulturinstitut Berlin.

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