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MATRIX (Larry Wachowski, Andy Wachowski, USA 1999, 2. & 11.2.) Wie ein grüner Regen ergießen sich Kolonnen von Zahlen, Kana-Zeichen und Buchstaben über die Leinwand – die flirrenden Computer-Codes sind jenseits des Vorspanns aller drei Matrix-Filme längst zum Key Visual der Marketingkampagne für die Filme geworden. Innerhalb des Films verbirgt sich im digitalen Regen ein Computercode, der den Menschen eine längst nicht mehr existierende Realität vorgaukelt. Computer-Hacker Neo (Keanu Reeves) nimmt den Kampf gegen die fluoreszierende Übermacht auf. DER ZYNISCHE KÖRPER (Heinz Emigholz, BRD 1986–90, 3.2.) In dem experimentellen Spielfilm wird für eine Gruppe von Künstlern das Sterben eines Freundes zur Konfrontation mit dem eigenen Überleben. Der "komplexe, tolle, witzige, packende Maler-Dichter-Philosophie-Sex-Film handelt vom Zusammenhang zwischen Bauten und Körpern und Landschaften, zwischen philosophischen Texten und Daliah-Lavi-Schlagern." (Hans Schifferle) Die Notizbücher des verstorbenen Lektors Roy dienen seinen Freunden zur Rekonstruktion der gemeinsamen Vergangenheit: der Schriftsteller Carl, seine Mitbewohnerin, die Fotografin Liza, der Architekt Jon, für den Liza fotografiert, der Zeichner Fred, mit dem Carl Situationen seines Romans durchspielt, und die Übersetzerin Bela, die Freud'sche Versprecher sammelt. PIERROT LE FOU (Jean-Luc Godard, F/I 1965, 4. & 10.2.) Neonschrift, Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Buchstabenfragmente großformatiger Schilder, Buchseiten – Godards Umgang mit Schrift und Wort in PIERROT LE FOU ähnelt in seinem zitierenden und fragmentierenden Gestus dem radikalen Unterteilen seines filmischen Universums. Ein "Fiebertraum" (JLG), der in Form einer eigenwilligen Hommage an den Film noir die Geschichte eines Gangsterpaares (Anna Karina und Jean-Paul Belmondo) erzählt, das der Pariser Gesellschaft den Rücken kehrt und sich raubend nach Südfrankreich absetzt. LE FILM EST DÉJÀ COMMENCÉ? (Maurice Lemaître, F 1951, 23. & 28.2.) Das Schlüsselwerk des lettristischen Films war ursprünglich mit begleitender Intervention gedacht: "Dieser Film sollte unter besonderen Voraussetzungen gezeigt werden: auf einer Leinwand, die aus neuen Formen und Materialien besteht, und mit spektakulären Vorgängen im Vorraum und im Kino selber (Unterbrechungen, großes Gedrängel, Dialoge, die laut mitgesprochen werden, Konfetti und auf die Leinwand gerichtete Schüsse …)." (M.L.) Auch ohne Performance ist der Film ein radikales Werk: Lemaître kombiniert unterschiedlichste Filmszenen, montiert Positiv-, -Negativ- und Schwarzfilm, beschädigtes Filmmaterial, bemalt, stanzt und zerkratzt den -Filmstreifen, präsentiert Texttafeln mit vermeintlichen Credits oder Zuschauerermahnungen, Selbstbeschimpfungen, Collagen oder Wortfragmenten. Die Tonspur besteht aus einem langen Monolog, unter- und überlagert von lettristischen Gedichten. Die ersten Aufführungen endeten im Skandal – der Einfluss des Films auf die Nouvelle Vague und die spätere Avantgarde ist unbestritten. SO IS THIS (Michael Snow, Kanada 1982, 24.2. „Der Film ist ein Text. Jede Einstellung besteht aus einem leinwandfüllenden Wort in weißen Buchstaben vor schwarzem Hintergrund. Mit formalistischer Kriegslust droht SO IS THIS seinen Zuschauern, sie zum Lachen zu bringen, zum Weinen und dazu, ‚'die Gesellschaft zu verändern'. (…) Snow kreiert eine Art bewegte konkrete Poesie. Gleichzeitig macht er einer theoretischen Debatte – Ist Film eine Sprache? – einen Strich durch die Rechnung." (Jim Hoberman) SO IS THIS läuft in einem Programm mit ZORNS LEMMA (Hollis Frampton, USA 1970, 24.2.) Ein Klassiker des strukturellen Films, betitelt in Anlehnung an eine Theorie aus dem Bereich der Mengenlehre des deutsch-amerikanischen Mathematikers Max Zorn. Der Film "exemplifiziert den Übergang vom alphabet-gelenkten Denken zum kinematischen, indem ein Alphabet aus 24 Bildern sich nach und nach an die Stelle der alten Letternreihe setzt, wobei ein jeder Bildbuchstabe eine Sekunde lang steht, das heißt, bei der heutigen Vorführgeschwindigkeit sich 24-mal wiederholt." (Frieda Grafe) ABSCHIED VON GESTERN (Alexander Kluge, BRD 1966, 22. & 27.2.) Kluges programmatisch betiteltes Langfilmdebüt erzählt von der jungen jüdischen Anita G., die aus der DDR in die Bundesrepublik kommt. Juristen und Bewährungshelfer versuchen sie zu erziehen, bald befindet sie sich wieder auf der Flucht. Zahlreiche Zwischentitel unterbrechen die nüchtern-distanzierte, teilweise ironische Beschreibung und kommentieren messerscharf – "Wahrheit, wenn sie ganz ernst auftritt, wird totgeschlagen!" – die gesellschaftlichen Zustände in der BRD. (mg)

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