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Monica Vitti, 1931 als Maria Luisa Ceciarelli in Rom geboren, studierte Schauspiel an der Accademia d'Arte Drammatica und begann anschließend ihre Karriere beim Theater. 1957 lernte sie als Synchronsprecherin für "Il Grido" Antonioni kennen, mit dem sie in den frühen 60er Jahren in kurzer Abfolge vier Filme drehte. In Antonionis Studien der Entfremdung des Menschen in der Moderne, der Einsamkeit und Beziehungslosigkeit wurde sie mit ihrem reduzierten und konzentrierten Spiel zur Ikone der Unnahbarkeit.
Ab Mitte der 60er Jahre wandte sie sich der Commedia all'italiana zu, ein populäres Kino, das realistischen Humor und bissige Satire mit der Kritik an den Gewohnheiten des Bürgertums und an den herrschenden Verhältnissen verband. Sie avancierte zum weiblichen Star der italienischen Komödie, die ansonsten von Männern dominiert war und drehte auch im europäischen Ausland mit Regisseuren wie Joseph Losey und Luis Buñuel. Monica Vitti spielte in über 50 Filmen fürs Kino und Fernsehen mit, bevor sie sich aus dem Schauspielgeschäft zurückzog, selber unterrichtete, schrieb und Regie führte.

L'AVVENTURA
(Michelangelo Antonioni, I/F 1960, 22. & 28.3.) Der erste Teil der italienischen Trilogie und die erste Zusammenarbeit von Anto-nioni und Monica Vitti ist ein Schlüsselwerk der filmischen Moderne. Bei einem Bootsausflug zu den Liparischen Inseln verschwindet eine junge Frau (Lea Massari). Die Suche nach ihr bleibt erfolglos. Wenig später beginnt ihr Freund (Gabriele Ferzetti) eine Beziehung mit der besten Freundin (Monica Vitti) der Verschollenen. Die Story tritt hinter Antonionis intensiven Beobachtungen einer Gruppe von Menschen zurück, die er zwischen imposanten Bauten und Monumenten ansiedelt. "Ich weiss nicht, ob ich eine gute Schauspielerin bin, ob ich so gespielt habe, wie ich sollte, oder ob ich schlecht war. Ich weiss nur, dass ich für einen aussergewöhnlichen Film alles gegeben habe, was ich konnte." (Monica Vitti)

MODESTY BLAISE
(Joseph Losey, GB 1966, 23. & 29.3.) ist eine kunterbunte, auf einer Comic-Vorlage basierende Persiflage auf die Spionagefilme der 60er Jahre, mit Monica Vitti als Doppelagentin Modesty Blaise. Vom britischen Geheimdienst wird sie beauftragt, eine Diamantenlieferung an einen arabischen Scheich zu beaufsichtigen. Ihr auf den Fersen sind ihre Widersacher Mr. und Mrs. Fothergill. Der Plot ist Nebensache in der fantasievoll inszenierten Komödie von Joseph Losey, in der sich Monica Vitti mit ihrem kehligen Lachen wie alle anderen Darsteller_innen prächtig zu amüsieren scheint.

LA NOTTE
(Die Nacht, Michelangelo Antonioni, I/F 1961, 24. & 31.3., Einführung: Uta Felten) Ein Tag im Leben des Ehepaars Giovanni (Marcello Mastroianni) und Lidia (Jeanne Moreau). Zwischen dem Besuch eines todkranken Freundes (Bernhard Wicki) im Krankenhaus, der im Verlauf des Films stirbt, und der Party eines Großindustriellen in Mailand verlaufen 24 Stunden der sukzessiven Auflösung einer Beziehung. Eine Begegnung mit Valentina (Monica Vitti), der Tochter des Industriellen, verschärft die Spaltung – während Giovanni sich unwiderstehlich von ihr angezogen fühlt, erkennt Lidia darin den Verlust ihrer Liebe. Ohne jeglichen dramatischen Effekt, dafür mit gestochen scharfen, klaren Schwarzweiß-Einstellungen entwirft Antonioni eine Geometrie der Einsamkeit.

DRAMMA DELLA GELOSIA
(Eifersucht auf Italienisch, Ettore Scola, I/Spanien 1970, 24. & 27.3.) Der Maurer Oreste (Marcello Mastroianni) steht vor Gericht: Er hat ein frischvermähltes Paar attackiert. Wie es dazu kam, erzählt eine Rückblende, die damit beginnt, dass der betrunkene Oreste eine Erscheinung auf einem Karussell erblickt. Es ist die Blumenverkäuferin Adelaide (Monica Vitti), mit der ihn sogleich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte verbindet. Dass er eigentlich verheiratet ist, tut dem keinen Abbruch. Bei einer Demonstration der kommunistischen Partei freundet er sich mit dem Pizzabäcker Nello (Giancarlo Giannini) an, der sich ebenfalls in Adelaide verliebt. Sie erwidert seine Gefühle, möche aber Oreste nicht verlieren. Der Versuch einer Ménage-à-trois geht mit einem Selbstmordversuch unrühmlich zu Ende. Die turbulente Dreieckskomödie, mit einer vor Vitalität übersprudelnden Monica Vitti, ist eine Sittenkomödie, die die Lebensumstände ihrer Protagonisten genau in den Blick nimmt und in atemberaubendem Wechsel ständig zwischen Drama und Humor schwankt.

L'ECLISSE
(Sonnenfinsternis/Liebe 1962, Michelangelo Antonioni, I/F 1962, 25. & 27.3.) ist der Abschluss der italienischen Trilogie Antonionis. Am Anfang steht eine Trennung: Nach einer langen Nacht voller Diskussionen verlässt Vittoria (Monica Vitti) ihren Freund Riccardo. Über ihre Mutter, eine leidenschaftliche Spekulantin, lernt sie den Börsenmakler Pietro (Alain Delon) kennen. Die neue Beziehung steht aufgrund von Kommunikationsunfähigkeit und fehlender Beziehungsbereitschaft unter einem schlechten Stern. In zwingender Konsequenz entwickelt sich aus der Auflösung sozialer Bindungen das Verschwinden der Protagonisten. In einer langen Schlusssequenz zeigt Antonioni eine menschenleere Stadt, die zum Sinnbild des der Welt verlustig gegangenen Menschen wird.

LA RAGAZZA CON LA PISTOLA
(Mit Pistolen fängt man keine Männer, Mario Monicelli, I 1968, 25. & 30.3.) Die schöne Sizilianerin Assunta (Monica Vitti) wird vom jungen Vincenzo entführt, der plant, sie dermaßen "entehrt" heiraten zu können. Assunta ist von dieser Aussicht aber so begeistert, dass Vincenzo vor lauter Angst nach England flieht. Mit einer Pistole bewaffnet reist Assunta ihm nach. In England angekommen, steht nicht nur die Auseinandersetzung mit Vincenzo an, sondern auch die Begegnung mit einer gänzlich anderen, liberalen Kultur. Seinen Witz gewinnt LARAGAZZA CON LA PISTOLA aus der Gegenüberstellung von sizilianischem Temperament und britischer Lakonie und lebt dabei ganz vom Charme, dem komischen Talent und der Persönlichkeit Monica Vittis.

IL DESERTO ROSSO
(Die rote Wüste, Michelangelo Antonioni, I/F 1964, 26. & 30.3.) Die an ihrer lieblosen Ehe verzweifelnde Giuliana (Monica Vitti) findet nach einem Unfall nicht wieder in ihr alltägliches Leben zurück. Sie leidet an Angstzuständen und kann sich nicht mehr um ihren kleinen Sohn kümmern. Der Umgebung, wie sie sie wahrnimmt, wurde jegliches Leben ausgetrieben. Sie besteht aus kalten Innenräumen und zerstörten Industrieanlagen. Ihre Eindrücke verwandeln sich in apokalyptische Visionen des Verfalls. Eine komplexe Farbdramaturgie, gebrochenes Licht und vor allem die intensiven Rottöne bilden die farbliche Textur für diesen Film über Wahrnehmungsverschiebungen und Realitätsverlust.

IO SO CHE TU SAI CHE IO SO
(Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß, Alberto Sordi, Italien 1982, 26. & 29.3.) Der leitende Bankangestellte Fabio Bonetti (Alberto Sordi) führt ein mustergültiges Leben als liebender Ehemann und Vater in Rom  – so denkt er zumindest. Sein bürgerliches Weltbild wird erschüttert, als er erfährt, dass seine Frau Flavia (Monica Vitti) aufgrund einer Verwechslung wochenlang von einem Privatdetektiv beschattet wurde. Die dabei entstandenen Super8-Aufnahmen schaut er sich heimlich in seinem Landhaus an, um feststellen zu müssen, dass hinter seinem Rücken alles anders ist als es scheint. (mg/al)

Mit freundlicher Unterstützung durch das Italienische Kulturinstitut Berlin.

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