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Davi Prettos RIFLE begibt sich in die Weiten des brasilianischen Südens und inszeniert dort einen modernen Western: Ein junger, wortkarger Ex-Soldat soll das Anwesen eines Kleinbauern schützen. Als ein Agrarkonzern das Land aufkaufen will, greift er zu drastischen Mitteln. Die peruanischen Brüder Alvaro und Diego Sarmiento nähern sich in beeindruckenden Bildern dem langsamen Tempo des grünen Flusses: RIO VERDE. EL TIEMPO DE LOS YAKURUNAS (Green River. The Time of the Yakurunas) ist eine aufmerksame Beobachtung des Alltags von indigenen Bewohnern des Amazonasgebietes. Die Chilenin Camila José Donoso porträtiert in CASA ROSHELL eine ungewöhnliche Einrichtung in der mexikanischen Hauptstadt: Dort lernen Männer tagsüber, wie man zur Frau wird, nachts steigt die Party. In dieser kleinen Utopie verschwimmen jegliche Grenzen: zwischen schwul, bi und hetero, männlich und weiblich, Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fiktion. Lebensnah und surreal zugleich ist Vladimir Duráns Debütfilm ADIÓS ENTUSIASMO (So Long Enthusiasm), einer von gleich drei argentinischen Filmen im Hauptprogramm. Der zehnjährige Axel wohnt mit seiner Mutter und seinen drei Schwestern zusammen in einer Wohnung in Buenos Aires. Eine ganz normale Familie – wäre die Mutter nicht eingesperrt. Der Bildhauer und Installationskünstler Adrián Villar Rojas zeigt mit EL TEATRO DE LA DESAPARICIÓN (The Theatre of Disappearance) ein hypnotisierendes Triptychon, das einen latenten Kriegszustand in mal sinnlich, mal scheinbar zufällig verknüpften Bildern von verschiedenen Kontinenten und in disparaten Stilen darstellt. Der komplexen jüngeren Geschichte Argentiniens nähert sich Albertina Carris CUATREROS (Rustlers): Isidro Velázquez war ein Räuber und Dissident der 60er Jahre, sein Leben war Vorlage für ein soziologisches Buch ihres Vaters Roberto Carri und einen inzwischen verschollenen Spielfilm. Anhand von Archivbildern versucht die Regisseurin, ihre Biografie mit historischen Umständen in Einklang zu bringen. Auch andere Filme im Programm beschäftigen sich mit filmischen Archiven und der Arbeit mit ihnen. Die Portugiesin Filipa César begibt sich nach Guinea-Bissau, wo Anfang der 70er Jahre Akteure eines militanten Kinos den Befreiungskampf und die ersten Jahre der Unabhängigkeit festhielten. Ihr experimenteller Dokumentarfilm SPELL REEL macht die Spuren dieser Filmpraxis sichtbar. Auch Mary Jirmanus Sabas SHU'OUR AKBAR MIN EL HOB (A Feeling Greater than Love) beschäftigt sich mit Zusammenhängen von Revolution und Kino und untersucht dabei die Arbeitskämpfe, die 1972/73 in Beirut zu einer -Revolution hätten führen können, im Verlauf des Bürgerkriegs jedoch in konfessionellen Grabenkämpfen erstickt wurden. Nachdem das Sensory Ethnographic Lab bereits mit Filmen wie "Sweetgrass"und "Leviathan" in Forum und Forum Expanded vertreten war, kehren mehrere seiner Schlüsselfiguren zurück. Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor verarbeiten mit SOMNILOQUIES Tonaufnahmen des berühmten Schlafredners Dion McGregor. J.P. Sniadecki und Joshua Bonnetta sezieren in EL MAR LA MAR die Sonora-Wüste – eine Landschaft, die von der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze gezeichnet ist. Unter den zahlreichen starken dokumentarischen Arbeiten im Programm finden sich in diesem Jahr auch deutsche. Heinz Emigholz, seit vielen Jahren eine bekannte Größe im Forum, kehrt mit der Serie Streetscapes zurück, die vier eigenständige Filme lose miteinander verknüpft. 2+2=22 [THE ALPHABET] dokumentiert die Aufnahmen für das Album ABC der Elektronikband Kreidler in Tiflis, Georgien. BICKELS [SOCIALISM] beschäftigt sich mit der Architektur Samuel Bickels, der von den 50er bis in die 70er Jahre zahlreiche Kibbuzbauten und Museen in Israel realisierte. Einen fiktionalisierten Dialog zwischen einem Regisseur und seinem Therapeuten, der auf Protokollen psychoanalytischer Sitzungen von Emigholz basiert, zeigt STREET-SCAPES [DIALOGUE],gedreht in Gebäuden von Julio Vilamajó, Eladio Dieste und Arno Brandlhuber in Uruguay und Berlin, die auch im Schlusskapitel DIESTE [URUGUAY] wieder auftauchen. Ann Carolin Renninger und René Frölke begleiten in AUS EINEM JAHR DER NICHTEREIGNISSE (From a Year of Non-Events) ein Jahr im Leben eines norddeutschen Bauern, der fast 90-jährig alleine auf seinem Hof lebt. Die Beobachtungen des Alltäglichen und der Natur verschmelzen zum Bild einer pragmatisch-resoluten Lebenshaltung. Mit Nicolas Wackerbarths CASTING ist auch der deutsche Spielfilm vertreten. Bei der Besetzung der Hauptrolle eines Fassbinder-Remakes fürs Fernsehen will Regisseurin Vera keine Kompromisse eingehen. Anspielpartner Gerwin trifft auf eine Riege prominenter Schauspielerinnen und wittert eine Chance, sich zu profilieren. Brillant besetzt ist der Film mit Ursina Lardi, Andrea Sawatzki, Corinna Kirchhoff, Judith Engel und vielen anderen. Eine Retrospektive rund um das Schaffen des vielseitigen Regisseurs und Schriftstellers Ahmed Bouanani rundet das Programm ab. Ali Essafi porträtiert den streitbaren, 2011 verstorbenen Pionier des künstlerischen marokkanischen Kinos in seinem Film EN QUÊTE DE LA SEPTIÈME PORTE. In insgesamt sechs historischen Programmen zeigen wir 35-mm-Kopien der Filme Bouananis und seiner Weggefährten und Mitstreiter Hamid Bennani, Ahmed El Maânouni, Mohamed Reggab, Mohamed Afifi und Majid Rechiche. Mitglieder im Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. erhalten für alle Vorführungen von Forum und Forum Expanded eine Ermäßigung auf den regulären Ticketpreis (gegen Vorlage des Mitgliedsausweises). Auch der Einsatz von Sammelkarten (erhältlich nur im Kino Arsenal) ist in allen Spielstätten von Forum und Forum Expanded möglich.

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